Thema: Meine Schreibwekstatt

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li**** (abgemeldet) (19) aus

schrieb :

#1

Hier werde ich meine Geschichten und Gedichte posten! Ein kleiner Vorgeschmack:

 

Morgentau

 

Es ist Morgen

Erste Sonnenstrahlen
kitzeln mein Gesicht
Die Luft ist lau

Die Vögel zwitschern
Singen mein Lied
Das Lied des Lebens

Ich blicke hinauf
Zum Horizont
Sehe den Morgenhimmel

Es ist Morgen

 

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li**** (abgemeldet) - Avatar
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li**** (abgemeldet) (19)

schrieb :

#23

Ich hab hier doch wieder eine kurze Liebesgeschichte, die ich aber mit mir vereinbaren kann, hoffe, sie gefällt euch, Kommentare wären nice.

„Mein Mondmädchen“, flüstert er liebevoll und streicht ihr zärtlich über das dunkle Haar. Sie lächelt, ein Lächeln voller Liebe.

Er sieht sie an, sieht die Sommersprossen aus Glitzer unter ihren dunklen Augen und die dunkle Tiefe ihrer Augen, in denen man sich verlieren kann, er sieht ihre Schönheit.

Sie ist etwas Besonderes, etwas, was er noch nie vor ihr gekannt hat. Sie ist nicht perfekt und makellos, denn auch sie hat Fehler, doch für ihn machen sie diese Fehler erst aus, sie ist kein falsches Plastikmädchen.

Doch als er ihr in diese wunderschönen Augen sieht, erkennt er die Tränen darin, sie fließen ihr wie flüssige Kristalle über die Wangen und verwischen die glitzernden Sommersprossen, die sie so gern trägt und die er noch nie sonst gesehen hat. „Luna, du bist so schön“, flüstert er, und es stimmt, sie ist sogar beim Weinen schön. „Nein...“, sagt sie verzweifelt.

„Luna... bitte rede“, fleht er, denn in dem Moment sieht er trotz der Liebe den Schmerz in ihren Augen, und das schmerzt auch ihm. „Liebe ist voller Schmerz“, sagt sie.

„Es scheint alles perfekt, doch immer noch existiert der Schmerz in mir. Er wird immer existieren.“ Sie ist nicht mehr glücklich, das Glück von eben ist fort. „Was willst du mir sagen?“, fragt er und er weiß, dass es nichts Schönes ist, was sie gleich ausspricht.

„Ich will dir sagen, dass ich wohl nicht für Liebe geschaffen bin.“, sagt sie, ihre Stimme zittert, und sie macht Anstalten zu gehen.

„Bitte, Luny, hör mir zu. Ich weiß, dass du für Liebe geschaffen bist. Jeder ist für Liebe geschaffen. Komm mit.“ Er nimmt ihre Hand und führt sie fort, und sie folgt, ohne zu sprechen.

Nach ein paar Minuten stehen sie über einem Wasserfall, sie hören das tosende, schäumende Wasser und sehen es wild und sprudelnd an der Felswand herunterstürzen. Alles ist erfüllt von Schönheit und Magie.

„Ich habe dich hergebracht, weil ich weiß, dass du diesen Ort liebst.“ Er sagt ihr nicht, dass er sie schon oft hier gesehen hat, sie beobachtet hat. „Es ist mein Zuhause.“, sagt sie versonnen, „der einzige Ort, an dem ich mich zuhause fühle.“

Er sieht plötzlich das Mädchen, das er liebt, in ihrem geliebten Hydra-Clique-Pullover und der längs gestreiften Leggins, auf einem der Steine sitzen und den Wasserfall beobachten, still und andächtig, und er weiß, dass es real ist, das wirklich manchmal hier passiert. Und er hört dabei ihre leise Stimme, die flüstert: Vielleicht sollte ich in diesen Wasserfall springen, ein Teil der Schönheit werden. Und gleichzeitig sieht er, dass sie nur wegen ihm noch da ist.

