Thema: Ich und Abasi (eine etwas andere Liebesgeschichte )

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Abuja als Gast (Gast) (15) aus

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#1

Als es passierte, saß ich gerade auf einem Schreibtischsessel vor Papas Computer und schaute mir gemeinsam mit meinem Bruder zum dritten Mal die Highlights des Classico an. Eigentlich mochte ich Fußball gar nicht so besonders, aber meinen Bruder. Den mochte ich so sehr, dass ich am liebsten jede freie Minute mit ihm verbrachte. Darum saß ich an diesem Tag auch vor dem PC, die Beine auf den Tisch gelegt, und guckte Highlights. Und genau in dem Moment, als Cristiano Ronaldo einen Freistoß aus 30 Metern Entfernung ans Lattenkreuz schoss, fiel ich vom Sessel. Bumm. Ganz plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung.
Mein Bruder hat zuerst gedacht, ich mache einen blöden Scherz. "Du bist wohl ein bisschen zurückgeblieben", hat er kopfschüttelnd gesagt. Weil es mir beim dritten Mal ansehen einfiel, aus Trauer über die vergebene Chance zu Boden zu sinken. Und das, wo das Spiel schon gestern Abend war. Und überhaupt hätte ich mich ja freuen sollen, schließlich war Barcelona meine Lieblingsmannschaft. Das hat mein Bruder vor ein paar Jahren für mich beschlossen.
Als ich darauf nichts sagte und mich auch nicht rührte, sagte er: "Jetzt ist es endgültig an der Zeit, dass sie in eine geschlossene Anstalt kommt". Und dabei lachte er. Als ich nach zweieinhalb Minuten noch immer nicht aufgestanden war, und mich außerdem übergeben hatte, hat mein Bruder dann doch ziemlich Angst gekriegt und nach Mama geschrieen. Aber die war in ein Gespräch mit ihren Freundinnen vertieft und hat zurückgebrüllt, dass sie gerade echt keine Zeit hatte. Also hat mein Bruder den Krankenwagen gerufen, und der ist dann auch gekommen, mit ein paar Rettungsleuten, die mich reanimierten. Als Mama sie ins Haus laufen sah, hatte sie dann doch plötzlich Zeit, sich gemeinsam mit ihren Freundinnen in die Tür zum Arbeitszimmer zu stellen und hysterisch zu kreischen.
Das alles hat mir mein Bruder gerade erzählt. Jetzt lag ich auf dem Krankenbett und lachte und lachte, obwohl das ziemlich wehtat in den drei Rippen, die mir der Notarzt bei der Reanimation gebrochen hatte.
Aber die Situation war auch verrückt genug: Ich lag unter dem Tisch in meiner eigenen Kotze und wurde von ein paar Rettungsmännern wiederbelebt, während mein Bruder blöd schaute und meine Mutter und ihre Freundinnen kreischend danebenstanden. Weil ich auf einmal gestorben war. Einfach so, ganz plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung. Und im Hintergrund schoss Cristiano Ronaldo zum ungefähr vierhundertsten Mal den Ball ans Lattenkreuz. Aus dreißig Metern Entfernung.
"Ich glaube, der schöne Cristiano wäre beleidigt gewesen, wenn er erfahren hätte, dass ich während seines phänomenalen Schusses einfach so unter den Tisch gefallen bin, und mich dann auch noch übergeben habe", sagte ich kichernd. "Dass du einfach so gestorben bist", fügte mein Bruder hinzu, "ohne auf den wichtigen Moment Rücksicht zu nehmen. Immerhin war sein Schuss im wahrsten Sinne des Wortes UMWERFEND". "Für mich zumindest". Ich nickte. Wir lachten noch immer, als plötzlich die aggressive Krankenschwester hereinkam und meinen Bruder anfuhr, dass er mich nicht so aufregen durfte. Und dann behauptete sie, die Besuchszeit sei jetzt zu Ende, und jagte ihn hinaus. Schlechter Zeitpunkt. Ich wollte ihm gerade erzählen, wie blöd meine Krankenschwester ist.
Eine halbe Stunde später taten meine Rippen noch immer weh. Nach dem Spaß mit meinem Bruder war meine Laune jetzt am Boden. Ich ärgerte mich, weil ich ihn etwas wichtiges zu fragen vergessen hatte: Welche Krankheit ich hatte. Einen Moment lang dachte ich daran, die Krankenschwester zu fragen. Aber das war definitiv KEINE gute Idee. Wer weiß, wie sie reagiert. Und ich war ihr hier ja völlig ausgeliefert, die Schläuche, an denen ich hing, machten jede Flucht unmöglich. Also schloss ich die Augen und schlief ein. Das war so eine besondere Fähigkeit von mir: innerhalb von Sekunden einzuschlafen, wann und wo ich wollte.

