Luisas Kolumne - Na dann, Prost Neujahr!

von Luisa

Silvester - eine spaßige Feier oder das "Festival der Böllerei", begleitet von übermäßigem Alkoholkonsum und kurzweiligen, guten Vorsätzen? (Quelle: Pixelquelle)

Silvester - eine spaßige Feier, oder das "Festival der lauten Raketen", begleitet von übermäßigem Alkoholkonsum und kurzweiligen, guten Vorsätzen?

Schon Tage vorher wollen einige Leute mit ihren neu erworbenen Chinaböllern sämtlichen Mitmenschen die Trommelfelle platzen lassen. Die Wirtschaft freut sich im Anschluss an das lohnende Weihnachtsgeschäft über ein neues Rekordhoch im Verkauf von Alkohol, gesetzlich erlaubtem "Militärzubehör" - den allseits beliebten Raketen - und umweltschädlichen Blei-Gieß-Sets. Doch das ist nach meiner bisherigen Erfahrung meist nur der harmlose Anfang.

Der Wahnsinn beginnt dann am 31.Dezember früh abends, wenn die Leute auf die Idee kommen, sich mit "stimmungsvoller" Karnevalsmusik (denn - Jippie - in zwei Monaten ist es ja wieder soweit), ins neue Jahr zu trinken. Ab 22 Uhr wird dann die Karnevalsmusik gegen den Fernseher getauscht. Dann werden einige "harte Männer" zu kleinen Kindern, wenn sie sich begeistert die 25tausenste Wiederholung von "Dinner for one" ansehen - seit Neuestem auch in Farbe und auf ober-österreichisch zu empfangen.

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Die Böllerei beginnt schon Tage vorher. Ist es dann soweit, beginnt ein Wettstreit darin, wer die lautesten Knaller in den Himmel schießt. (Quelle: Photocase )

nd dann ist es endlich soweit: Null Uhr. Die magische Zahl. Alle, die noch stehen können, schütten schnell ihr Glas Sekt hinunter und fallen sich, mehr oder weniger gewollt, in die Arme. Mit gezückten Feuerzeugen stürzen sie sich auf ihre frisch erworbenen Raketen und rennen, im Wettstreit darin, wer die ersten und lautesten Feuerwerkskörper in den Himmel schießt, auf die Straßen. Für all jene, die sich Ohrstöpsel besorgt haben, mag es in den ersten paar Minuten noch nett sein, dem Farbenschauspiel am Himmel zuzusehen.

Doch wenn sich die Rauchschwaden so verdichtet haben, dass ein Blick auf den Himmel unmöglich wird, man Hustenanfälle bekommt und Brandblasen an den Fingern hat, ist wohl den meisten der Spaß am "Outdoor-Vergnügen" vergangen. Kurz darauf hört man auch schon die Sirenen von Feuerwehr und Krankenwagen, weil es irgendwo brennt oder jemand verletzt wurde. Nun sitzen wieder alle im trauten Heim, begießen das neue Jahr mit dem letzten bisschen Trinkbaren, was der Haushalt zu bieten hat, und spielen Astrologie mit gesundheitsschädlichen Stoffen. Über den Sinn und Zweck von Bleigießen kann sich jeder eine eigene Meinung bilden, erwiesen ist nur, dass die Bleioxide Krebs fördernd sind und zum Sondermüll zählen.

Bleigießen ist für viele ein netter Spaß. Allerdings sollte man bedenken, dass Bleioxide Krebs fördernd sind und zum Sondermüll zählen. (Quelle: Photocase )

Das gefeierte neue Jahr beginnt für viele dann am nächsten Nachmittag mit der Einnahme von Kopfschmerztabletten. Wenn man aus dem Fenster blickt, sieht man eine eklige Masse aus Papier, Regenwasser und Schwarzpulver, die die gesamte Straße bedeckt. Dann erfährt man davon, dass sich ein 15-Jähriger mit 3,3 Promille in der gestrigen Nacht beim Sprung von einer Mauer die Hüfte gebrochen hat (das ist im Übrigen eine wahre Geschichte).

Da nun alle das schlechte Gewissen plagt, denken sie an ihre guten Vorsätze. Das Standardprogramm der Erwachsenen lautete meistens: abnehmen, aufhören zu rauchen, weniger trinken. Kinder versprachen mehr Fleiß in der Schule, netter zu den Mitmenschen sein und die Großmutter einmal im Monat anrufen. Letzterer Vorsatz wird meist schon nach 30 Tagen gebrochen, und der Rest ist spätestens nach zwei Monaten in der Rubrik "netter Versuch" abgelegt.

Allein die Deutschen geben über 100 Millionen Euro pro Jahr für die Silvesterböllerei aus. Viel Geld, das man für einen wenige Minuten dauernden, umweltschädlichen Spaß verprasst - und das man eindeutig für wichtigere und sinnvollere Dinge ausgeben könnte. Doch die Hilfsorganisationen rufen meist vergeblich dazu auf, das Geld lieber für gute Zwecke und bedürftige Menschen zu spenden.

Anblick an Neujahr: Eine Masse aus Papier, Regenwasser und Schwarz- pulver bedeckt die Straßen. (Quelle: Photocase )

Ist unser Verlangen, uns und unserer Umwelt so viel wie möglich zu schaden, am Ende des Jahres besonders ausgeprägt? Frei nach dem Mott viel Lärm + viel Zerstörung = viel Spaß. Denkt eigentlich mal jemand an all die Tiere, für die Silvester jedes Jahr aufs Neue mit Angst und Schrecken verbunden ist? Wozu das Ganze? Ich weiß es nicht, und ich glaube auch nicht, dass mir auch nur ein Mensch, der halbwegs bei Sinnen ist, eine nachvollziehbare Antwort auf diese Frage geben kann. Wenn wir uns an Silvester doch immer so viele gute Vorsätze überlegen und in Zukunft alles "besser machen" wollen, warum begrüßen wir das neue Jahr dann gleich mit einer verschwenderischen Umwelt-Sauerei? Wie wäre es - anstatt einer Radikal-Diät - mit dem "guten Vorsatz", Silvester mal etwas anders zu feiern und dabei ein bisschen mehr Rücksicht auf die Umwelt, seine Mitmenschen und die Gesundheit zu nehmen?

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letzte Aktualisierung: 13.09.2010

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