Nach ein paar Minuten stehen sie immer noch still da und betrachten den Wasserfall, und als er bemerkt, dass sie weint, ist er verzweifelt, weil er sie hergebracht hat. „Mein kleines Crybaby, bitte nicht weinen. Sei mein starkes Hydra-Mädchen. Das alles hier ist schön und magisch, aber es gibt etwas, der noch viel schöner ist.“ Er sieht sie an, nennt sie bei ihren Kosenamen, versucht, sie zurück zu holen von ihren Tränen. Sie sieht ihm in die Augen, wischt mit ihrem Pullover die Tränen weg, und trotz verschmiertem Glitzer ist sie immer noch schön. Plötzlich blitzt Entschlossenheit in ihren Augen auf. „Hydra-Mädchen“, sagt sie mit vom Weinen erstickter Stimme. Er weiß, dass er es geschafft hat, dass er diese Entschlossenheit in ihr geweckt hat.

„Wenn ich diesen Wasserfall manchmal stundenlang betrachte...“, spricht sie weiter, stockt aber, als wüsste sie nicht, ob sie weitersprechen will, „möchte ich immer Teil davon sein.“

„Das Leben ist nicht einfach, Luna, man will ihm entfliehen und Teil etwas Schöneren werden, das Leben fuckt ab.“, sagt er, er ist ehrlich zu ihr, denn sonst wird sie sowieso nicht zuhören. „Das tut es“, sagt sie, mit einem Anflug von Grinsen im Gesicht. „Aber du darfst nicht zulassen, dass es dich so abfuckt, dass du weg davon willst, weil dann hat es es gewonnen. Und dass lassen Hydra-Mädchen nicht zu.“ „Nein, das tun sie nicht.“ In ihren Augen sieht er Stärke, er sieht keine Tränen mehr, nur noch sie, entschlossen, sich vom Leben nicht abfucken zu lassen.

„Ich bin ein Hydra-Mädchen und für Liebe geschaffen.“, sagt sie und nun lächelt sie wieder. „Woher diese neue Entschlossenheit?“, fragt er, ebenfalls lächelnd. Sie überlegt kurz. „Liebe... Liebe ist Kraft, nicht nur Schmerz, ich habe es endlich begriffen.“ „Solange du Liebe hast, bist du stark. Ich hoffe, dass das immer so sein wird.“

„Ich hab an diesem Ort immer so viele Gedanken gehabt.“ Sie bückt sich und zieht etwas unter einem Stein hervor. Es ist ein kleines Buch, schwarz, mit einem weißen Mondaufdruck. Es ist dick und schwer, und es hat Rillen von der Feuchtigkeit, auch wenn es in einer Plastikhülle eingepackt ist. Sie nimmt es heraus und schlägt es auf. Bilder sind darin, Collagen voller Namen, Zitate und Songs. Aber auch dunkle Gedanken, doch diese schrecklichen Zeilen sind trotz allem so poetisch wie ein tragisches Gedicht. Es verstört ihn, dass sie solche Gedanken hat, die sie nie ausgesprochen hat, die er von ihr nicht erwartet hat. „Ich bin nicht so glücklich, wie du denkst.“, gesteht sie.
Der Wasserfall, er ist so voller Schönheit, dass es schon mächtig und drohend wirkt, aber auch wie voller Magie. Ich glaube nicht an Zauberei, doch hier fühle ich die Magie in meinem Herzen. Und es sagt mir: Werde Teil von diesem Ort. So viel Schönheit und Magie kann nicht schlechter sein, als dein Leben. Du kannst Zuhause sterben und dadurch immer Teil von hier sein. Du würdest alles vergessen, dein Leben hier gelassen. Hier, an deinem Zuhause.
Aber eine kleine Stimme meines Herzens flüstert: Es gibt jemanden, für den sich das Leben
vielleicht doch lohnt. Und dann frage ich mich, welche Stimme Recht hat. Das lockende Vergessen ist nur einen Schritt vor mir, und ich weiß nicht, ob ich diesen Schritt tun soll.

„Ich weiß jetzt, was ich tun muss.“ sagt sie, presst das Buch ans Herz und macht einen Schritt nach vorne. Sie steht an der Kante, blickt nach unten, in die tosenden Fluten, das Haar weht im Wind.

Er will sie zurückhalten, doch er weiß, dass sie das Richtige tun wird.

Minuten vergehen, sie steht immer noch da, weint. Und dann tut sie es.