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Evanlyn (24) aus Fr. i. Brg.

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schrieb :

#53

WOW!!! Ich find, du hast wirklich einen mitreißenden Schreibstil und ein Gespür für interessante Wendungen in der Geschichte! :D Außerdem gibts so gut wie jeden tag ein neues Posting, dass ist hier auf HK seehr selten Abuja,mach weiter so genial zu schreiben!!! :* @dergastigeGast iwie voll süss/cool wie du Abuja und die Geschichte unterstützt ;)

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Mi**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#52

Ich sah auf die Uhr. 

Es war 14:00. 

Und plötzlich wurde mir das alles bewusst, so schrecklich bewusst. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und heulte, verzweifelt, ich kriegte keine Luft mehr. Alle meine Träume platzten wie Seifenblasen, einer nach dem anderen. Es tat so weh, dieses Nichts, diese Leere. 

Und das Weinen tat auch weh, im Hals, in den Lungen, es fühlte sich an, als würde mein Körper zerreißen. Obwohl ich das Gefühl hatte, zu ersticken, schaffte ich es nicht, den Kopf aus dem Polster zu heben. 

Ich weiß nicht, wie lange ich schon dagelegen hatte, panisch schluchzend, als ich plötzlich eine vertraute Stimme hörte: "Na Baby, willst du das Haus unter Wasser setzten?"

Ich fand's überhaupt nicht lustig. "Geh' weg", dachte ich, "bitte geh' einfach weg!". 

Doch dann fühlte ich eine kühle, zärtliche Hand auf dem Rücken, eine Hand, die so groß war, dass sie meine ganze magere Schulter bedeckte. Und dann eine zweite auf den Rippen. Und dann hoben diese beiden Hände meinen heißen, verschwitzten, zitternden Körper hoch. 

Ich saß auf Abasis Schoß und lehnte meinen schmerzenden Kopf an seine Schulter, legte meine fiebrige Stirn auf seine kühle Haut. Die Tränen liefen mir immer noch wie Bäche über die Wangen. "Ich hab's gerade realisiert", murmelte ich. 

"Ja", sagte Abasi und hielt mich fest in seinen starken Armen, "jeder stirbt einmal, Laetitia"

"Nein!", schluchzte ich, "das heißt: ja. Natürlich. Aber ich schaff's nicht. Die Zeit ist zu kurz. Und ich bin so verdammt schwach"

"Was schaffen", fragte Abasi und strich mir die tränennassen Haare aus dem Gesicht. 

"In die Geschichte eingehen", heulte ich, "ich wollte in die Geschichte eingehen. Die Welt verändern. Ich wollte zu Ärzte ohne Grenzen gehen. Und allen unschuldigen Menschen im Krieg das Leben retten. Und dann wollte ich die Textilarbeiter in Asien befreien. Eine Revolution wollte ich machen, einen Aufstand, die Welt verändern eben. Aber jetzt ... verdammt, verdammt, verdammt!" 

"Wow", sagte Abasi, und dann: "du schaffst das. Du stirbst nicht. Denk' an die Prozent, du gehörst zu den vieren. Du wirst es ihnen schon zeigen, dem Fettmaier und der Tyrannin, du lässt dich nicht so einfach unter die Erde bringen. Und du wirst die Welt ändern, von dir werden noch unsere Urenkelkinder in den Geschichtsbüchern lesen". 

Ich glaubte Abasi jedes einzelne Wort, ich wollte es ihm glauben. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass er recht hatte. 

Und ich war noch lange nicht aussortiert, so schlecht ging es mir gar nicht. Plötzlich fand ich es fast schon lächerlich, Abasi das T-Shirt nassgeheult zu haben. Ich wollte ihn ja eigentlich nicht mit meinen Sterbeproblemen belasten. Ich würde überleben, verdammt noch mal, wenn Abasi das sagte, dann stimmte es auch!

Vorsichtig legte ich meinen Kopf wieder an seine Schulter. 

