Thema: das Mädchen

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Ida (22) aus

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#1

Das Mädchen


Die Wiesen wogten sacht hin und her, schaukelten wie Wellen im Meer. Bäume rauschten im Wind und die Abendsonne ließ ihre letzten Strahlen warm auf die Felder fallen und verlieh den Ähren ein goldenes Schimmern. Doch er hatte keine Augen für diese Schönheit. Er hastete über den schmalen Weg entlang der Landstraße, den Blick starr auf den trockenen Boden gerichtet und ärgerte sich weil der Staub aufstob während er seine schmerzenden Füße unerbittlich voran trieb. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Er blickte sich um: Weit und breit keine Menschenseele. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Er horchte still, achtete auf jedes noch so unbedeutend scheinende Geräusch, wagte sich kaum zu bewegen. Schließlich zuckte er mit den Schultern und hetzte weiter. Er wurde noch paranoid. Wiedereinmal meinte er Schritte zu vernehmen. Dieses Mal blieb er jedoch nicht stehen und blickte auch nicht zurück, obwohl er das unvermeindliche Gefühl der Bedrohung nicht abzuschütteln vermochte. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter und riss ihn so aus seinen ohnehin nicht sehr angenehmen Gedanken. Blitzartig schoss er herum. Ein kleines Mädchen mit dunklem, zu zwei Pferdeschwänzen gebundenem Haar schaute ihn aus großen, schwarzen Augen an. Auf andere mochte sie niedlich, gar unwiderstehlich wirken, aber für ihn barg sich hinter ihrem unschuldigen Antlitz sein größter Albtraum. Er blieb wie  angewurzelt stehen. "Hallo! Ich hab dich noch nie hier gesehen. Bist du neu hier?", fragte sie mit einer Stimme so hell wie Glockenläuten. Sein Gesicht verfinsterte sich unmerklich, dann versah er sie mit einem letzten düsteren Blick, in dem sich Angst und Verzweiflung, Hass und Schmerz, aber auch Schuld und Liebe spiegelten, drehte sich um und rannte los, schneller und schneller werdend. Er murmelte im Stillen vor sich hin, dann hörte er ein leises Klirren. Etwas musste aus seinem Rucksack gefallen sein. Abrupt blieb er stehen um den Gegenstand aufzuheben. Als er ihn erblickte hielt er inne. Ein roter Füllfederhalter? Er besaß keinen solchen. Kurz darauf stockte er erneut. Etwas warmes hatte seinen Nacken gestriffen. Sein ganzer Körper versteifte sich, als ihm eine Vermutung wie ein eisiger Dolch mitten in die Brust traf: Es war der Atem, ihr Atem. Mit jeder einzelnen Faser seines Körper wünschte er sich, dass er sich irrte. Er hoffte sehnlichst, dass es sich nur um einen Lufthauch gehandelt hatte, den die untergehende Sonne im letzten Atemzug dieses Tages erwärmt hatte. Er hoffte vergebens. Er erschauderte als er etwas kleines, spitzes an seiner Haut fühlte. Er wusste sie stand direkt hinter ihm, in unmittelbarer Nähe, mit dem Mund in der Höhe seines Halses. Etwas nasses tropfte von seiner Stirn in sein Gesicht. Schweiß. Angstschweiß. Er wusste sie spielte nur mit ihm. Er vernahm ihre Stimme, bekam aber nicht mit was sie sagte. Gelegentlich drangen vereinzelte Wortfetzen zu ihm durch wie Kerzen deren Licht grau und ungreifbar durch dicht wabernden Nebel flackerte. "Hallo...nie...gesehen...du neu..." Wie in Trance wandte er sich um. Das Mädchen atmete gleichmäßig und ruhig. Sie war ihm gefolgt. Ihre Augen blitzten kurz belustigt auf, als sie die Todesangst in seinen zuvor so ausdruckslos scheinenden Augen aufflammen sah. Er atmete schnell. Urplötzlich rannte er los wie vom Teufel geritten. Er gönnte sich keine Pause und selbst als er nur noch als undeutlicher Schemen in der Ferne wahrzunehmen sein musste spürte er ihr wissendes Lächeln in seinem Rücken und wusste dass sie nicht überrascht gewesen sein konnte. Sie hatte seine scheinbar ungeplante Flucht vorrausgeahnt bevor er selbst auch nur einen Gedanken an dieselbe verschwendet hatte. Er versuchte sie aus seinem Kopf zu verdrängen und an den eigentlichen Grund zu denken warum er hier war. Ein Pärchen saß auf einer Bank unter einer prächtigen, alten Eiche und flüsterte sich leise kichernd liebevolle Worte zu. Er sah sie nicht. Ein kleines Mädchen spielte mit ihrem jüngeren Bruder fangen. Die Kleine lachte unbeschwert ein glockenhelles Kinderlachen. Er rannte schneller. Schwache Windböen kräuselten sich ihm entgegen, schienen ihn halbherzig aufhalten zu wollen, ließen wieder von ihm ab und kringelten sich träge an ihm vorbei, bevor sie seinem unermüdlichen Lauf erneut entgegenzuhalten versuchten. Doch desto rasanter sein Tempo wurde, desto unangenemer fühlte er sich in seiner Haut. Sie war ohnehin viel schneller als er. Er konnte vor ihr nicht wegrennen, fliehen, ihr entkommen. Panik durchflutete ihn. Dann wich die Angst in seinem Gesicht gewisser Erleichterung als er sein Ziel sah. Die Umrisse eines großen Gebäudes ragten in der Ferne vor ihm auf und spendeten ihm Hoffnung und Zuversicht. Alles würde gut werden. Er klopfte an die große, bedrohlich wirkende Eingangstür, dessen dunkelgrüne Farbe bereits abblätterte. Darunter kam leicht verwittertes, aber dennoch massives Holz zum Vorschein. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Er klopfte abermals. Niemand öffnete. Was hatte er erwartet? Sicher nicht das. Er hielt sich die Dringlichkeit seiner Aufgabe vor Augen und rüttelte energisch an der Klinke. Nichts passierte, die Tür blieb verschlossen. Das Gefühl dass er heute nach langer Zeit der Angst vielleicht wieder einen Lichtblick würde erhaschen können, welches sich bei dem Anblick seines Zieles so übermütig eingestellt hatte, wich einer selbstzerstörerischen Reue gegenüber seiner eigenen Naivität und einer krankhaften Furcht und es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Seine Haare standen zu Berge und trotz der vermeindlich warmen Luft die seinen Körper umhüllte und der Hitze die er ausstrahlte und die die Luft um ihn herum zum Flimmern brachte, zitterte er am ganzen Leib. Sie war da, er spürte ihre Nähe und er war ihr restlos und ohne jede Aussicht auf Hilfe ausgeliefert. Tausend Glocken ertönten und riefen die schlimmsten Erinnerungen in ihm wach. Dann hörte er ihre Stimme. Sie säuselte zwar immer noch kindlich, hatte aber einen bedrohlichen Unterton angenommen. "Du hast mir meine Frage nicht beantwortet", stellte sie fast schon nüchtern fest. "Warum hast du mir meine Frage nicht beantwortet?" Glocken läuteten. Jemand schlug seine Zähne aufeinander. Sie schlug ihre langen, weißen Zähne aufeinander. Sie kam näher. Das Glockenläuten schwoll an, bäumte sich auf und ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie ein angeschossenes Reh beugte er sich seinem Schicksal. Sie schien es sichtlich zu genießen ihn gebrochen zu haben. Sie lachte, blieb jedoch nicht stehen. Er hörte ihre Schritte, ihr Lachen. Hörte sie zufrieden luftholen. Spürte ihren Stolz, ihr Lechzen danach ihm das Leben zu nehmen, aber auch ihre Enttäuschung darüber, dass ihr kleines Spielchen mit seinem Tod ein Ende haben würde. Er sah wie kurz etwas in ihren Augen aufflackerte und wie sie einen inneren Konflikt mit sich führte und dann sah er wie sich ihre Haltung von einem Moment auf den anderen veränderte und wie sie eine Entscheidung traf. Von einer Sekunde auf die andere wurde alles schwarz und er wurde in ein tiefes Nichts gerissen. Er konnte weder hören noch fühlen geschweigedenn sehen. Alles um ihn herum war schwarz, unergründlich, angsteinflößend und doch auf eine eigenartige Art und Weise beruhigend. Ohne Vorwarnung spürte er einen stechenden Schmerz in seinem linken Oberarm. Eine Hand, die in einem mintgrünen Plastikhandschuh steckte griff aus der Dunkelheit nach ihm und riss ihn unsanft aus seinem unruhigen Frieden. Plötzlich wurde es gleißend hell. Licht blendete ihn. Verwirrt und verängstigt kauerte er sich zusammen und blickte sich zitternd um. Er blinzelte ein paar Mal bevor er sich an das Licht gewöhnt hatte. Bis auf die dünnen, blauen Boxershorts die er trug war er völlig entblößt. Er befand sich auf einer weißen Matratze auf einem hässlichen Metallgestell in einem grauenhaft geschmacklos eingerichtetem Zimmer. Ein einziges Bild, eine Schwarz-Weiß-Fotografie eines Apfels, zierte die Wand ihm gegenüber. Plötzlich wurde ihm wieder bewusst was gerade geschehen war und sein Blick glitt suchend durch den Raum. Neben seinem Bett standen mehrere Männer und eine Frau. Sie trugen lange weiße Kittel und schienen ihn zu beobachten. Langsam fing sein Gehirn wieder an zu arbeiten, er begann zu verstehen und ihm wurde klar wo er sich befand. Psychatrie schoss es ihm durch  den Kopf. Sie mussten ihn jetzt für noch verrückter halten als sie es ohnehin schon taten. Schnell setzte er sich wieder normal hin, denn er hatte die Beine nach wie vor stark angewinkelt und eng von seinen Armen umschlungen gehabt. Er wollte den Ärzten nur versichern dass alles in Ordnung wäre, dass er nur schlecht geträumt hätte, aber so weit sollte es nicht kommen. Er hob den Kopf um ihnen in die Augen blicken zu können. Sein Blick streifte das Fenster. Eine kleine Gestalt schwebte davor, aber er regestrierte sie kaum. Aber dann hielt er inne. Das  Zimmer befand sich im 5. Stock. Langsam wandte er sich erneut zum Fenster. Er erstarrte. Es war das Mädchen. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er begann erbärmlich zu wimmern, zu flehen, sie möge ihn in Ruhe lassen. Das Mädchen lächelte bösartig und schüttelte graziös den kleinen Kopf. Ihre ehemals großen, schwarzen Augen leuchteten nun weiß durchlaufen von roten Äderchen. Von ihren langen, weißen Zähnen tropfte etwas rotes, etwas dunkelrotes was ihn verdächtig an Blut erinnerte. Sie leckte sich die Lippen und ihr blick blieb vorfreudig an seinem Hals hängen. Er schrie nun vor Verzweiflung und Angst, schrie um Hilfe und bat um Gnade. Die Ärzte in den weißen Kitteln griffen nach seinen Armen und drückten in nun mit voller Wucht nieder, hielten ihn an Ort und Stelle, sodass er sich nicht bewegen konnte. Wieder verspürte er diesen stechenden Schmerz in seinem Oberarm, als einer der Männer die dünne Metallspitze einer mit ihm unbekannten Flüssigkeit gefüllten Spritze tief in seine Haut stach. Alles um ihn herum begann sich zu drehen. Mit seiner verbliebenen Kraft drehte er den Kopf zum Fenster und erhaschte einen letzten angsterfüllten Blick auf das kleine Wesen davor. Ihre Lippen bewegten sich nicht, dennoch hallte ihre Stimme deutlich in seinem Kopf wieder: "Ich bin noch nicht fertig mit dir. Es hat gerade erst angefangen." Glockenhelles Lachen, dann verschwamm alles vor seinen Augen, wich einem gähnenden Schwarz, dass von allen Seiten ihn zu verschlingen drohte.