Das schwarze Buch verschwindet in der Schönheit des Wasserfalls.

„Es ist Teil der Schönheit geworden.“, sagt sie. Und er begreift, dass mit dem Buch auch ein Teil von ihr fort ist, der Teil, der dunkle und schmerzende.

„Komm, mein Mondmädchen.“, sagt er liebevoll, setzt sich auf einen Stein und zieht sie auf seinen Schoß. Er holt sein Handy heraus, streicht ihr zärtlich das Haar hinters Ohr und steckt ihr einen Kopfhörer ins Ohr, nimmt den zweiten. Musik erklingt, es ist ihre Lieblingsmusik, sie lächelt, fängt an zu singen, mit feiner, zarter und doch enttschlossener Stimme. Und er stimmt ein, und so sitzen sie am Wasserfall und der Wind trägt ihre Stimmen.

Sie denkt gar nicht mehr daran, Teil dieser großen Schönheit zu werden, sie weiß, für ihn ist sie noch viel schöner. Ihr Herz ist wieder erfüllt von Glück, und sie weiß auch, dass der Schmerz immer noch da ist, aber er ist es ihr wert.

Als die Playlist nach langer Zeit zu Ende ist, küssen sie sich über dem tosenden Wasserfall, und beide spüren in dem Moment die Magie.

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li**** (abgemeldet) (19)

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#22

Zitat von: Sophia x3

 

Dass du noch nie verliebt warst, heißt doch nicht, dass du keine Liebesgeschichte schreiben kannst/darfst. :) Du kannst schreiben, worüber du willst!

Ja, aber wenn ich Gefühle beschreibe, die ich noch nie empfunden hab, fühlt es sich für mich an, als würde ich lügen...

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Sophia x3 (20)

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#21

Zitat von: littlebodybigheart

 

Wenn ich mich danach fühle :) Aber ich denke, diese Geschichte werde ich nicht weiterführen. Sie ist - wie das Gedicht - für mich eine Lüge. Ich wollte eine Liebesgeschichte schreiben, ohne jemals Liebe empfunden zu haben.

Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich doch noch weiter.

 

~ Luna

Dass du noch nie verliebt warst, heißt doch nicht, dass du keine Liebesgeschichte schreiben kannst/darfst. :) Du kannst schreiben, worüber du willst!

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li**** (abgemeldet) (19)

schrieb :

#20

Zitat von: Sophia x3

Ich finde die Texte alle sehr schön, vor allem die Fortsetzungsgeschichte. :) Wann schreibst du weiter?

 

Wenn ich mich danach fühle :) Aber ich denke, diese Geschichte werde ich nicht weiterführen. Sie ist - wie das Gedicht - für mich eine Lüge. Ich wollte eine Liebesgeschichte schreiben, ohne jemals Liebe empfunden zu haben.

Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich doch noch weiter.

 

~ Luna

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Sophia x3 (20)

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schrieb :

#19

Ich finde die Texte alle sehr schön, vor allem die Fortsetzungsgeschichte. :) Wann schreibst du weiter?

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li**** (abgemeldet) (19)

schrieb :

#18

Lügnerin.

 

Ich bin Luna.

Oft habe ich mich verstellt, auf happy, süß und anders gemacht.

Wenn ich traurig war, habe ich fröhliche Texte geschrieben.

Hatte einen Animenamen und Animebilder, dabei hatte ich mit Anime überhaupt nichts am Hut. 

Ich schrieb ein Gedicht übers Verliebtsein.

Dieses Gedicht - alles nur Worte.

Ich kenne diese Gefühle nicht.

Ich habe Gefühle beschrieben, die ich nur aus Büchern und Fernsehen kenne.

Dieses Gedicht fühlt sich an wie eine Lüge.

Ich wünschte, es gäbe einen Button, mit dem ich all die Lügen löschen könnte.

Ich möchte sie nie wieder sehen.

Doch ich weiß, es werden immer neue entstehen.

Ich bin eine Lügnerin.

Menschen sind Lügner.

 

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li**** (abgemeldet) (19)

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#17

Diese Geschichte gehört zum Song Dollhouse - Melanie Martinez

 

Andere denken, mein Leben müsse perfekt sein. Sie nehmen an, dass sie mich kennen, weil ich zu den beliebtesten Mädchen der Schule gehöre, weil jeder über uns spricht.