Und da wurde mir plötzlich eines klar: 

Unsere Urenkelkinder, hatte Abasi gesagt. 

Um Urenkelkinder zu haben, musste man erst Kinder haben. 

"Liebst du mich?", fragte ich und drehte den Kopf so, dass ich in Abasis Augen sehen konnte. 

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King Blobbi (20) aus Elze

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schrieb :

#51

Zitat von: Mirjana.

Ich erfuhr es am nächsten Tag. Ich erfuhr es von dem Fleischhacker. Das ich sterben würde, meine ich. Höchstwahrscheinlich halt. Oder sicher. Ich bin Realistin. 

Die Chemo war unterbrochen worden, vorgestern schon. Endlich mal ein paar Tage ohne Kotzen. Und so gut wie heute war es mir überhaupt schon lange nicht mehr gegangen. Meine Mutter hatte mir eine Perücke gekauft, lange kastanienbraune Locken, genau so wie meine echten Haare ausgesehen hatten. 

Der Arzt gab mir zehn Monate. 

Das war immerhin besser als gar nichts. Und meine Eltern waren mal wieder gekommen. Ich freute mich, obwohl das alles eher eine Katastrophe war. Meine Mam heulte, obwohl sie es nicht wollte. Mein Papa streichelte meine Wangen mit seinen abgearbeiteten Händen und stand herum und wusste nicht, was er sagen sollte. Sie bemühten sich, ruhig zu bleiben, aber sie schafften es nicht. Ich schon. Ich hatte das ganze so wenig realisiert, dass es mir egal war. Ehrlich. 

 

Meine Eltern weinten, als sie das Zimmer verließen. Die Tyrannin hatte sie vertrieben. Aber später als sonst, sie war heute ziemlich gut gelaunt. Das lag vielleicht an meiner Prognose: ich war zu sechsundneunzig Prozent tot. So gut wie sicher also. Eine größere Freude konnte man der Tyrannin (Abasi nannte sie "Gertraud die Schreckliche") gar nicht machen. Dani blieb noch. Und Abasi kam auch. Er hatte heute Nachtdienst. Zum ersten Mal in seinem Leben. 

Er hatte vom Nebenraum mitgehört, was der Arzt gesagt hatte. "Jetzt ist es also auch aus mit dir", bemerkte er grinsend, "du bist aussortiert, abserviert."

"Nein, nein", warf ich ein, "ich hab' ja noch zehn Monate"

"Was sind schon zehn Monate?", fragte Abasi, "sieh's ein, du bist auf der Todesliste. Jetzt suchen sie dir einen netten Friedhofsplatz und vergeben das Luxusbett an einen anderen Patienten". 

Dani sah mich unsicher an. Ich glaube, er machte sich Sorgen. Aber ich lachte nur. "Ich sterbe sowieso nicht", beschloss ich, "ich gehöre zu den vier Prozent, die überleben. Zehn Monate hab' ich noch, hat er gesagt, der Fettmaier?"

Abasi nickte. 

"In zehn Monaten", rechnete ich, "in Zehn Monaten, das ist siebzehnter August. Da komm' ich wieder hierher und lach' dem Fettmaier ins Gesicht. Der wird schauen!"

Ich grinste zufrieden bei der Vorstellung. 

Die anderen lachten auch. 

"Siebzehnter August...", überlegte Abasi, "da hab' ich meine Sozialstunden schon abgearbeitet. Aber ich komm' trotzdem her. Das blöde Gesicht des Fettmaiers, das DARF ich nicht verpassen!". 

"Und das der Tyrannin erst", fügte ich hinzu. 

"Hast du ihren Grinser gesehen, wie der Fettmaier gesagt hat, dass du zu sechsundneunzig Prozent stirbst?", fragte Abasi. Ich nickte. "Klar", sagte ich, "der wird ihr noch vegehen!" 

Wir lachten uns fast tot.

Abasi nahm eine Packung Tortillachips aus meinem Rucksack. "Ich würd' sagen, die Diät vergessen wir mal!". 

Ich nickte. Die Jungen setzten sich zu mir ins Bett, wir aßen und lachten die ganze Zeit. 

"Warum bist du eigentlich so gut drauf?", fragte Dani. 

"Philippa", erklärte ich, "sie MUSS jetzt kommen! Wenn ich sterbe, dann MUSS sie einfach kommen! Vier Jahre hab' ich sie nicht gesehen!"

