Schlechte Karten für die "Weltraum-Müllabfuhr"

Schrott im Weltall

Teil 2 von 2

Mittlerweile ist der Weltraumschrott zu einer ernsthaften Gefahr für die Raumfahrt geworden. Wenn ein zehn Millimeter großes Teilchen auf einen Satelliten trifft, entwickelt es die Kraft eines Autos, das mit 60 Stundenkilometern ungebremst auf ein Hindernis prallt. Man kann sich vorstellen, was danach mit der teuren Satelliten-Technik los ist - nicht mehr viel.

Eine Explosion im Weltraum hat fatale Folgen. Denn statt einem Objekt müssen Satelliten danach taudenden ausweichen. (Quelle: ESA)

Moderne Satelliten sind daher mit einer Schutzschicht ausgestattet. Die hilft aber nur bei kleinen Teilchen. Größeren Objekten müssen die Satelliten dagegen ausweichen. Es wird jedes Jahr schwieriger, Raketen und Satelliten um all die Objekte herumzusteuern. Außerdem verbrauchen diese Ausweichmanöver viel Energie und verkürzen damit die Lebenszeit eines Satelliten beträchtlich.

Bisher waren die Weltraumorganisationen bei den meisten Raumfahrtmissionen sehr wachsam. So soll es nur zu einer einzigen offiziellen Kollision zwischen einem Satelliten und herumfliegendem Weltraumschrott gekommen sein. Der Esa-Experte für Weltraumschrott, Rüdiger Jehn, vermutet jedoch mindestens zwölf weitere Zusammenstöße, die allerdings geheim gehalten wurden.

Wegwerfgesellschaft im All

Diese 250 Kilogramm schwere Raketen-Oberstufe schlug 1997 in einem Feld in Georgetown, Texas ein. Eigentlich hatte sie in der Erdatmosphäre verglühen sollen. (Quelle: NASA)

Wenn hoch empfindliche Satelliten von einem Trümmerteil getroffen werden, dann bedeutet das für sie meist das Ende. Denn obwohl sie sehr teuer sind, haben sie nur eine Laufzeit von wenigen Jahren. Eine Reparatur im Weltall wäre fast immer teurer als einen moderneren Nachfolger ins All zu schicken.

Im All herrschen also die gleichen Gesetze wie auf der Erde: Auch bei uns geht kaum mehr jemand zum Schuster, um seine Schuhe reparieren zu lassen. Lieber kaufen wir uns ein neues Paar Schuhe und werfen die alten auf den Müll.

Im Weltall hat dieses Wegwerf-Verhalten jedoch einen entscheidenden Nachteil: Je mehr Teile um die Erde kreisen, desto größer wird die Gefahr für Mensch und Technik. So schließt die Nasa nicht aus, dass Weltraummüll den Absturz der Raumfähre Columbia im Jahr 2003 ausgelöst hat. Damals starben alle Besatzungsmitglieder.

Was getan werden muss

Mit diesem Ein-Meter Teleskop auf Teneriffa sucht die Europäische Weltraumbehörde Esa die Erdumlaufbahn nach Schrott-Teilen ab. (Quelle: ESA)

Die Europäische Weltraumorganisation Esa nimmt die Gefahr durch Weltraumschrott sehr ernst. Sie hat deshalb ein spezielles Teleskop auf Teneriffa installiert, das ausschließlich Weltraummüll sucht. Das Teleskop kann Objekte finden, die in 36.000 Kilometern Entfernung um die Erde kreisen und gerade einmal zehn bis 15 Zentimeter groß sind.

Die Wissenschaftler beobachten jedoch nicht nur den Weltraum-Schrott, sondern suchen auch nach Lösungen. Wie könnten die aussehen? Nicht mehr benötigte Satelliten dürfen auf keinen Fall gesprengt werden. Denn dadurch würden nur noch mehr Trümmerteile entstehen. Eine "Weltraum-Müllabfuhr", die nicht mehr gebrauchte Teile einsammelt, ist nicht bezahlbar. Außerdem sind die rasend schnell fliegenden Trümmer kaum einzufangen. Im folgenden Film der Esa ist das Problem genau erklärt:

Müllvermeidung im Weltraum

Ein paar sinnvolle Möglichkeiten gibt es dennoch. Raketen und Satelliten könnten in Zukunft mit kleinen Zusatzraketen und einem Steuer-Modul ausgestattet werden. So könnten sie nach ihrer Betriebszeit ihren Kurs ändern und langsam auf die Erde zutreiben. Nach etwa 25 Jahren würden sie dann in der Atmosphäre verglühen.

Oder man könnte ausrangierte Satelliten in eine höhere Umlaufbahn von 300 Kilometern dirigieren, wo sie niemandem im Weg sind. Mit der Menge Treibstoff, die dafür benötigt wird, könnte man den Satelliten drei Monate auf seiner Position zu halten. Also ist auch diese Lösung teuer, da der Satellit dadurch eine kürzere Zeit Profit abwerfen würde. Und Zeit ist Geld.

Raketen-Recycling

Immer mehr Satelliten werden ins All geschossen - jedes Jahr etwa 200. Da wird es bald richtig eng am Himmel. (Quelle: ESA)

Besonders wertvolle Satelliten könnten zukünftig auch repariert oder von Raketen wieder eingesammelt und zur Erde zurückgebracht werden. Eigentlich klingen diese Lösungen einfach und einleuchtend. Doch es wird wohl noch lange dauern, ehe sie umgesetzt sind. Denn jede Rakete kann nur ein ganz bestimmtes Gewicht befördern. Dieses Gewicht wird derzeit bei jeder Mission bis zum letzten Gramm ausgeschöpft.

Für Zusatztanks, kleine Raketen und einen Steuer-Computer ist da kein Platz. Denn dann müsste der Satellit auf andere Dinge verzichten, die für seinen Betrieb gebraucht werden - oder seinen Betreibern viel Geld bringen. Es geht also wieder einmal um's Geld.

Es bleibt noch die einfachste Lösung: Müll vermeiden. Werkzeuge und Deckel könnten mit einer Sicherungsleine versehen werden. Dann könnten Astronauten sie bei Weltraumausflügen nicht aus Versehen verlieren. Die Gefahr ist erkannt und die Zeit drängt. Denn jedes Jahr wird das Problem größer. Bis heute haben sich die Weltraumorganisationen jedoch nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen können.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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