Aber sie kennen mich nicht wirklich.
Sie kennen die Schul-Lindsay. Die coole, schöne, gemeine, reiche Lindsay mit den vielen Followern und tollen teuren Klamotten.

Keiner von ihnen kennt die wahre Lindsay.

 

„Bis morgen“, sagt Kimberly, meine beste Freundin. Ich packe meine Sachen in die teure Designerhandtasche. „Tschüss, Süße“, gebe ich zurück, und steige aus dem Bus, werfe meine langen blonden Haare zurück. Diese Abgänge muss ich ab und zu hinlegen, denn so erwarten es die anderen von mir.

An meiner Haltestelle steigt kein anderer aus, also warte ich, bis der Bus wegfährt und lasse mich dann auf einen der Sitze fallen. Ich will noch nicht nach Hause. Ich will das alles nicht sehen.

Also ziehe ich mein neues Handy aus der Tasche und öffne Instagram. Hunderte neue Likes. Die Kommentare?

Du bist so hübsch!

Ich liebe deinen Stil!

OMG! Perfektion!

#Goals

 

Traurig lache ich über den letzten Kommentar. Goals. Ziel.

Wenn mich diese Person wirklich kennen würde, wäre mein Leben auf keinen Fall ihr Ziel.

Ich bin beliebt, was Leute dazu verleitet, zu denken, mein Leben wäre perfekt.

Die Klamotten, die Haare, die Followers, die Likes, mein sozialer Stand – alles Dinge, um die man mich beneidet.

Alles nur Oberflächlichkeiten.
Aber um die Familie, um die sollte man mich nicht beneiden.

 

Nach einer Viertelstunde betrete ich unsere riesige Villa, die ich mein Zuhause nenne. Es ist still. Ich kann mir denken, was sie alle gerade tun.

So leise wie möglich schleiche ich mich durch das Haus, die gewaltige Treppe hoch zu den Schlafzimmern.

Ich will nicht, dass meine Mutter mich hört, mein Bruder oder mein Vater – obwohl. Mein Bruder ist unten, er wird wohl gerade high, meine Mutter liegt - wie immer - betrunken in ihrem Zimmer, mein Vater bei irgendeiner fremden Frau.

Aber vor irgendetwas habe ich Angst.

 

Aus dem Schlafzimmer meiner Eltern höre ich ein leises Wimmern.

Vorsichtig gehe ich hinein. Sie ist immer noch meine Mutter.

Meine Mum liegt auf dem riesigen Ehebett, ihr blond gefärbtes Haar ist zerzaust, das künstliche, überall operierte Gesicht, solariumgebräunte Gesicht wirkt blass und leer. Sie trägt einen blauen Rock, einen blauen Blazer und eine schwarze Bluse darunter, alles zerknittert. Ihre schwarzen Pumps liegen auf dem Boden, in ihrer Hand eine Flasche.

„Mum...“, flüstere ich leise. Es tut weh, sie so zu sehe, auch wenn ich den Anblick gut kenne.
Ich erinnere mich noch an das erste Mal, als ich sie so fand, betrunken, zusammengebrochen.

Sie ist nicht mehr die schöne, elegante Dame, die sie früher war.

Jedes Mal wenn ich sie finde, spiele ich mit dem Gedanken, den Krankenwagen zu rufen, doch das geht nicht.

Alles würde auffliegen. Unsere Fassade als perfekte Familie – kaputt, zerstört. Keiner würde mich mehr beneiden, sie würden mich bemitleiden. Und das ertrage ich nicht.

 

Als sie nicht antwortet, verlasse ich das Schlafzimmer, gehe in meines und lasse mich aufs Bett fallen. Das Internet hilft mir, meine kaputte Familie zu vergessen. Doch heute hilft es nicht.

Ich denke an Dad. Als Kind war er für mich ein Held. Er hatte fast nie Zeit für mich, aber ich verstand, wie wichtig seine Arbeit war.
Eines Tages sah ich, wie er mit einer fremden Frau nach Hause kam.

Mum weiß es, wir wissen es alle, aber sie ertränkt den Schmerz in Alkohol.

