Die Erfinder des Fernsehens

Serien, Nachrichten, Spielfilme, Unterhaltungsshows und Wissensmagazine... - Fernseher an, und schon laufen die Helden deiner Lieblingssendung über den Bildschirm. Aber das war nicht immer so! Einige "helle Köpfe" tüftelten lange Zeit an der Erfindung des elektronischen Geräts, probierten ihre Ideen aus, entwickelten neue Techniken - und ließen sich nicht von ihrer Vision abbringen. Durch sie ist es uns heute möglich, in solch guter Qualität TV-Sender auf dem Bildschirm zu empfangen...

Pionier der ersten Stunde: Paul Nipkow erfand eine Drehscheibe, mit der ein Bild in einzelne Punkte zerlegt und wieder zusammengesetzt werden kann.

"Fernsehen" war schon in der Pionierzeit des Fernsehens wörtlich zu nehmen. Die Fernsehtechnik macht es möglich, dass ein Bild an einem Ort aufgenommen wird und an einem anderen zu sehen ist. Der Erste, der die dafür erforderliche Technik auf den Weg brachte, war Paul Nipkow (1860 - 1940). Die Übertragung von Sprache funktionierte schon per Kurzwelle über das Radio. Auch die Fotografie und das Kino existierten bereits. Aber die Kunst, das Bild eines Geschehens live zu übertragen, gelang noch nicht.

Das war die große Herausforderung für die Vorkämpfer des Fernsehens. Für eine Übertragung wird das Bild bis heute Punkt für Punkt zerlegt, elektronisch übermittelt und am anderen Ende wieder Stück für Stück zusammengesetzt. Aber darauf muss man erst einmal kommen! Das Licht soll Paul Nipkow aufgegangen sein, als er eine Kerze betrachtete. Er hatte die Augen zusammen gekniffen und in das flackernde Licht geblickt. Dann sah er nur noch Strahlen, die in viele kleine Lichtteilchen zerlegt waren - und schließlich wieder ein klares, vollständiges Bild ergaben. Die grundlegende Idee des Fernsehens war geboren. Bis heute werden Fernsehbilder nach diesem Prinzip übertragen.

Der Beginn des Fernsehzeitalters

Nostalgischer Hifi-Turm aus den 50er Jahren: Es verging einige Zeit, bis die Fernsehbilder scharf und gut zu erkennen waren. (Quelle: Pixelquelle)

Schon in seiner Schulzeit hatte Nipkow davon geträumt, neben der Sprache auch Bilder elektronisch zu übertragen. Als Ingenieurstudent im Alter von 24 Jahren ließ er sich die Idee zu seiner Nipkow-Scheibe, mit der später die ersten Fernseher liefen, patentieren. Ein Patent ist ein rechtlicher Schutz des Inhabers, damit eine Erfindung nicht einfach unerlaubt von anderen verwendet werden kann.

Die Nipkow-Scheibe war eine mit Löchern versehene Scheibe, mit deren Hilfe er das Bild am Ursprungsort Punkt für Punkt abtastete. Das Bild konnte so, entsprechend den hellen und dunklen Punkten, zerlegt und elektronisch weitergeleitet werden. Am anderen Ende wurde es schließlich Zeile für Zeile wieder zusammengesetzt. Die Scheibe musste sich dabei so schnell drehen, dass das Auge den Punkt- und Zeilenwechsel nicht mehr nachvollziehen konnte. Zellen des chemischen Elements Selen setzten dabei die Lichtpunkte in elektrische Stromstöße um.

Nipkow selbst beschäftigte sich nicht mehr weiter mit der Entwicklung der Fernsehübertragung. Er arbeitete in den folgenden Jahren in anderen Bereichen als Ingenieur. Die ersten Fernseher, die entwickelt wurden, liefen aber tatsächlich mit der Nipkow-Scheibe. 45 Jahre nach der Anmeldung seines Patents, auf der 5. Funkausstellung 1928 in Berlin, war für Nipkow der große Moment gekommen. Er konnte die ersten Apparate bestaunen, die mit seiner Erfindung Bilder übertrugen. Das Bild war zunächst nur so groß wie eine Postkarte, recht verwackelt und unscharf.

Der Schotte John Logie Baird (1888 - 1946) schaffte es am 3. Juli 1928 zum ersten Mal, farbige Bilder auf dem Fernseher zu übertragen. Bis die Technik der Farbbild-Übertragung allerdings ausgereift war und Standard-Fernseher damit ausgestattet waren, vergingen noch einige Jahrzehnte. Auch John Logie Baird gilt als einer der bedeutendsten Erfinder aus der Pionierzeit des Fernsehers - und das, obwohl er in der Schule als "langsam" und eher mittelmäßig talentiert eingestuft wurde. Baird entwickelte später Großbildleinwände, Radar und sogar dreidimensionales Fernsehen.