Dani strahlte. "Yeah!", rief er, "an das hab' ich noch gar nicht gedacht! Philippa kommt! Hast du ihr schon geschrieben?"

Ich schüttelte den Kopf. 

"Philippa ist unsere Schwester", erklärte Dani Abasi. "Ich weiß", antwortete Abasi grinsend, "sie ist in Sibirien, bei ihrem Dimitrij. Und ich versteh's noch immer nicht, warum". 

Wir lachten nur. 

Und dann drehten wir den Laptop auf, Fußballmatch. Barca gegen Real. El Clasico. Bei dem war ich schon einmal gestorben. 

Dani ging überhaupt nicht mehr heim, und Abasi auch nicht. Wir blieben im Bett liegen und aßen und lachten und redeten und guckten Fußball. Es war einer der lustigsten und gemütlichsten Abende meines Lebens, der Abend, an dem ich erfuhr, dass ich sterben würde.

 

Tolle Geschichte. Schreib bitte bitte schnell weiter

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Mi**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#50

Ich erfuhr es am nächsten Tag. Ich erfuhr es von dem Fleischhacker. Das ich sterben würde, meine ich. Höchstwahrscheinlich halt. Oder sicher. Ich bin Realistin. 

Die Chemo war unterbrochen worden, vorgestern schon. Endlich mal ein paar Tage ohne Kotzen. Und so gut wie heute war es mir überhaupt schon lange nicht mehr gegangen. Meine Mutter hatte mir eine Perücke gekauft, lange kastanienbraune Locken, genau so wie meine echten Haare ausgesehen hatten. 

Der Arzt gab mir zehn Monate. 

Das war immerhin besser als gar nichts. Und meine Eltern waren mal wieder gekommen. Ich freute mich, obwohl das alles eher eine Katastrophe war. Meine Mam heulte, obwohl sie es nicht wollte. Mein Papa streichelte meine Wangen mit seinen abgearbeiteten Händen und stand herum und wusste nicht, was er sagen sollte. Sie bemühten sich, ruhig zu bleiben, aber sie schafften es nicht. Ich schon. Ich hatte das ganze so wenig realisiert, dass es mir egal war. Ehrlich. 

 

Meine Eltern weinten, als sie das Zimmer verließen. Die Tyrannin hatte sie vertrieben. Aber später als sonst, sie war heute ziemlich gut gelaunt. Das lag vielleicht an meiner Prognose: ich war zu sechsundneunzig Prozent tot. So gut wie sicher also. Eine größere Freude konnte man der Tyrannin (Abasi nannte sie "Gertraud die Schreckliche") gar nicht machen. Dani blieb noch. Und Abasi kam auch. Er hatte heute Nachtdienst. Zum ersten Mal in seinem Leben. 

Er hatte vom Nebenraum mitgehört, was der Arzt gesagt hatte. "Jetzt ist es also auch aus mit dir", bemerkte er grinsend, "du bist aussortiert, abserviert."

"Nein, nein", warf ich ein, "ich hab' ja noch zehn Monate"

"Was sind schon zehn Monate?", fragte Abasi, "sieh's ein, du bist auf der Todesliste. Jetzt suchen sie dir einen netten Friedhofsplatz und vergeben das Luxusbett an einen anderen Patienten". 

Dani sah mich unsicher an. Ich glaube, er machte sich Sorgen. Aber ich lachte nur. "Ich sterbe sowieso nicht", beschloss ich, "ich gehöre zu den vier Prozent, die überleben. Zehn Monate hab' ich noch, hat er gesagt, der Fettmaier?"

Abasi nickte. 

"In zehn Monaten", rechnete ich, "in Zehn Monaten, das ist siebzehnter August. Da komm' ich wieder hierher und lach' dem Fettmaier ins Gesicht. Der wird schauen!"

Ich grinste zufrieden bei der Vorstellung. 

Die anderen lachten auch. 

"Siebzehnter August...", überlegte Abasi, "da hab' ich meine Sozialstunden schon abgearbeitet. Aber ich komm' trotzdem her. Das blöde Gesicht des Fettmaiers, das DARF ich nicht verpassen!". 

"Und das der Tyrannin erst", fügte ich hinzu. 

"Hast du ihren Grinser gesehen, wie der Fettmaier gesagt hat, dass du zu sechsundneunzig Prozent stirbst?", fragte Abasi. Ich nickte. "Klar", sagte ich, "der wird ihr noch vegehen!" 