Ich weiß, ich könnte mir Alkohol von ihr klauen und es nachmachen. Aber das will ich gar nicht. Meine Fassade als beliebtestes Mädchen hilft mir, in eine andere Welt abzutauchen, und ich will sie nicht gefährden.

 

Ich öffne meinen kleinen Kühlschrank und will mir eine Sprite rausnehmen, doch das Getränkefach ist leer. Ich könnte runter ins Esszimmer gehen und neue besorgen, doch ich könnte meinem Bruder begegnen. Er ist zwar meistens in seinem Zimmer im Keller, aber ab und zu ist er da. Ich will ihn nicht sehen. Ich weiß, dass er drogenabhängig ist. Aber wir reden kaum miteinander. Ich kenne ihn kaum.

Aber wenn es rauskäme, wäre alles zerstört. Wenn er festgenommen wird. Sie würden alle über uns tuscheln. „Sieh her, da ist Lindsay, wusstest du dass ihr Bruder im Gefängnis sitzt?“ „Weißt du schon, Lindsays Bruder ist drogenabhängig!“ „Die arme Lindsay!“

Und alles andere würde auch herauskommen. „Hast du schon gehört, Lindsays Vater geht fremd und ihre Mutter betrinkt sich ständig, um das zu vergessen!“

Ich wäre nicht mehr die, wo alle beneiden, ich wäre die, wo alle bemitleiden.

 

Eines Tages wird die Fassade einstürzen. Eines Tages wird mein Leben zusammenfallen. Kaputtgehen.

Wir tun alles, um die perfekte Familie zu sein.

Familienfotos. Villen. Klamotten. Autos. Perfekte Eltern, perfekte Kinder.

Eine Bilderbuchfamilie, eine perfekte kleine Puppenfamilie.

Und jeder denkt, dass wir perfekt sind.

Aber irgendwann werden wir auffliegen.

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li**** (abgemeldet) (19)

schrieb :

#16

Ja, der erste Absatz ist komisch, hier noch mal richtig:

 

Ich hatte Träume.

Träume über eine perfekte Zukunft.

Träume, in denen alles besser war.

In denen ich hübsch und beliebt war, ein Traumleben führte, von dem die anderen neidisch wurden.

In meiner Kindheit erfüllten mich die Träume, die bunten, malerischen Träume über ein perfektes Leben. Sie hüllten mich ein und gaben mir Hoffnung, an Tagen, an denen ich keine hatte.

 

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li**** (abgemeldet) (19)

schrieb :

#15

Looserin!“, kreischt eine hohe Kinderstimme, die ich ganz genau kenne.

Ja, du bist eine Looserin!“, kommt es von mehreren anderen Kindern. „Looserin, Looserin!“

Ist es schon der ganze Jahrgang, der sich versammelt hat, um mich fertigzumachen? Ich weiß, es sind Kimberly und ihre Freundinnen, es sind die Mädchen, die Kimberlys Freundinnen sein möchten und alles, was sie tut, toll finden und nachahmen, und es ist Kimberlys Freund. Sie ist noch nicht mal neun und hat schon einen Freund. Ich beneide sie. Aber das darf sie nicht wissen, weil sie mich sonst noch mehr verletzen kann...

Grace ist eine Looserin!“, höre ich plötzlich und als ich die Stimme erkenne, steigen mir Tränen in die Augen. Wie kann mir meine beste Freundin so etwas Gemeines antun?

Aber ich darf nicht weinen. Ich darf nicht weinen, ich darf nicht weinen, ich darf nicht weinen, sage ich mir.

Ich bleibe stark. Wenn ich sechzehn bin, bin ich das beliebteste Mädchen der Schule und habe einen Freund und alle wollen meine Freunde sein. Ich bin hübscher als alle anderen und keine Looserin mehr.“, denke ich.
Ich spüre, wie die Träume mich einhüllen, mir die tröstenden Worte flüstern. „Wenn ich sechzehn bin...“

...

 

Ich hatte Träume.

Träume über eine perfekte Zukunft.

Träume, in denen alles besser war.

In denen ich hübsch und beliebt bin, ein Traumleben führe, von denen wSchon in meiner Kindheit erfüllten mich die Träume, die bunten, malerischen Träume über ein perfektes Leben. Sie hüllten mich ein und gaben mir Hoffnung, an Tagen, an denen ich keine hatte.

