Lexikon: Stereotyp

Was bedeutet stereotyp? Hier erfährst du es.

von Tanja Lindauer

Am Beispiel des "typischen Strebers" fällt auf, dass wir ihn mit nur wenigen Wörtern beschreiben können. Stereotype werden also auf wenige, einprägsame Merkmale reduziert und können so einem Menschen gar nicht gerecht werden. Weil Stereotype sich oft so hartnäckig halten, hat man sich schon vor 50 Jahren einen Streber so ähnlich vorgestellt wie heute. (Quelle: Public domain)

Das Wort Stereotyp setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: Zum einen ist in Stereotyp das Wort "steréos" versteckt, was "starr" oder "fest" heißt, und zum anderen "typos", was übersetzt in etwa "Schlag", "Eindruck" oder auch "Muster" bedeutet. Ein Stereotyp ist also ein festes Muster. Ein Stereotyp kann man daher auch leicht erkennen, da es sich um ein häufig vorkommendes und gleich bleibendes Muster handelt. Der Begriff taucht in verschiedenen Bereichen des Lebens auf. Im 18. Jahrhundert wurde er im Buchdruck verwendet und dort meinte man damit den Druck mit feststehenden, unveränderlichen Schriften.

Häufig wird er heute in Bezug auf gesellschaftliche Vorgänge und in der Sozialwissenschaft - also der Lehre vom Zusammenleben der Menschen - angewendet. In der Soziologie meint er zunächst einmal, dass Menschen bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen haben, die sie von anderen Personen abgrenzen. Somit bilden sich bestimmte Denkmuster heraus, die wir von den Eigenschaften anderer haben. Eine solche Einteilung ist aber schnell überzogen und es ist natürlich auch schwierig und problematisch, Menschen in eine"Schublade" zu stecken. Denn jeder Mensch hat viele Facetten seiner Persönlichkeit und lässt sich nicht auf ein paar einfache Beschreibungen reduzieren.

Stereotype Personen sind in der gesellschaftlichen Vorstellung zum Beispiel der Klassenclown oder der Streber. Einen typischen Streber stellt man sich mit einer Brille vor, der seine Nase immer nur in Bücher steckt. Ebenso ist es ein Stereotyp, dass Frauen angeblich nicht Autofahren können oder alle Männer nur Fußball im Kopf haben. Ein anderes Beispiel, das sich nicht nur auf bestimmte Personen oder Gruppen bezieht, sondern auf eine ganze Nation: Die Deutschen werden von anderen Ländern als sehr pünktlich, ordentlich oder auch übergenau beschrieben, das ist ebenso eine stereotype Beschreibung, die sehr stark verallgemeinernd ist, denn natürlich sind nicht alle Deutschen pünktlich, geschweige denn ordentlich. Das heißt nicht, dass an Stereotypen nie etwas dran ist, aber oft bedienen sie einfach bestimmte Klischees oder ein einzelnes Vorurteil. Wenn etwas Wahres in ihnen steckt, sind sie zumindest stark übertrieben, sehr verkürzt oder viel zu verallgemeinernd.

An dem Beispiel mit dem Streber fällt auf, dass wir ihn mit nur wenigen Wörtern beschreiben konnten. Stereotype werden also auf wenige, einprägsame Merkmale reduziert und können so einem Menschen gar nicht gerecht werden. Im Allgemeinen sind solche Vorstellungen dennoch sehr langlebig und nicht unbeliebt, so dass bestimmte Auffassungen sich in unseren Köpfen fest verankern. Weil Stereotype sich oft so hartnäckig halten, hat man sich zum Beispiel schon vor 50 Jahren einen Streber so ähnlich vorgestellt, wie wir es heute immer noch tun. Aber warum ist das so?

Viele Menschen reden nicht nur gerne über andere, sondern ordnen sie und ihre Eigenschaften auch gerne zu. Und oft grenzen sie sich damit auch von anderen ab und fühlen sich zum Beispiel selbst einer bestimmten Gruppe zugehörig, indem sie sich gewisse Eigenschaften zuteilen und ein bestimmtes Bild von sich haben. Es gibt ihnen vor allem Sicherheit und Halt, wenn sie bestimmte Denkmuster haben und ihre Umwelt, aber auch sich selbst, darin einteilen. Sie suchen dann gerne nach Bestätigung, dass ihre Denkmuster und Einteilungen auch zutreffen. Wenn viele Menschen an Stereotypen festhalten und sie immer wieder bedienen, sind sie schließlich in der Gesellschaft und Kultur fest verankert, tauchen zum Beispiel auch in Büchern oder Filmen auf und werden an die jüngere Generation weitergegeben.

Nicht selten werden Stereotype auch einfach bedient, weil man sich über andere erheben möchte oder sich über sie lustig machen will. Dadurch dass andere Personen oder Gruppen reduziert werden, will man sich selbst aufwerten. Deshalb können Stereotype auch schnell gefährlich werden und mit Beleidigungen und Diskriminierungen von Personen und Gruppen einhergehen.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 23.09.2015

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