Wir lachten uns fast tot.

Abasi nahm eine Packung Tortillachips aus meinem Rucksack. "Ich würd' sagen, die Diät vergessen wir mal!". 

Ich nickte. Die Jungen setzten sich zu mir ins Bett, wir aßen und lachten die ganze Zeit. 

"Warum bist du eigentlich so gut drauf?", fragte Dani. 

"Philippa", erklärte ich, "sie MUSS jetzt kommen! Wenn ich sterbe, dann MUSS sie einfach kommen! Vier Jahre hab' ich sie nicht gesehen!"

Dani strahlte. "Yeah!", rief er, "an das hab' ich noch gar nicht gedacht! Philippa kommt! Hast du ihr schon geschrieben?"

Ich schüttelte den Kopf. 

"Philippa ist unsere Schwester", erklärte Dani Abasi. "Ich weiß", antwortete Abasi grinsend, "sie ist in Sibirien, bei ihrem Dimitrij. Und ich versteh's noch immer nicht, warum". 

Wir lachten nur. 

Und dann drehten wir den Laptop auf, Fußballmatch. Barca gegen Real. El Clasico. Bei dem war ich schon einmal gestorben. 

Dani ging überhaupt nicht mehr heim, und Abasi auch nicht. Wir blieben im Bett liegen und aßen und lachten und redeten und guckten Fußball. Es war einer der lustigsten und gemütlichsten Abende meines Lebens, der Abend, an dem ich erfuhr, dass ich sterben würde. 

 

aus Langenlonsheim

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schrieb :

#49

Zitat von: Mirjana.

Dani kam fast jeden Tag gleich nach der Schule. Er besuchte nicht nur mich, er besuchte auch Abasi. Die beiden waren innerhalb weniger Tage richtig gute Freunde geworden. Wenn sie einander sahen, schlugen sie die Hände zusammen wie die Rapper in den Musikvideos. "Wie Straßengangsterbosse", sagte ich dazu. Da lachten sie mich aus.

Die Tyrannin verjagte Dani fast immer schon nach weniger als einer Stunde. Dann ging er raus, wartete auf der Gangtoilette, bis sie weg war, und kam zurück ins Zimmer. Dort lagen wir zu dritt im Bett und redeten oder schauten Fußball. Wenn jemand die Schritte der Tyrannin hörte, dann versteckte Dani sich am WC und Abasi kletterte aus dem Bett und tat so, als würde er arbeiten.

Dani und ich spielten ein Spiel, das hieß "Ländererraten". Ich sagte die Fläche und die Einwohnerzahl eines Staates und mein Bruder musste sagen, welcher es ist. Dani war wirklich gut darin, die meisten hatte er auf Anhieb. Abasi sah uns nur verständnislos zu. Manchmal wollte er mitspielen, aber er wusste von den meisten Ländern nicht mal, auf welchem Kontinent sie lagen. Ich und Dani lachten über ihn und er drohte mir, alle Maschinen abzustellen. Ein paar Tage drauf brachte Abasi einen Fußball mit. Er zeigte seine Tricks. Er war unglaublich gut, Dani stand wie ein Volltrottel daneben. Mir wurde schon vom Zuschauen schwindlig. Jetzt war Abasi an der Reihe, zu lachen.

 

Dieser Text is so schöööööööööoööön!!!!😁 dieser teil is richtig cool!

Deinen Text kann man richtig gut lesen! Genial,weiter so!

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Mi**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#48

Dani kam fast jeden Tag gleich nach der Schule. Er besuchte nicht nur mich, er besuchte auch Abasi. Die beiden waren innerhalb weniger Tage richtig gute Freunde geworden. Wenn sie einander sahen, schlugen sie die Hände zusammen wie die Rapper in den Musikvideos. "Wie Straßengangsterbosse", sagte ich dazu. Da lachten sie mich aus.

Die Tyrannin verjagte Dani fast immer schon nach weniger als einer Stunde. Dann ging er raus, wartete auf der Gangtoilette, bis sie weg war, und kam zurück ins Zimmer. Dort lagen wir zu dritt im Bett und redeten oder schauten Fußball. Wenn jemand die Schritte der Tyrannin hörte, dann versteckte Dani sich am WC und Abasi kletterte aus dem Bett und tat so, als würde er arbeiten.