 

 

Ich lag auf meinem Bett und hörte Musik, die ich eigentlich nicht hören sollte.

Melanie Martinez war eine brilliante Frau. Ich liebte ihre Musik, ihr Aussehen, ihre Art. Sie war kein Mainstream-Popstar, sie war einzigartig. Sie war keine Taylor Swift, Ariana Grande oder Selena Gomez, zwischen denen kaum ein Unterschied bestand, sie war etwas Besonderes, Anderes.

Doch dass diese Musik absolut uncool für die Beliebten war, wusste ich, dass man sie nicht hören sollte, wenn man beliebt sein wollte. Niemand hatte es gesagt, es gab kein Gesetzbuch oder ähnliches, egal wie uncool man war, man bekam einfach mit, was für Regeln galten, um cool zu sein. Du musst das besitzen, du musst dich so anziehen, du musst so aussehen, du musst das mögen oder nicht mögen.

 

Dass ich mich nicht daran hielt, lag daran, dass ich eigentlich gar nicht beliebt sein wollte.

Ich wollte nicht zu diesen „perfekten“ Mädchen gehören, mit ihrer Art und ihrem Aussehen, ich wollte nicht immer perfekt sein müssen, ich wollte nicht von der Gesellschaft vorgeschrieben bekommen, wie ich zu sein hatte.

Leider hatte diese Einstellung zur Folge, dass ich ziemlich weit unten auf der sozialen Leiter stand.

Die soziale Leiter war auch wieder so eine Sache, die jeder mitbekam, von den Loosern bis zu den Beliebten. So eine Leiter gab es an jeder Schule, man konnte ihr gar nicht entkommen, und selbst wenn man es gar nicht wollte, man wurde eingeteilt auf eine Stufe der Leiter.

Aber ich hätte es schlechter treffen können, das wusste ich. Ich stand weit unten auf der sozialen Leiter, doch ich hatte eine Freundin.

 

Alice stand auf der selben Stufe wie ich. Sie war viel hübscher mit ihren langen dunklen Locken und den großen Augen, sie hatte viel mehr Stil, aber sie war lesbisch, was zur Folge hatte, dass die meisten dachten, wir wären zusammen, und wir noch weiter unten waren, als eigentlich. Besonders Alice. Sie wäre weit höher, doch dass Highschool-Schüler nicht besonders tolerant waren, war wohl klar.

Aber mich störte es nicht. Ich hatte ja Alice. Sie hatte einen tollen Humor, war schlagfertig, sarkastisch und sozialkritisch. Sie war immer sie selbst. Und sie selbst hatte viele Facetten. Sie kam mal in die Schule wie ein Punk, wie ein Rockstar, wie Melanie Martinez, wie ein Animemädchen oder einfach wie sie, seltsam und irgendwie gut.

Ich bewunderte sie für ihr Selbstbewusstsein, wie sie außergewöhnliche Outfits stolz trug und dabei immer irgendwie gut aussah.

Mein Stil war ähnlich außergewöhnlich wie ihrer, aber im Gegensatz zu ihr sah ich dabei selten gut aus. Vermutlich lag es einfach am Selbstbewusstsein. Auch wenn ich vielleicht nicht so wirkte, ich war ziemlich selbstkritisch.

 

Aber ich wollte nicht jammern: Mein Leben war gar nicht so bemitleidenswert, wie manche dachten. Meine Eltern hatten gut Geld, ich hatte Alice, gute Musik und meine seltsamen Klamotten.

Mir war bewusst, mein Sozialleben war wirklich eine Katastrophe. Aber auf eine Transformation wie „das hässliche Entlein“ hatte ich keine Lust, ich hatte keine Lust zu einer dieser blonden, aufgehübschten, perfekten Prinzesschen werden, um das zu verändern. Und das würde ich nie tun. Ich nicht.

 

 

 

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li**** (abgemeldet) (19)

schrieb :

#14

Hier die Fortsetzung (lest den vorherigen Post)

 

So ist Petra Winkle aus der Neunten nach ein paar Stunden zum Mobbingopfer geworden, nachdem ich herausgefunden hatte, dass sie bei so nem Billigladen, in dem es Schuhe für fünf Euro gab (und das war kein Sale!), einkaufte.

