Vögel im Winter: Wie überleben sie und wann sollten wir sie füttern?

Wie verbringen unsere heimischen Vögel die kalte Jahreszeit?

von Jacqueline Rau

Wenn es draußen eisig kalt wird, dann freuen wir uns auf den ersten richtigen Schnee. Aber was ist mit den heimischen Vögeln? Was fressen sie, wenn keine Beeren mehr an den Sträuchern zu finden sind, keine Körner mehr auf den Feldern, keine Würmer aus dem gefrorenen Boden geholt werden können und sich draußen eine Schneedecke gebildet hat? Ist es sinnvoll, ein Vogelhäuschen aufzustellen, und was sollten wir bei der Fütterung beachten? Wie können wir den Vögeln helfen, selbst genug Nahrung zu finden?

Standvögel wie Meisen oder Rotkehlchen bleiben auch zur kalten Jahreszeit bei uns.
Joachim Lodders/ pixelio.de

Es gibt viele heimische Vögel, die ihre Heimat im Winter verlassen, weil es ihnen hier zu kalt ist - die "Zugvögel". Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Störche, die bis nach Afrika fliegen, um dort zu überwintern. Aber es gibt noch genügend Vögel, die auch an einem kalten Wintertag bei uns anzutreffen sind. Am bekanntesten sind die Amsel, die Drossel, die Meise, alle Arten von Finken, der Buntspecht, die Elster, das Rotkehlchen, der Star, der Zaunkönig, der Zeisig und der Sperling. Diese Vögel nennt man "Standvögel". Sie bleiben das ganze Jahr über an einem festen Standort.

Unsere heimischen Vogelarten kann man in zwei Gruppen einteilen. Es gibt die Weichfutterfresser und die Körnerfresser. Weichfutterfresser ernähren sich von Früchten oder Insekten und Spinnen sowie Weichtieren, dazu zählen zum Beispiel Raupen. Sie haben spitze, zierliche Schnäbel. Zu dieser Gruppe gehören: Amsel, Drossel, Star, Zaunkönig, Rotkehlchen und Specht. Als Körnerfressen bezeichnet man alle Vögel, die die Samen von Pflanzen fressen. Vor dem Fressen müssen diese Samen mit dem Schnabel aufgepickt werden. Deshalb ist bei diesen Vögeln der Schnabel deutlich kräftiger, dicker und kürzer als bei den Weichfutterfressern. So sind zum Beispiel Finken, Zeisige, Meisen und Sperlinge Körnerfresser.

Welche Probleme müssen die Vögel im Winter bewältigen?

Schwäne und Enten laufen im Winter sogar auf Eis oder schwimmen im eisigen Wasser. Ihre Füße sind dabei nicht wärmer als 0 Grad, um nicht am Boden festzufrieren. In ihrem Gefieder verteilen sie Talg.
Jens-Robert Schulz/ pixelio.de

Das erste Problem für unsere Vögel ist natürlich, dass es im Winter viel kälter ist als sonst. Diesem Problem begegnen Vögel, indem sie sich aufplustern und ihr Gefieder wie eine richtig dicke Jacke benutzen. Man sagt dazu auch, sie stecken in einer "Daunenjacke", denn eine solche Jacke enthält tatsächlich die untersten Federn von Hühnern oder Gänsen, die besonders wärmen. Die kleinen Zaunkönige verbringen sehr kalte Nächte sogar in so genannten Schlafgemeinschaften: Zusammengekuschelt schlafen mehrere Artgenossen an einem Nistplatz.

Aber was machen alle Wasservögel, die den ganzen Tag mit nackten Füßen auf gefrorenem Eis stehen müssen oder gar in eisigem Wasser schwimmen - haben sie keine kalten Füße? Doch, das haben sie, sie senken selbst die Temperatur in ihren Füssen auf 0 Grad Celsius ab. So können sie auf dem Eis laufen, ohne daran festzufrieren - das würde passieren, wenn ihre Füße wärmer wären. Ihr Gefieder reiben sie mit Talg ein - einer speziellen öligen Flüssigkeit, die sie selbst mit einer Drüse produzieren. Dieser ist wasserabweisend und sorgt nicht nur dafür, dass Enten, Schwäne und Gänse gut schwimmen können, sondern schützt sie auch vor der Kälte des Wassers.

Was fressen die Vögel zur kalten Jahreszeit?

Vögel wie die Amsel, die sonst gerne Insekten und Weichtiere frisst, finden im Winter unter einer geschlossenen Schneedecke nicht mehr viel Nahrung.
Re. Ko./ pixelio.de

Die heimischen Vögel versuchen, sich im Winter möglichst wenig zu bewegen, damit sie nicht allzu viel Energie verbrauchen. Denn diese führt man durch die Nahrung zu, die der Körper dann in Energie umwandelt. Doch Futter gibt es im Winter nicht in Hülle und Fülle. Die Suche nach Nahrung ist also das zweite große Problem, das die Vögel in der kalten Jahreszeit bewältigen müssen. Und sie sind dabei sehr erfinderisch.