Dani und ich spielten ein Spiel, das hieß "Ländererraten". Ich sagte die Fläche und die Einwohnerzahl eines Staates und mein Bruder musste sagen, welcher es ist. Dani war wirklich gut darin, die meisten hatte er auf Anhieb. Abasi sah uns nur verständnislos zu. Manchmal wollte er mitspielen, aber er wusste von den meisten Ländern nicht mal, auf welchem Kontinent sie lagen. Ich und Dani lachten über ihn und er drohte mir, alle Maschinen abzustellen. Ein paar Tage drauf brachte Abasi einen Fußball mit. Er zeigte seine Tricks. Er war unglaublich gut, Dani stand wie ein Volltrottel daneben. Mir wurde schon vom Zuschauen schwindlig. Jetzt war Abasi an der Reihe, zu lachen.

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King Blobbi (20) aus Elze

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schrieb :

#47

Zitat von: Mirjana.

Er saß eine gefühlte Ewigkeit lang so da. Es war so still im Zimmer, dass ich seinen schweren Atem hören konnte. Ich sagte nichts. Es gab nichts zu sagen, nicht in dieser Situation. Ein bisschen mühsam kletterte ich aus dem Bett und setzte mich auf den Stuhl neben Abasi. Zärtlich legte ich meinen Arm um seine Schulter. Ich weiß nicht, wie lange wir da saßen. Ich weiß nur, dass ich irgendwann den Kopf auf seinen zitternden Rücken legte, die Augen schloss und wünschte, die Zeit würde stehenbleiben.
Viel, viel später hob Abasi ruckartig den Kopf. Ungeduldig wischte er sich über die Augen. Ich kann nicht sagen, ob es Tränen waren. "Das ist alles lange her", meinte er schließlich mit einigermaßen normaler Stimme. Und dann: "Vergiss es"

 

Diese geschichte ist so toll schreib bitte bald weiter!

 

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Mi**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#46

Er saß eine gefühlte Ewigkeit lang so da. Es war so still im Zimmer, dass ich seinen schweren Atem hören konnte. Ich sagte nichts. Es gab nichts zu sagen, nicht in dieser Situation. Ein bisschen mühsam kletterte ich aus dem Bett und setzte mich auf den Stuhl neben Abasi. Zärtlich legte ich meinen Arm um seine Schulter. Ich weiß nicht, wie lange wir da saßen. Ich weiß nur, dass ich irgendwann den Kopf auf seinen zitternden Rücken legte, die Augen schloss und wünschte, die Zeit würde stehenbleiben.
Viel, viel später hob Abasi ruckartig den Kopf. Ungeduldig wischte er sich über die Augen. Ich kann nicht sagen, ob es Tränen waren. "Das ist alles lange her", meinte er schließlich mit einigermaßen normaler Stimme. Und dann: "Vergiss es"

Der gastige Gast (Gast) (13)

schrieb :

#45

Hmmm...worüber es wohl in dem Gedicht ging? Entweder über Krieg, Familie oder...beides? Naja, voll cool das du weiter geschrieben hast! Hab schon darauf gewartet! :)

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Mi**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#44

Abasi schien so viel Bewunderung zu gefallen. Er lächelte. Ich atmete ziemlich erleichtert auf. Ich vertiefte mich in ein Gespräch mit meinen Freundinnen, ich hatte so viel verpasst! Als ich den Blick wieder hob, sah ich, dass Abasi und Dani nebeneinander auf dem Boden saßen und angeregt diskutierten. Sehr gut.

Als alle Besucher heimgegangen waren, setzte sich Abasi zu mir aufs Bett. "Es ist gut, dass du einen Bruder hast", sagte er. "Wieso?", fragte ich. "Weil das wichtig ist", antwortete er. Ich nickte. "Das finde ich auch", stimmte ich ihm zu. "Sehr wichtig sogar".
"Es ist auch wichtig, eine Schwester zu haben", fügte ich hinzu. "Wahrscheinlich", antwortete Abasi nachdenklich.
"Meine Schwester schreibt Gedichte", sagte ich, "möchtest du eines lesen?". Abasi nickte. Ich gab ihm einen zusammengefalteten Zettel. Er setzte sich damit zu dem Tisch in der Ecke. Langsam und konzentriert las er die Worte, dann starrte er an die Wand. Schließlich ließ er traurig den Kopf auf die Tischplatte sinken.

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