Die Ritter im Mittelalter

Woher kommt der Begriff "Ritter" und was zeichnet einen Ritter aus?

Teil 1 von 2

Einen Ritter stellen wir uns in einer schweren Rüstung vor, auf einem Pferd reitend und mit einer Lanze bewaffnet. Wer kennt nicht die Geschichten von König Artus' Tafelrunde und seinen loyalen Kriegern - etwa Sir Lancelot oder Sir Gawain, die ihrem Herrn bis in den Tod treu ergeben waren. Furchtlos traten sie für das ein, an das sie glaubten - schien die Lage auch noch so hoffnungslos und die Gegner noch so übermächtig. Waren die Ritter wirklich heldenhafte Gestalten, oder vielmehr grausame Schurken? Woher kommt der Begriff "Ritter" eigentlich und was zeichnet ihn aus? Wie wurde ein echter Ritter ausgebildet?


So stellen wir uns einen "echten Ritter" vor: auf einem Pferd reitend in einer schweren Rüstung.
Die ersten bekannten Ritter gab es schon im Römischen Reich, noch vor Christi Geburt. Jedoch waren sie noch nicht das, was wir heute unter einem Ritter verstehen. Der Begriff "Ritter" lässt sich aus dem mitteldeutschen Wort "riddare" ableiten, welches so viel wie "Reiter" bedeutet.

Auch der Name "Eques", der einen römischen Ritter bezeichnet, hat die gleiche Bedeutung: Das lateinische Wort "eques" heißt wörtlich Reiter, das Wort "equus" bedeutet Pferd. Unter einem Ritter stellt man sich also im Allgemeinen einen adeligen Krieger auf einem edlen Ross vor - schwer gerüstet und mit Lanze bewaffnet.

Die eigentlichen Ritter des Mittelalters gab es seit dem 8. Jahrhundert. Damals fielen die Mauren in Spanien ein und eroberten den größten Teil des Landes. Als sie sich dann schließlich auf den Weg über die Pyrenäen machten, um noch weitere Länder zu überfallen, fühlten sich die Franken bedroht und sendeten fränkische Panzerreiter aus, um eine Invasion der Mauren abzuwehren.

Nur wer reich war, konnte ein Ritter werden

Die Wehrdienstleistenden mussten selbst für Ausrüstung und Verpflegung aufkommen. Nur Reiche des Adels hatten damals die Möglichkeit, Ritter zu werden. (Quelle: Pixelio (Simon45))

Dies gelang den kämpferisch starken Panzerreitern auch. Später waren sie maßgeblich an der Rückeroberung der restlichen Teile von Spanien beteiligt. Zur Zeit des Ungarnkrieges im 9. Jahrhundert schafften es alleine die Panzerreiter, das feindliche Heer der Ungarn in die Flucht zu schlagen. Seither wurden sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Militärs.

Zu damaliger Zeit trug derjenige, der Wehrdienst leistet, auch die Kosten dafür. Das bedeutet, die Ausrüstung und auch die Verpflegung musste von den Wehrdienstleistenden selbst bezahlt werden. Ein Ritter musste also für sein Pferd, seine Rüstung und seine Bediensteten aufkommen. Daraus kann man schließen, dass nur wohlhabende Menschen die Möglichkeit hatten, Ritter zu werden. Anfangs waren es vor allem Angehörige des niederen Adels. Ein "ganz normaler Soldat" hatte nicht die Mittel zu Verfügung, um sich dies leisten zu können.

Raufbolde wurden zu "Ritterlichen"

Das Idealbild eines Ritters im Mittelalter: Ein gebildeter, gläubiger, ehrenwerter und tapferer Krieger mit "guten Manieren". (Quelle: Friedrich Kromberg)

Zur damaligen Zeit war jedoch nicht jeder Ritter auch von seinem Gemüt her "ritterlich" - ganz im Gegenteil. Viele der Rittersleute handelten aus Habgier, Machtstreben oder Langeweile ganz willkürlich und führten Kleinkriege oder Fehden mit ihren Nachbarn - zum Leidwesen der Bürger des Landes. So kam es, dass sich die Kirche in die weltlichen Dinge einmischte und den "Gottesfrieden" einführte. Dies lag nicht nur in ihrem Interesse - bei diesen offen ausgetragenen Streitigkeiten ging auch so manches Gotteshaus in Flammen auf.

Ebenso dem Hochadel war daran gelegen, da auch er sich vor Übergriffen der Ritter auf sein Hab und Gut bedroht sah. Der Gottesfrieden, den die Kirche im 10. Jahrhundert auf den Weg brachte, bestand aus mehreren Beschlüssen. Plötzliche Übergriffe auf unbewaffnete Geistliche, Bauern, Händler sowie die Zerstörung von Gebäuden waren untersagt. An bestimmten Tagen - dies betraf zum Beispiel die Fastenzeit und hohe Feiertage - war die Kriegsführung komplett verboten. Von nun an wurden das Benehmen eines Ritters und seine Ausbildung definiert.

Ein langer Weg zum "echten Ritter"

Um Ritter zu werden, musste man nicht nur ein wohlhabender Adeliger sein, sondern auch eine lange Ausbildungszeit durchleben. (Quelle: Pixelio (Viocat))

Die Ausbildung zum Ritter dauerte ganze 21 Jahre, beginnend direkt nach der Geburt. Also konnten viele Menschen des Hochadels nicht mehr zum Ritter werden, da ihnen die Ausbildung fehlte. Die ersten sieben Jahre der Ausbildung wurden bei der eigenen Mutter durchgeführt, hier wurden die christlichen Werte vermittelt.

Im Alter von sieben Jahren musste der werdende Ritter sein Heim verlassen, um einem Adligen oder Ritter zunächst als Edelknabe, oft auch Bube genannt, zu dienen. In dieser Zeit wurde er in den verschiedensten Dingen unterrichtet, sodass er eine höhere Bildung genoss. Darunter verstand man damals feine, höfische Sitten, das Studieren der biblischen Geschichte sowie der Sagen und Begebenheiten der Vorzeit. Hinzu kamen traditionelle Musik, Gesang und Saitenspiel. Die Ritter schworen den Eid, ein tugendhaftes und gottesfürchtiges Leben zu führen.

Die Templerburg in Ponferrada wurde im 12./13. Jahrhundert am Rande des Jakobsweges in Spanien erbaut und diente auch zum Schutz der Jakobspilger. (Quelle: Pixelio (Florian Reinhold))

Ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung war natürlich auch das Trainieren von körperlicher Kraft und Gewandtheit. Aus diesem Grund wurde täglich das Laufen, Springen, Reiten und Schwimmen geübt. Weiterhin galt es, den Umgang mit Waffen zu schulen: das Schießen mit der Armbrust, das Abwehren mit dem Schild und der Kampf mit Schwert und Lanze. Mit Beginn des 15. Lebensjahrs wurden die auszubildenden Ritter zum Knappen befördert. Nach bestandener Knappschaft wurden sie mit 21 Jahren schließlich zum Ritter ernannt. Das Bild vom Ritter entsprach damals einem Ideal: ein tapferer, tugendhafter Krieger mit Bildung und gutem Benehmen.

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letzte Aktualisierung: 26.04.2018

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