Im Winter ändern Vögel, die kein "lebendes Futter" mehr finden, ihre Nahrungsgewohnheiten. Denn ein Vogel wie die Meise, die sich größtenteils von Insekten ernährt, hätte ansonsten Überlebensschwierigkeiten. Es wird also das gefressen, was da ist. Das sind vor allem Körner und Baumsamen, die auch auf dem menschlichen Speiseplan stehen. Vielleicht hast du Buchecker schon einmal probiert, und Haselnüsse kennt natürlich jeder von uns. Die Vögel spüren ihr Futter mit ihrem Schnabel unter dem Schnee auf, suchen unter der Baumrinde und freuen sich natürlich auch über Vogelfutter, das wir zur kalten Jahreszeit für sie ausstreuen.

Müssen wir den Vögeln im Winter helfen?

Möwen und Enten streiten sich um Brotkrumen: Zwar haben es unsere Vögel im Winter nicht leicht und müssen ihre Reserven sparen, aber normalerweise sind sie zum Überleben nicht auf unsere Hilfe angewiesen.
Re. Ko./ pixelio.de

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ursprünglich vor sehr langer Zeit alle Vögel Standvögel waren. Erst als das Futter knapp wurde, begannen sie, im Winter zu ziehen und wurden so zu Zugvögeln. Im Moment kehrt sich dieser Vorgang allmählich um. Durch die "globale Erwärmung" und die dichte Besiedelung haben sich die Lebensbedingungen im Winter für die Vögel geändert und so bleiben deutlich mehr Vögel als noch vor 50 Jahren an ihren Standorten. So war das Erscheinen des Stars früher ein Zeichen dafür, dass es Frühling wird - denn wenn es wieder wärmer wurde, kam er zurück aus dem Süden. Heute bleibt auch der Star im Winter in seiner Heimat.

Natürlich haben es die Vögel bei uns im Winter nicht immer leicht. Besonders, wenn es sehr kalt wird und der Frost über längere Zeit anhält, wird es schwieriger für sie, Nahrung zu finden. Die Fütterung durch den Menschen kann also eine willkommene Ergänzung sein. Vögel merken sich sehr aufmerksam, wo es leckeres Futter gibt. Sie werden aber nicht abhängig davon und sind normalerweise in der Lage, sich auch ohne zusätzliches Füttern ausreichend zu ernähren. Zwar sehen einige Forscher eine Fütterung der heimischen Vögel durch den Menschen kritisch. Jedoch sind die meisten von ihnen überzeugt davon, dass es unseren Standvögeln nicht schadet, wenn wir sie an frostigen Tagen in mäßigen Mengen auf die richtige Weise füttern.

Wie füttert man die Vögel richtig?

Wenn es draußen richtig frostig ist, spricht nichts gegen eine Fütterung - nur sollten dabei bestimmte Regeln beachtet werden. Fettfutter wie Meisenknödel sind sehr beliebt bei den Vögeln.
Michael Schepens/ pixelio.de

Vogelfreunde sollten also darauf achten, einige Regeln bei der Fütterung der Wintervögel einzuhalten, um den Tieren nicht zu schaden. Wichtig ist, dass den Vögeln artgerechtes Futter zur richtigen Zeit und auf eine angemessene Weise bereitgestellt wird. Die Vögel sollten erst dann gefüttert werden, wenn es auch richtig kalt und frostig ist.

Besonders, wenn draußen eine geschlossene Schneedecke liegt, freuen sich unsere Wintervögel über zusätzliche Futterstellen. Sobald die Tage wieder etwas wärmer werden und der Frost nachlässt, müssen die Vögel langsam von dem Futter entwöhnt werden. Denn spätestens im Frühling, wenn sie mit der Aufzucht ihrer Jungen beginnen, ist es wichtig, dass sie Lebendfutter wie Insekten fangen, das besonders eiweißhaltig ist.

