Orientierung und Navigation: Leben retten mit Galileo-Satelliten

03.01.2006

Europa baut derzeit ein eigenes Satelliten-Navigations-System auf. Dank "Galileo" sollen Menschen bald überall auf der Welt bis auf zehn Zentimeter genau feststellen können, wo sie sich gerade befinden. Galileo soll angeblich viel besser sein als das us-amerikanische "Global Positioning System" (weltweites Positions-Bestimmungs-System), das du bestimmt unter seiner Abkürzung GPS kennst.


Galileo-Satelliten senden Signale auf die Erde und können recht genau unseren Standpunkt bestimmen. Sie sollen bald sogar Menschen unter Lawinen finden können. (Quelle: ESA)

Vielleicht ist im Auto deiner Eltern bereits ein so genanntes "Navigations-System" eingebaut. Dann kennst du bestimmt die Stimme, die Dinge sagt wie: "An der nächsten Kreuzung rechts abbiegen" oder "In 200 Metern haben Sie Ihr Ziel erreicht." Der Fahrer wird sicher durch den Verkehrs-Dschungel geleitet, weil Satelliten im All seinem Gerät ständig die aktuelle Position des Autos mitteilen.

Bislang gibt es nur ein einziges Navigations-System: GPS (englisch ausgesprochen "Dschie-Pie-Ess"), das in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) entwickelt wurde. Allerdings hat GPS den Nachteil, dass es vom us-amerikanischen Verteidigungsministerium kontrolliert wird. Im Irakkrieg hat das US-Militär manchmal alle seine Navigationssatelliten selber gebraucht, um seinen Truppen immer mitteilen zu können, wo sie sich genau befinden. Für andere Benutzer, wie zum Beispiel Autofahrer in Europa, war GPS in dieser Zeit gesperrt.

Die US-Regierung hat außerdem ein Interesse daran, dass sich Menschen zum Beispiel in militärischen Sperrgebieten nicht anhand von GPS zurechtfinden können. Darum sind in diesen Regionen die GPS-Daten sehr ungenau. Das hat allerdings den Nachteil, dass sich Flugzeuge in der Luft oder Schiffe auf hoher See nicht auf diese Daten verlassen können. Dabei kann es sehr wichtig sein, dass sie ihre Position immer genau kennen - zum Beispiel dann, wenn Flugzeuge notlanden müssen. Das ist einer der Gründe, weshalb die Europäische Raumfahrtbehörde (Esa) dabei ist, ein neues Navigations-System zu entwickeln, das nicht vom Militär kontrolliert wird. Es soll "Galileo" heißen und bis 2010 fertig sein.

Satellitenringe in 23.000 Kilometern Höhe

Bis 2010 sollen 30 Galileo-Satelliten auf drei Bahnen die Erde umkreisen. (Quelle: ESA)

Am 28. Dezember 2005 ist deshalb zum ersten Mal ein Galileo-Testsatellit von einer russischen Rakete ins All gebracht worden. Er soll den Wissenschaftlern am Boden zeigen, ob die komplizierte Technik funktioniert. Dazu gehört eine besonders präzise Atomuhr aus der Schweiz. Wie wirken sich die Schwerelosigkeit und die extremen Temperaturen auf diese Uhr und die restlichen Satellitenteile aus? Kann der Himmelskörper alle erforderlichen Funksignale reibungslos empfangen und zur Erde zurücksenden?

Wenn der Test erfolgreich abgeschlossen ist, dann sollen in vier Jahren 30 Galileo-Satelliten in rund 23.000 Kilometern Höhe die Erde umkreisen. Auf drei verschiedenen Umlaufbahnen sollen je je zehn Satelliten unseren Planeten umkreisen. Davon arbeiten allerdings nur neun, da der zehnte als Notfall-Reserve gedacht ist, falls einer der anderen Himmelskörper seinen Geist aufgibt. Insgesamt sollen also 27 Satelliten (dreimal neun) haargenaue Zeitsignale aussenden und dabei den gesamten Erdboden erfassen.

Satelliten-Signale sollen Leben retten können

Handys sollen zu Ortsführern werden. (Quelle: Medion)

Die Navigations-Geräte auf der Erde sollen anschließend Kontakt zu den Satelliten aufbauen. Aus den Positionen der Himmelskörper und deren Zeitsignalen soll ein Computerprogramm blitzschnell den Standort des Gerätes erfassen. Selbst Handys sollen künftig mit Galileo-Navigationssystemen ausgestattet werden, um den suchenden Benutzer sicher ans Ziel zu führen.

Solche Handys können natürlich leicht wieder gefunden werden, wenn man sie einmal verloren hat. Auch wer sein Handy bei sich trägt, soll in Notfällen leicht aufgespürt werden können - zum Beispiel dann, wenn er von einer Lawine verschüttet worden ist. Mit dem Galileo-Signal sollen Rettungsdienste vermissten Menschen schnell helfen können.

Es gibt noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. So könnten Flugzeuge auch bei schlechter Sicht überall auf der Welt sicher landen. In Zügen könnten Gleise automatisch umgestellt werden, bevor es zu einem Zusammenstoß mit einer anderen Lok kommt. Fischfangflotten könnten überwacht werden, ob sie ihre Netze nicht in geschützten Gewässern auswerfen.

Gemeinschaftsprojekt vieler Länder

Die EU verspricht sich über 100.000 neue Arbeitsplätze durch Galileo. (Quelle: ESA)

Es werden sicherlich noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten entdeckt werden, an die bisher noch niemand denkt. 100.000 bis 150.000 Arbeitsplätze sollen dabei weltweit entstehen, wünscht man sich bei der Europäischen Union, die das Navigations-Projekt gemeinsam mit der Esa betreibt.

Galileo ist inzwischen weltweit auf großes Interesse gestoßen. Neben den Mitgliedern der Europäischen Union und den Esa-Staaten (hier arbeiten auch die Schweiz und Kanada mit) sind auch viele andere Länder an Galileo beteiligt. Unter ihnen sind Israel, die Ukraine und drei der bevölkerungsreichsten Länder der Erde: China, Indien und Brasilien. Dagegen hatte die Regierung der USA erfolglos versucht, das Projekt zu verhindern.

Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.

letzte Aktualisierung: 03.02.2010

Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.

20 Bewertungen für diesen Artikel