Nebenbei bemerkt, ich hatte sie wirklich gesehen, wie sie mit einer vollen Tüte rauskam, es ist nicht nur ein erfundenes Gerücht. Als sie mich sah, war es schon zu spät. „Was machst du hier?“, fragte sie erschrocken, die Augen weit aufgerissen.

„Siehst du den Laden dahinten? (Der Laden war ein Schuhladen, in dem es nur teure Schuhe bis hin zu Designer-HighHeels gab) Ich kauf da regelmäßig ein.“, hatte ich in dem überheblichem Tonfall geantwortet, in dem ich mit Leuten wie ihr spreche, und auf meine teuren roséfarbenen HighHeels gedeutet.

Natürlich hatte sie sich schnell mit den Worten „Viel Spaß beim Shoppen! Ich muss gehen!“ davongemacht und wohl gehofft, dass ich es vergessen würde, was ich natürlich nicht tat.

Aber Petra war auch nicht die erste Schülerin, die wegen uns auf der sozialen Hackliste ganz nach unten gerutscht war. Pettys Mutter war eine Schlam*e, Liza war selbst eine, Anne war drogenabhängig, Andy war mit der Freundin seines Freundes ins Bett gestiegen... Manche Schüler waren sogar wegen uns von der Schule gegangen.

Aber all das änderte nichts daran, dass wir die Coolsten sind. Jeder will mit uns befreundet sein, sogar ein freundliches Wort ist Ziel aller.

 

Was es an uns ist, was uns so beliebt macht?

Tja, mir wurde es anscheinend in die Wiege gelegt.

Schon im Kindergarten war ich wunderschön gewesen – lange, blonde Locken (sie wurden später braun und noch später rot) und strahlende blaue Augen.

Ich schaffte es, die Erzieherinnen und die Kinder mit meiner Niedlichkeit um den Finger zu wickeln. Alle anderen kleinen Mädchen wollten meine Freundin sein sein, in mein Freundebuch schreiben oder mit mir und meinem tollen, teuren Spielzeug  spielen.

Mehrere der Jungs fragten mich, ob ich ihr Freund sein wollte, aber nur Benny fand ich süß und sagte ja.

Es ist süß und irgendwie lustig, ein Junge fing sogar laut an zu weinen, als ich Nein sagte, und wollte sich nicht mehr beruhigen, sodass seine Mutter ihn abholen musste.

Und natürlich bekam ich keinen Ärger: große, traurige Augen und ein „Aber das wollte ich doch nicht!“ regelten das, auch wenn ich innerlich mein Kleinmädchenkichern kicherte.

In der Grundschule ging es so weiter, ich war noch immer das beliebteste Mädchen, hatte die tollsten Spielsachen, Kleidchen und Puppen. Und auch als ich älter wurde, in die weiterführende Schule kam und längst nicht mehr mit Spielzeug und Puppen spielte, sondern mit dem neuesten iPhone, änderte es sich nie.

 

Aber auch wenn man es nicht denken mag, manchmal ist es echt anstrengend, das beliebteste Mädchen der Schule zu sein. Du musst immer perfekt aussehen, dich so benehmen, wie man es erwartet, immer das neueste haben, für neuen Klatsch sorgen, neue Trends setzen... Dieser Druck, der auf einem lastet, du musst perfekt sein, perfekt sein. 

Andere würden sagen, ich kann mich nicht über mein Leben beschweren – ich führe das Leben, von dem viele träumen. Reichtum, Beliebtheit, Schönheit, hunderte Verehrer. Ich kann jeden haben, den ich will.

Nur gönne ich niemandem diesen Triumph, mein Freund zu sein.

Ab und zu ein kleines Spielchen, mit dem man angeben kann, aber nichts Ernsthaftes. Ich habe es mir geschworen.

Das ist vorbei. Die Zeiten, in denen ich erwartet habe, mal meine wahre Liebe zu finden. Vorbei, vorbei...

 

Das war nicht so gut wie die letzte, ich weiß. Aber hoffentlich hat's euch trotzdem irgendwie gefallen

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