Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau - Ein langer Weg

Teil 1: Die Geschichte der Frauenbewegung

Teil 1 von 4

"Männer und Frauen sind gleichberechtigt", heißt es im Artikel 3 des Grundgesetzes. Dies scheint uns heute selbstverständlich - doch in früheren Zeiten durften Mädchen keinen Schulabschluss machen und nicht studieren. Frauen sollten sich um die Kinder und den Haushalt kümmern und waren ihrem Ehemann untergeordnet. Auch das Recht, wählen zu gehen, war Frauen lange Zeit nicht gestattet. Heute sind Frauen per Gesetz gleichberechtigt, in einigen Bereichen sind sie jedoch noch immer benachteiligt. Erfahre mehr über die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Gesellschaft und die Geschichte der Frauenbewegung.

Dass Mädchen ebenso wie Jungen einen Schulabschluss machen und studieren dürfen, ist für uns heute selbstverständlich. Doch dies war nicht immer so. (Quelle: Alexander Redmon | www.sxc.hu)

Dass Frauen in unserem Land die gleichen Rechte haben wie Männer, kommt vielen von uns heute ganz selbstverständlich vor. Mädchen besuchen ebenso die Schule wie Jungen, und es erscheint auch ganz normal, dass Frauen ein Studium abschließen oder eine Karriere anstreben. Doch es war ein langer Weg und ein schwieriger Kampf für die Frauen, um an dem Punkt anzugelangen, an dem wir uns heute befinden.

Tatsächlich ist es noch gar nicht so lange her, dass in den Augen der Gesellschaft die einzige Aufgabe einer Frau die Sorge für Ehemann, Familie und Haushalt sein sollte. Diese rückständige Ansicht vertreten zwar auch heute noch einige Menschen, jedoch haben moderne Frauen viel mehr Möglichkeiten, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Keine Frau in Deutschland muss heute einen Mann heiraten, um "versorgt" zu sein - dass Frauen berufstätig sind, ist nichts Ungewöhnliches mehr. Auch berufstätige Mütter gehören in unserer Zeit zum Alltag.

19. Jahrhundert: Schlechte Bildungschancen für Frauen

Die Karikatur von 1849 zeigt eine Frau, die sich zur Arbeit verabschiedet, während der Mann das Baby versorgt - zu dieser Zeit noch völlig undenkbar. (Quelle: Wikipedia)

Im 19. Jahrhundert war man davon jedoch weit entfernt. Die meisten Menschen waren damals der Ansicht, dass Jungen und Männer "mehr wert" seien als Mädchen und Frauen und selbstverständlich mehr Rechte hätten. Werdende Eltern wünschten sich lieber einen Sohn anstatt eine Tochter. Männer galten als klüger und in den meisten Bereichen fähiger als Frauen - außer, wenn es um typische "Frauenarbeit" wie Putzen, Waschen, Kochen und Kinderhüten ging. Zu dieser Zeit standen den Frauen längst nicht dieselben Bildungsmöglichkeiten offen wie den Männern, und ihre Berufschancen waren dementsprechend eng begrenzt.

Ab ungefähr 1820 entstanden zwar zahlreiche Mädchenpensionate oder "höhere Töchterschulen", die von Mädchen und jungen Frauen aus gehobenen Gesellschaftsschichten besucht wurden. Eine gute Allgemeinbildung war allerdings nicht das Hauptziel dieser Schulen. Es ging vielmehr darum, die Mädchen auf ihre Rolle als Mütter und Hausherrinnen vorzubereiten, deshalb hatten hauswirtschaftliche Themen Vorrang. Auch Musik- und Kunststunden waren nicht selten, denn man dachte, diese Fächer würden zur Anmut des "schönen Geschlechts" beitragen.

Höhere Schulabschlüsse oder Universitätsbesuche waren für diese Frauen nicht möglich. Noch schwieriger hatten es allerdings die Mädchen und Frauen aus niedrigen Gesellschaftsschichten. Ihre einzige Bildungsmöglichkeit war der Besuch der Volksschule, die den Schülern nicht viel mehr als Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben vermittelte.

Jahrhundertwende: Erste Schritte

Die deutsche Dichterin, Philosophin und Historikerin Ricarda Huch (1864-1947) studierte in der Schweizer Stadt Zürich, weil Frauen ein Studium in Deutschland bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts verboten war. (Quelle: Wikipedia)

Die Frauenrechtlerinnen dieser Zeit erkannten das Problem der mangelnden Bildung und begannen, für eine Chancengleichheit der Frauen und Männer zu kämpfen. Sie mussten selbst erleben, dass sie nicht dieselben Möglichkeiten hatten wie ihre Brüder. Alles, was sie wussten, hatten sie sich selbst beibringen und hart erarbeiten müssen. Ihre Forderungen, auch Frauen ein Studium zu gestatten, blieben zunächst erfolglos. Schließlich gelang es einzelnen Frauen, Ausnahmeregelungen durchzusetzen und als "Gasthörerinnen" an Universitätsvorlesungen teilzunehmen - diese waren beispielsweise in Preußen ab 1896 zugelassen. Einen Abschluss konnten die Frauen zunächst nicht machen.