 

 

 

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sweety girl (19) aus Sag ich leider nicht

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#3

Secret

Neynia kam aus ihrem Bau.Sie blickte aufmerksam durch die Gegend.Seit ihr Gatte gestorben und ihre Kinder verschwunden waren,lebte sie einsam und zurückgezogen.Ihre unendlich traurigen Augen durchforschten den Wald.Da!Hörte sie nicht ein unterdrücktes Winseln?Dann war es still.Sicher hab ich mir das eingebildet,dachte sie.Doch jetzt erklang es wieder!Sie folgte dem Geräusch und stand vor einem Bau.Das war doch der Bau von Felina,die in dem schrecklichen Schneesturm vor einigen Tagen umkam.Neynia ging rein.Da lag zittern und fiepend das Fuchskindchen,Secret!Neynia konnte es nicht fassen.Ja!Sie würde es aufnehmen!Secret fiepte."Wer bist du?" Neynia antwortete:"Ich werde deine zweite Mutter sein."Dann nahm sie den erschöpften Secret und trug ihn in ihren Bau.

Fortsetzung folgt!

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sweety girl (19) aus Sag ich leider nicht

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#2

Secret

Der Schnee fiel langsam und leise auf den Hügel,auf dem der Fuchs schlief.Es war finstere Nacht.Er wachte auf.Es war so kalt!Der Fuchs sah sich um.Er war ein einsames Fuchskind,dessen Mutter im Schneesturm vor 5 Tagen umkam. Er beschloss,seinen Bau zu suchen.Auf dem Weg überlegte er,wie seine Mutter ihn nannte.Plötzlich blieb er stehen."Secret!Ja,so nannte Mama mich!"Das alles rief er in die Nacht hinein.Plötzlich stand er vor seinem Bau.Er stolperte hinein und schlief erschöpft ein.

Das hab ich mir ausgedacht.

Fortsetzung folgt!!!

 

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