Leonardo da Vinci - Universalgenie aus Italien

Teil 1

Teil 1 von 2

von Tanja Lindauer

Wenn man den Namen Leonardo da Vinci (1452 - 1519) hört, muss man zuallererst an das weltberühmte Gemälde der Mona Lisa denken. Durch dieses Bild erlangte der Künstler einen großen Bekanntheitsgrad. Aber nicht nur als Maler machte er sich einen Namen, sondern auch als Wissenschaftler und Erfinder. Leonardo war ein Universalgenie - er entwarf genaueste Zeichnungen über den menschlichen Körper, erfand Unterseebote oder Flugmaschinen und plante sogar ganze Städte.

Das so genannte "Selbstbildnis" Leonardo da Vincis entstand um 1512 und zeigt den Kopf eines bärtigen Mannes. Ob es sich wirklich um Leonardo handeln soll, ist nicht eindeutig geklärt. (Quelle: Wikimedia Commons)

Leonardo da Vinci gilt als Universalgenie - so bezeichnet man eine Person, die Kenntnisse in den unterschiedlichsten Gebieten der Wissenschaft hat. Denn Leonardo machte sich nicht nur als großer Maler verdient, sondern war auch Bildhauer, Architekt, Ingenieur, Philosoph und Naturwissenschaftler. Sein Leben lang begeisterte er sich für die Natur und die Kunst und schuf zahlreiche Werke, in denen sich technische und naturwissenschaftliche Forschungen und künstlerisches Schaffen verbinden.

Leonardo da Vinci lebte zur Zeit der Renaissance, einer historischen Epoche im 15. und 16. Jahrhundert. Seine vielfältigen Kunstwerke, Erfindungen und Erkenntnisse bereichern die Welt noch heute. Hinter dem Künstler und Erfinder Leonardo da Vinci verbergen sich viele Geheimnisse und noch immer grübeln Wissenschaftler über das Leben des Universalgenies. Hinzu kommt, dass es kaum verlässliche Quellen über Leonardo gibt - und er selbst hat es den Wissenschaftlern und Forschern auch nicht gerade leicht gemacht, denn seine Aufzeichnungen schrieb Leonardo allesamt in Spiegelschrift.

Die Kindheit und seine Lehrjahre

Das Bild "Taufe Christi" malte Verrocchio mit Hilfe seines Schülers Leonardo da Vinci um 1475. (Quelle: Wikimedia Commons)

Leonardo da Vinci wurde am 15. April 1452 in dem Dorf Vinci in der Toskana geboren - das "da Vinci" in seinem Namen deutet darauf hin, dass er in diesem Dorf zur Welt kam. Es ist also nicht sein Familienname, denn eigentlich hieß er Leonardo di ser Piero. Leonardo wurde als unehelicher Sohn eines angesehenen Notars namens ser Piero und des Bauermädchens Catarina geboren. Die ersten Lebensjahre verbrachte er bei seiner Mutter auf dem Land. Die Schulbildung des jungen Leonardos war mehr schlecht als recht. Lesen, Rechnen und Schreiben lernte er nur sehr langsam, denn er interessierte sich mehr für die Kunst.

Sein Vater erkannte sein Talent - er holte ihn bald nach Florenz und so wuchs Leonardo dort auf. Später ging er bei dem Maler und Bildhauer Andrea del Verrocchio in die Lehre. Im Jahr 1472 wurde Leonardo als Meister in die Malergilde St. Lukas aufgenommen, aber bis 1476 blieb er noch in Verrocchios Werkstatt. Zwei Jahre später bekam er seinen ersten größeren Auftrag: Leonardo da Vinci sollte für die Signoria in Florenz ein Altarbild malen, das er aber nie vollendete. Neben der Malerei interessierte sich der junge Leonardo auch sehr für die Naturwissenschaften und die Musik. Vor allem der menschliche Körper erweckte die Neugierde des Künstlers und er zeichnete immer wieder Bilder, die die Anatomie des Menschen zeigen. Seine Wissbegier reichte sogar so weit, dass er menschliche Leichen sezierte, um den Geheimnissen des Körpers auf die Spur zu kommen. Mit seinen Studien gelang es ihm, ein genaues Abbild der menschlichen Anatomie wiederzugeben. So war er es auch, der als Erster die menschliche Wirbelsäule korrekt darstellte.