Die Weichfutterfresser freuen sich, wenn wir ihnen im Winter getrocknete Beeren, Haferflocken, ungesalzene Nüsse, Rosinen und frische Äpfel oder Birnen anbieten. Allerdings müssen wir darauf achten, dass frisches Obst nicht gefriert - deshalb ist es besser, es am Stück auszulegen. In Zoohandlungen kann man auch extra Mischungen für Weichfutterfresser kaufen. Körnerfresser finden Sonnenblumenkerne, Mohn, Lein, Buchsamen, Haferflocken und gehackte Nüsse sehr lecker. Meisen fressen sowohl Körner als auch Weichfutter. Gemeinsam ist allen Vögeln die Vorliebe für "Fettfutter". Das ist sehr gehaltvoll und deckt den erhöhten Energiebedarf der Vögel schnell. Fettfutter befindet sich in den "Meisenringen" oder "Meisenknödeln", die man in Drogerien und vielen Supermärkten kaufen kann. Brot sollte man nicht an die Vögel verfüttern, denn es ist für sie schwer verdaulich und quillt im Magen.

Brauchen die Vögel ein Vogelhäuschen?

Ein Vogelhäuschen im Garten ist nicht nur eine schöne Gelegenheit, dem bunten Treiben der verschiedenen Vögel zuzusehen. Es schützt zudem das Futter und kann an höheren Stellen aufgestellt oder aufgehängt werden, wo Fressfeinde den Vögeln nicht so leicht auflauern können.
Juana Kreßner/ pixelio.de

Wichtig ist auch, einen geeigneten Platz für die Futterstelle auszuwählen. Die Vögel sollten Tiere wie Katzen und Marder, die unseren gefiederten Freunden gefährlich werden können, frühzeitig sehen können. Ein Strauch oder Baum in der Nähe bietet den Vögeln Schutz. Außerdem sollte die Futterstelle vor Verunreinigungen und Nässe geschützt sein.

Deshalb ist ein Vogelhaus ideal, denn es schützt das Futter und kann an einer höheren Stelle - zum Beispiel in einem Baum - aufgehängt werden, wo die Vögel nicht so schnell von Katzen und anderen Fressfeinden überrascht werden können. Außerdem müssen wir aufpassen, dass sich Vogelkot nicht mit dem Futter vermischt - so sollte das Futterbrett oder Häuschen gegebenenfalls mit heißem Wasser gereinigt werden.

Natürlich ist es auch ein Riesenspaß, so ein kleines Holzhaus gemeinsam mit den Eltern oder Freunden zusammenzuzimmern. Stellt man es an den richtigen Platz, wissen die Vögel auch schon bald, dass es dort etwas Leckeres zu holen gibt und schnell sind viele ihrer Artgenossen zur Stelle. Eine schöne Idee ist es außerdem, wenn man den Großeltern, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, ein Vogelhäuschen schenkt. Denn nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene erfreuen sich an dem lustigen Treiben der Vögel. Dabei kann man zudem eine Menge über die einzelnen Vogelarten und ihr Verhalten lernen.

Tipps für einen vogelfreundlichen Garten

Ein Komposthaufen hat nicht nur den Vorteil, dass Bioabfälle umweltfreundlich entsorgen werden können. Er liefert fruchtbare Erde und bietet Vögeln und anderen Tieren eine Futterquelle.
Maria Lanznaster/ pixelio.de

Wir sollten aber nicht nur an unser eigenes Vergnügen denken, sondern auch an das Wohl der Vögel und der Umwelt. Noch wichtiger als von uns geschaffene Futterstellen sind für die Vögel natürliche Nahrungsquellen, die sie ohne Weiteres vorfinden, wenn wir bei der Gestaltung unseres Gartens auf ein paar Dinge achten. Wird der Rasen zum Beispiel nicht ganz "kurz geschoren", finden unsere gefiederten Besucher darin wichtige Nahrung wie Insekten und kleine Weichtiere. Auch empfiehlt es sich, ein wenig Laub liegen zu lassen, statt diesen schon im Herbst bis aufs letzte Blatt zu entfernen. Er schützt nämlich nicht nur die Pflanzen vor Kälte, sondern darunter finden die Vögel Würmer und Insekten.

Wer die Möglichkeit hat, einen Komposthaufen im Garten anzulegen, sollte dies unbedingt tun. Dieser ist gut für die Umwelt - man kann darin organische Abfälle entsorgen, die zerfallen und zu wertvoller Erde werden. In einem solchen Komposthaufen leben zahlreiche Kleintiere, die bei diesem Prozess mitwirken. Diese sind wiederum eine Nahrungsquelle für die Vögel und andere Gartenbewohner wie Igel. Gut ist es auch, bei uns beheimatete Sträucher zu pflanzen, die Beeren wie Weißdorn, Schlehe oder Eberesche tragen. Ebenso wie Zieräpfel, Hagebutten, Wachholder, Liguster oder Sand- und Kreuzdorn bieten sie Vögeln sogar zur kalten Jahreszeit eine gute Futterquelle. Ein naturfreundlicher Garten trägt dazu bei, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt und hilft auch anderen Tierarten bei der Nahrungssuche.

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letzte Aktualisierung: 16.12.2022

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