Lexikon: Realismus

von Tanja Lindauer

Tolstoi auf einem Gemälde des russischen Malers Iwan Nikolajewitsch Kramskoi. (Quelle: Wikipedia)

Der Realismus bezeichnet in der Literatur und Kunst eine Geisteshaltung des 19. Jahrhunderts. Die Zeitspanne der literarischen Epoche reicht von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In Deutschland wird sie auch "poetischer" oder "bürgerlicher" Realismus genannt. Im Realismus wandten sich die Autoren der Beschreibung der Wirklichkeit zu. Sie wollten aber nicht bloß die nackte Wahrheit wiedergeben, sondern den Stoff dichterisch gestalten.

Der Realismus schließt sich an die Epoche der Romantik an, die ja gerade nicht um möglichst wirklichkeitstreue Beschreibungen bemüht war. Die Romantiker waren vielmehr darauf bedacht, übernatürliche, unheimliche oder traumhafte Situationen zu schildern. Die Autoren des Realismus hingegen wandten sich der Wirklichkeit zu. Dabei kann man zwei Richtungen beobachten, den "Regionalismus" und den "Historismus". Große gesellschaftliche Probleme mieden die Autoren, sie beschrieben zum Beispiel viel eher ihre Heimat oder ganz bestimmte Personengruppen. Oftmals wird auch nur von bestimmten Figuren und ihrem Leben erzählt. Oder die Autoren griffen eben geschichtliche Themen in ihren Werken auf. Sie versuchten, dabei ihre eigenen Meinungen nicht in den Text mit einfließen zu lassen. Dabei war es aber wichtig, die Wirklichkeit nicht nur zu beschreiben, sondern die Literatur sollte sie auch verarbeiten.

Und auch die Lyriker, also die Dichter, wollten in ihren Gedichten die Realität nicht einfach nur darstellen, sondern eine poetische Welt realistisch erscheinen lassen. Bekannte deutsche Lyriker waren zum Beispiel Theodor Fontane, Theodor Storm oder Gottfried Keller. Es wurden auch "Dinggedichte" geschrieben. Das sind Gedichte, die einen bestimmten Gegenstand, ein Ding, beschreiben.

Die deutschen Realisten erzählten vor allem von Menschen aus dem bürgerlichen Leben, nicht aber von armen Leuten aus den "unteren Schichten". Sie waren auch bestrebt, dass "Hässliche" der Welt aus ihren Werken auszuklammern. Im Bereich der Epik, also der Geschichten und Romane, war der Schriftsteller Theodor Fontane sehr bekannt. Mit seinen Geschichten, die die Realität beschrieben, übte er aber auch Kritik, wie etwa bei seinem Roman "Effi Briest". Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit und Fontane wollte damit auf unsinnige Regelungen in der Gesellschaft aufmerksam machen.

Es wurden vor allem Entwicklungs-, Gesellschafts- und Historische Romane verfasst. Beim Entwicklungsroman wird dabei, wie der Name schon verrät, die Entwicklung einer Figur beschrieben, die zu einem Ideal heranwächst - zum Beispiel von einem Jungen zu einem Mann. Im Gesellschaftsroman wird dagegen oftmals Kritik an bestimmten gesellschaftlichen Werten oder Regelungen geübt. Und bei einem historischen Roman wird ein geschichtliches Ereignis beschrieben, dabei muss der Autor sich aber nicht ganz genau an die Wahrheit halten. Daneben gab es noch so genannte Dorfgeschichten, in denen die Handlung meistens aus Sicht eines Bauers geschildert wird.

Berühmte Autoren des Realismus in der internationalen Literatur sind zum Beispiel die großen russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski und Leo Tolstoi, der Schotte Robert Louis Stevenson, der Engländer Charles Dickens oder der Franzose Honoré de Balzac.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 16.10.2011

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