Leonardo da Vinci in Mailand

"Der vitruvianische Mensch" ist eine der berühmtesten Zeichnungen Leonardos und entstand 1492. (Quelle: Wikipedia)

1482 begann Leonardo da Vinci im Alter von 30 Jahren für Ludovico Sforza, den Herzog von Mailand, zu arbeiten. Da Maler zu dieser Zeit das auf die Leinwand bringen mussten, was die adeligen Auftraggeber vorgaben, bot sich Leonardo als Ingenieur an - seine künstlerische Tätigkeit für den Herzog war nur nebensächlich. Durch die Anstellung geriet die Malerei zunächst immer mehr in Vergessenheit und Leonardo konzentrierte sich sehr auf die Wissenschaft.

Seine technischen Ideen, die er zu dieser Zeit hatte, zeichnete er auf Papier: Panzerwagen, Kanonen, Unterseeboote, Fluggeräte und sogar ein "Perpetuum mobile" - das ist ein Gegenstand, der sich, einmal in Gang gebracht, ewig bewegen soll. Dies ist physikalisch aber nicht möglich. Leonardo entwarf auch viele Gebäude wie Kirchen, Häuser und ganze Festungen. Jedoch wurde keines dieser Entwürfe umgesetzt und es blieb bei seinen Skizzen. In dieser Zeit malte Leonardo da Vinci außerdem das berühmte Wandbild "Das Abendmahl" (1495-1498).

Leonardo achtete immer sehr auf sein äußeres Erscheinungsbild, was man von anderen Zeitgenossen nicht unbedingt sagen konnte. In Mailand wütete die Pest und der Künstler und Wissenschaftler wusste, dass man diese gefährliche Seuche dadurch bekämpfen konnte, dass man den Müll und Dreck von den Straßen beseitigte. So ließ er Kanäle für Transportboote zur Müllbeseitigung bauen und schuf die erste Müllabfuhr in Mailand. Denn eine organisierte Entsorgung des Mülls war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich und die Menschen warfen einfach alles auf die Straßen.

Flucht aus Mailand

Das Gemälde von Francesco Napoletano entstand um 1494 und zeigt Ludovico Sforza, Herzog von Mailand und Förderer Leonardos. (Quelle: Wikimedia Commons)

Leonardo da Vinci lebte in der Epoche der Renaissance, die gekennzeichnet ist von Umbrüchen und Neuanfängen - nicht nur in der Politik wurde vieles verändert, sondern auch in der Kunst und der Wissenschaft. Leonardo wird aufgrund seiner Vielseitigkeit sehr häufig als der Vertreter der Renaissance angepriesen. Seine zahlreichen Interessen und seine Sprunghaftigkeit wurden ihm allerdings oft zum Verhängnis und manchmal bekam er Ärger mit Auftraggebern, weil er viele seiner Werke nicht vollendete.

Die Renaissance war eine unruhige Zeit: Der mächtige Familienclan der Medici kämpfte in Mailand um die Macht und 1499 marschierten die Franzosen ein. Herzog Ludovico Sforza, der Förderer Leonardos, wurde entmachtet. Leonardo da Vinci floh über Venedig nach Florenz und arbeitete für verschiedene Herren, beispielweise für Cesare Borgia, dem Herzog von Valentino (1502), für den er sich insbesondere neue Waffen ausdenken sollte. Durch Borgia hatte Leonardo die Möglichkeit, ein Jahr lang durch Italien zu reisen. Er erkannte aber, dass der Herzog skrupellos und brutal war - er tötete seinen Gefolgsmann Vito Luzza, einen guten Freund des Künstlers. Leonardo da Vinci kehrte daher nach Florenz zurück.