Der Beginn des "Fernsehzeitalters" begann in Deutschland am 29. Oktober 1929, als die erste Nachrichtensendung über die Bildschirme lief.

Weitere Pioniere des Fernsehens

Der Erfinder Philo Taylor Farnsworth und Mable Bernstein inspizieren im Jahr 1934 eine der ersten tragbaren Fernsehkameras. (Quelle: Fotograf: Stefan Kühn (Wikipedia) )

Noch andere Forscher tüftelten am Fernsehgerät. Die Nipkow-Scheibe wurde noch mechanisch mit einer Handkurbel betrieben. Durch die geringe Übertragungsgeschwindigkeit war die Qualität der Bilder bald an ihre Grenzen gestoßen. Dieses Problem löste der Physiker Karl Ferdinand Braun. Er ersetzte die Nipkow-Scheibe durch eine Kathodenstrahlröhre. Diese lenkte die elektronische Strahlen zwar nach wie vor Punkt für Punkt von hinten an den Bildschirm, war dabei aber viel leistungsfähiger. Fernseher mit Bildröhre funktionieren heute noch nach diesem Prinzip.

Auch Philo Taylor Farnsworth leistete seinen Beitrag zur vollelektronischen Übertragung der Bilder. Im Jahr 1918 zog er im Alter von zwölf Jahren mit seiner Familie auf eine Ranch im amerikanischen Idaho. Das Haus seiner Eltern war im Gegensatz zu den meisten anderen mit Elektrizität ausgestattet. Schon früh zeigte sich seine Begeisterung für Technik: Aus alten Zeitschriften brachte er sich das grundlegende Wissen über die Elektronik selbst bei. Philo war gelangweilt davon, im Haushalt mitzuhelfen und die Wäsche waschen zu müssen. Am liebsten widmete er sich seinen Erfindungen. Als 12-Jähriger schaffte er es, einen Elektromotor für die mechanische Waschmaschine zu konstruieren. Der talentierte Junge überzeugte seinen Chemielehrer davon, ihm Spezialunterricht zu geben und bei den Älteren mitlernen zu dürfen. Farnsworth begann ein Studium an der Universität. Doch schon bald musste er es abbrechen, da sein Vater gestorben war und er für die Familie sorgen musste. Aber er gab nicht auf.

Mit 22 Jahren schließlich hatte er sein erstes "voll elektronisches Bildübertragungssystem" konstruiert. Für den Bau hatte er Geldgeber finden müssen, die an ihn und seine Erfindung glaubten. Der erste Versuch ging schief: Die mühevoll zusammengesetzte und teure Maschine flog in die Luft und wurde vollständig zerstört. Farnsworth musste neue Investoren suchen und noch einmal von vorne anfangen. Doch im Jahr 1927 schließlich gelang die erste voll elektronische Übertragung eines Fernsehbildes.

Großer Erfinder ohne Schulabschluss und Studium

Einer der Fernsehtechniker der ersten Stunde, Manfred von Ardenne, zählt auch ohne Abschluss zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des technischen Fortschritts. (Quelle: DHM)

Ihm folgte Manfred von Ardenne (1907 - 1997). Er verbesserte die Elektronenröhre von Braun - und setzte damit einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des Fernsehens. Schon mit 15 Jahren ließ er sich die verbesserte Röhre patentieren und brach bald darauf die Schule ab, um noch mehr Zeit für seine Erfindungen zu haben. Auch ohne Abitur fing er an, Physik, Chemie und Mathematik zu studieren - die Professoren hatten wohl seine außergewöhnlichen Fähigkeiten erkannt. Das Studium brach Manfred von Ardenne ebenfalls ab.

Er suchte und forschte auf eigene Faust weiter und gründete später das Forschungslaboratorium für Elektronenphysik in Berlin. Auf der Funkausstellung präsentierte er drei Jahre nach der Vorstellung des Nipkow-Fernsehers 1931 das von ihm entwickelte elektronische Fernsehgerät. Bis ins hohe Alter führte er das renommierteste Forschungsinstitut der früheren DDR, das Institut "Manfred von Ardenne".

Mehr zum Thema

Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.

letzte Aktualisierung: 06.02.2012

Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.

117 Bewertungen für diesen Artikel