Lexikon: Zentralismus / Dezentralisierung

Frankreich wird oft als Beispiel für einen zentralistisch geprägten Staat genannt: Das politische Zentrum liegt in der Hauptstadt und selbst die Straßen im Land sind sternförmig Richtung Paris ausgerichtet. Seit einiger Zeit versucht man aber, mehr Macht auf die Gemeinden zu verteilen. (Quelle: Armin Hornung/ Wikipedia (CC BY-SA 3.0))

Die Wörter "zentral" oder "Zentrum" hast du bestimmt schon öfter gehört oder auch selbst schon verwendet. Diese Begriffe lassen sich ableiten vom lateinischen Wort centralis, was übersetzt "in der Mitte" oder "im Mittelpunkt befindlich" bedeutet. "Zentral" kann auch "Haupt-" bedeuten, wie etwa in bei dem Begriff "Zentralbehörde". Denn diese Behörde bildet dann den Mittelpunkt und ist somit die wichtigste, also die "Hauptbehörde". Auch in unserem Alltag finden wir Wörter wieder, in denen der Begriff vorkommt. So sorgt zum Beispiel die "Zentralheizung" dafür, dass es an kalten Tagen im ganzen Haus wohlig warm wird.

Auch im Wort "Zentralismus" steckt der Begriff, das vor allem in der Politik verwendet wird. Es bedeutet, dass das Land zentral geleitet wird. Entscheidungen werden zum Beispiel hauptsächlich von einem Ort oder einer politischen Gruppe aus entschieden. Das bedeutet auch, dass die Selbstständigkeit zum Handeln für andere in einem zentralistischen Staat stark eingeschränkt ist. Die Macht ist sehr gebündelt und liegt manchmal auch nur bei einer einzigen Person. Dann wird der Begriff mit dem "Absolutismus" gleichgestellt, einer Staatsform, bei der es nur einen alleinigen Herrscher gab. Ein solcher Herrscher war etwa der berühmte "Sonnenkönig", Ludwig XIV. (der "vierzehnte"), der im 17. Jahrhundert über Frankreich herrschte und ganz Europa dominierte. Eine andere zentralistische Staatsform gab es zum Beispiel in der sozialistisch geführten DDR, in der eine einzige Partei, die "Sozialistische Einheitspartei Deutschlands" (SED), das Sagen hatte.

Es gibt aber auch demokratische Länder, die zentralistisch gelenkt werden. Dann versteht man darunter, dass viele Bereiche der Politik von einem Zentrum aus beschlossen und organisiert werden. Gemeinden und Landeskreise haben kaum Befugnisse, eigene Entscheidungen zu treffen. Wenn Landeskreise aber auch eigene Beschlüsse fassen dürfen, dann spricht man von einer "Dezentralisierung", die Macht geht also vom Zentrum weg und verteilt sich auch auf kleinere Gemeinden. Dies ist zum Beispiel in Deutschland der Fall, denn hier gibt es selbstständig regierte Bundesländer, die viele politische Entscheidungen treffen, die ihre Region betreffen. Man spricht auch von "Föderalismus". Schweden und Dänemark sind zum Beispiel Länder, die zentralistisch geprägt sind. Und auch Frankreich ist ein demokratischer Staat, der zentralistisch gelenkt wird und dessen politisches Zentrum in der Hauptstadt Paris liegt. Dies sieht man auch sehr gut an der Verkehrsführung: Alle Straßen im Land sind sternförmig um den Mittelpunkt Paris angeordnet. Seit 1982 versucht man in unserem Nachbarland Frankreich aber immer mehr, das politische Geschehen zu dezentralisieren, also mehr Macht und Verantwortung auf die Gemeinden zu verteilen.

Der Vorteil einer Dezentralisierung liegt darin, dass einzelne Regionen und ihre Bewohner mehr Einfluss auch auf die Belange haben, die sie direkt betreffen, und die Macht gleichmäßiger verteilt ist, was die Demokratie stärkt. Es kann aber auch Nachteile mit sich bringen, wenn die Gemeinden mehr politische Selbstständigkeit erlangen: In Deutschland wird zum Beispiel oft kritisiert, dass jedes Bundesland ein anderes Schul- und Bildungssystem hat. Dies ist nicht nur unübersichtlich, sondern auch problematisch, etwa wenn ein Schüler in ein anderes Bundesland umzieht und die Schule wechselt. Entscheidungen werden dadurch auch erschwert, wenn die Regierungen der einzelnen Bundesländer und die Bundesregierung bei politischen Fragen miteinander verhandeln müssen. Außerdem ist es mit höheren Kosten verbunden, wenn sowohl der Bund als auch die einzelnen Bundesländer jeweils ihre Regierung, ihr Parlament und ihre Verwaltungen haben.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 29.07.2014

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