Zurück in Florenz

Dieses Bild ist eine Kopie der Anghiarischlacht Leonardo da Vincis im Palazzo della Signoria in Florenz, gezeichnet von Peter Paul Rubens (1603). (Quelle: Wikimedia Commons)

Mithilfe des berühmten Politikers und Denkers Niccolo Machiavelli erhielt Leonardo auch sofort einen Auftrag in Florenz: Er sollte ein Schlachtgemälde für eine der Wände des neuen Ratssaals gestalten. Eigentlich lehnte der Künstler und Wissenschaftler den Krieg entschieden ab. Da aber auf eine andere Wand des Ratssaals sein Rivale, Michelangelo, ein weiteres Bild malen sollte, nahm er die Herausforderung an und fertigte ab 1504 innerhalb von knapp zwei Jahren einen Entwurf an, der die Schlacht von Anghiari zeigt. Doch die Umsetzung des Bildes auf der Mauer misslang - die Farben verliefen teilweise und Leonardo konnte sein Werk nicht vollenden.

Zwischen 1503 und 1506 widmete Leonardo da Vinci sich seinem berühmtesten Gemälde überhaupt: der Mona Lisa. Nach Beendigung seiner Arbeit an diesem Porträt verließ der Künstler Florenz wieder. In Mailand begann er, alles erdenklich Mögliche mit Tusche, Rötel und Silberstift auf Papier festzuhalten: Menschen, Landschaften, Tiere und Gebäude. Diese Zeichnungen waren seiner Zeit weit voraus. Der Künstler nahm ein Angebot des französischen Hofes an und arbeitete eine Weile in Mailand für die Franzosen. Im Jahr 1511 veränderten sich im Norden Italiens die politischen Verhältnisse erneut und die Familie der Medici sowie die Sforzas kamen wieder an die Macht. Leonardo entschied sich daher, zu einem Freund nach Vaprio zu ziehen. Vermutlich entstand dort sein bekanntes "Selbstbildnis" (siehe Bild oben).

Die letzten Jahre

Das Bild von Jean-Auguste-Dominique Ingres zeigt den sterbenden Leonardo da Vinci in den Armen des Königs. (Quelle: Wikimedia Commons)

Im Jahr 1513 arbeitete Leonardo für den Papst in Rom, und auch mit 60 Jahren war er immer noch neugierig und verspürte den Drang, den menschlichen Körper weiter zu verstehen und zu zeichnen. Doch der Papst verbot ihm bald das Sezieren von Leichen. Leonardo da Vinci widersetzte sich diesem Verbot. Er schnitt nachts heimlich Leichen auf und brachte sich dadurch in Gefahr.

1516 wurde Leonardo von Franz I. nach Frankreich gerufen und er entschied sich, Italien zu verlassen. So verbrachte das Universalgenie seine letzten Jahre in Frankreich. Leonardo da Vinci starb am 2. Mai 1519 im Alter von 67 Jahren auf dem Schloss Clos Lucé bei Amboise. Für das 16. Jahrhundert war dies schon sehr alt. In seinem Nachlass finden sich etliche Skizzen, Zeichnungen, Aufzeichnungen, Gemälde und Entwürfe, darunter beispielsweise für ein Automobil, ein Uhrwerk und hydraulische Maschinen.

Leonardo trug zu Lebzeiten immer ein Notizbuch bei sich und schrieb scheinbar wahllos etwas auf irgendeine Seite. Warum er alles in Spiegelschrift niederschrieb, ist bis heute unklar. Manche behaupten, er hätte sie verwendet, damit seine Notizen nicht sofort lesbar seien. Andere glauben, dass es auf seine ausgeprägte Linkshändigkeit zurückzuführen sei. Auch beinahe 500 Jahre nach seinem Tod ist Leonardo da Vinci ein geheimnisvoller Künstler und Wissenschaftler, der viele Rätsel aufgibt.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 26.09.2011

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