Erst nach einiger Zeit sollte es auch Mädchen erlaubt sein, einen höheren Schulabschluss zu erwerben. Ab 1893 wurden die ersten so genannten "Gymnasialkurse" für Mädchen eingerichtet. Junge Frauen hatten nach und nach die Möglichkeit, die Schule mit dem Abitur zu bestehen, und im Jahr 1900 erlaubte Baden als erstes Bundesland Frauen das Hochschulstudium. An der Schweizer Universität in Zürich durften Frauen bereits ab 1840 an Vorlesungen teilnehmen und sich ab 1863 auch offiziell einschreiben. Bis zum Jahr 1909 konnten Frauen schließlich in ganz Deutschland studieren, aber wirklich einverstanden waren viele Menschen damit keineswegs. Auch seitens vieler Professoren gab es heftige Proteste gegen die Studienmöglichkeit für Frauen. Zwar studierten im Laufe der Zeit immer mehr Frauen, allerdings konzentrierten sich die meisten von ihnen zunächst auf Fächer, die als eher "frauentypisch" erachtet wurden - zum Beispiel im Bereich der Gesundheit, Pflege und Erziehung.

Erstmaliges Wahlrecht für Frauen

Plakat aus dem Jahr 1927 gegen ein Wahlrecht für Frauen in der Schweiz (Quelle: Wikipedia)

Als im Jahr 1918 der Deutsche Kaiser abdankte und die Weimarer Republik ausgerufen wurde, gab es für die Frauen in Deutschland eine große Veränderung: Sie durften sich erstmalig an Wahlen beteiligen, sofern sie über 20 Jahre alt waren. Damit hatten Männer und Frauen zum ersten Mal in der deutschen Geschichte grundsätzlich dieselben politischen Rechte und Pflichten. Zwar waren Frauen damit noch lange nicht gleichberechtigt, dennoch waren sie nun in der Lage, sich am politischen Geschehen zu beteiligen - und viele machten von dieser Möglichkeit auch Gebrauch.

Stolze 82 Prozent der wahlberechtigten Frauen beteiligten sich an der Wahl der Nationalversammlung - der Versammlung, von der die Verfassung der neuen Republik ausgearbeitet werden sollte. 1919 wurde die Weimarer Reichsverfassung schließlich von der Nationalversammlung verabschiedet, zu der auch 41 Frauen gehörten. Die Politikerinnen der Weimarer Republik sorgten für die Realisierung verschiedener "Frauengesetze", die zum Beispiel den Mutterschutz verbessern und die Absicherung von Heimarbeiterinnen regeln sollten.

Frauen im Nationalsozialismus

Als Idealbild galten für die Nazis Frauen, die viele Kinder zur Welt brachten und nur für ihre Familie da waren. Frauen mit acht Kindern wurde das Mutterkreuz verliehen. (Quelle: Own/ Wikimedia Commons)

Diese positiven Entwicklungen zu Zeiten der Weimarer Republik kamen im Nationalsozialismus zu einem schnellen Ende. Für die Nationalsozialisten war es die hauptsächliche Aufgabe der Frauen, Kinder zu gebären, sich um den Haushalt zu kümmern und auf diese Weise zur Erhaltung des Volks beizutragen. Eine Frau war in erster Linie Mutter und sollte möglichst viele Kinder bekommen. Zur Belohnung gab es Ehrungen wie das "Mutterkreuz", gleichzeitig wurden aber auch Mittel zur Verhütung von Schwangerschaften eingeschränkt und Abtreibungen unter Todesstrafe gestellt.

In der Welt der Männer hatten Frauen nichts zu suchen. Die Frauen verloren ihr Wahlrecht, ihr Zugang zu Universitäten wurde stark eingeschränkt und es wurde ihnen unter anderem verboten, Anwältinnen oder Richterinnen zu werden. Die Nationalsozialisten waren der Ansicht, dass Frauen in verantwortlichen Stellungen nichts "taugten". Arbeitende Frauen gehörten jedoch besonders während der Kriegsjahre zum Alltag - da die meisten Männer als Soldaten an der Front eingesetzt wurden, fehlte es in Deutschland an Arbeitskräften. Später wurden einige Frauen sogar zu Hilfsleistungen beim Militär verpflichtet.

Klicke auf den Weiter-Pfeil, um zum zweiten Teil des Artikels über die Geschichte der Frauenbewegung zu gelangen. Dort erfährst du, wie sich die Situation der Frauenrechte nach der nationalsozialistischen Diktatur bis heute verändert hat. Kann man sagen, dass Frauen in unserer heutigen Gesellschaft die gleichen Rechte haben wie Männer, oder muss noch Einiges verändert werden?

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letzte Aktualisierung: 22.10.2011

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