Die Wüsten werden immer größer

von Andreas Fischer - 07.09.2007

Zurzeit findet ein Treffen in Madrid statt, auf dem sich Experten und Politiker aus aller Welt über das Problem der fortschreitenden "Verwüstung" beraten. Gerade in Spanien ist die so genannte "Desertifikation" - die Wüstenbildung - ein wichtiges Thema. Allen voran sind aber Gebiete Asiens, Afrikas und Lateinamerikas betroffen. Bereits jetzt droht ein Drittel des Festlandes auf der Erde, zur Wüstenlandschaft zu werden. Immer mehr Land verdörrt und wird völlig unfruchtbar. Die Wüsten breiten sich weiter aus.


In Wüsten haben Menschen große Probleme zu überleben. Nur wenige angepasste Völker können dies. (Quelle: UNCCD / Tongjing Lu)

Die Sandwüsten werden riesiger, und sogar in Europa könnten bald neue Wüsten entstehen. Immer größere Gebiete Spaniens beispielsweise sind völlig verödet, sodass dort weniger oder keine Pflanzen mehr wachsen können. Sträucher, Bäume und Gräser sind aber sehr wichtig für den Boden, damit er Wasser speichern kann. Die Wurzeln sorgen außerdem für Halt, sodass die Erde nicht vom Wind fortgetragen wird. Zurück bleibt schließlich eine karge Landschaft. Die Ernteerträge werden in den betroffenen Gebieten geringer, die Viehherden der Landwirtschaft finden nicht mehr genügend Weidefläche.

In Wüstengegenden können Menschen überhaupt nicht oder nur sehr schwer leben. Aber auch die Tier- und Pflanzenwelt ist wenig vielfältig. Durch die extreme Trockenheit oder Kälte sind die Bedingungen eher lebensfeindlich. Schließlich müssen die Menschen ihre Heimat verlassen, weil sie dort nicht mehr leben können. Am schlimmsten sind Asien, Lateinamerika und Afrika von der Ausbreitung der Wüsten betroffen: In Afrika sind es vor allem Landschaften in Algerien im Norden über die Sahelzone bis nach Botswana im Süden, in Zentralasien sind es Kasachstan und Usbekistan - und in Ostasien China, die Mongolei sowie die gesamte arabische Halbinsel. In Südamerika breiten sich die Wüstengebiete zum Beispiel im Nordosten Brasiliens nahe dem Regenwald aus. In Europa sind südliche Länder - vor allem Spanien, Portugal und Griechenland - davon bedroht.

Intensive Landwirtschaft zerstört die Böden

Jeder kann helfen, die "Desertifikation" zu stoppen - auch wir. (Quelle: UNCCD / Samira Chalal)

Zu dieser alarmierenden Entwicklung tragen ganz unterschiedliche Faktoren bei. In erster Linie sind Viehzucht und Landwirtschaft problematisch: Umherziehende Hirten besitzen häufig große Herden, welche die ohnehin trockenen Steppenlandschaften völlig abweiden. Die oberste Bodenschicht, aus der die wachsenden Pflanzen ihre Nährstoffe ziehen, wird dabei von den Hufen der Tiere oft aufgewühlt und vom Wind fortgetragen. Zurück bleibt schließlich karges, unfruchtbares Land.

Hinzu kommt der intensive Pflanzenanbau auf den Feldern: Einige Gewächse entziehen dem Boden sehr viel Wasser. Die vielen Monokulturen (Anbau von nur einer bestimmten Pflanzenart auf einer Fläche) tragen sehr zur Abnutzung der Böden bei. Durch Gemüse, das an Hanglagen wächst, wird häufig die fruchtbare Bodenschicht vom Regen weggeschwemmt. Auch der massive Einsatz von starken Düngemitteln und giftigen Schädlingsbekämpfungs-Mitteln macht die Böden immer unfruchtbarer. Wichtige Bodenlebewesen werden dabei ebenfalls vernichtet. Außerdem verwenden viele Menschen ärmerer Regionen zum Heizen und Kochen Feuerholz. Dadurch werden immer mehr Bäume gefällt, und die Wüstenlandschaften können sich weiter ausdehnen.

Klimawandel trägt zur Wüstenbildung bei

Der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Wüstengebiete sich ausweiten. Viele Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil das Land unfruchtbar ist und Hungersnöte drohen. (Quelle: UNCCD / Lucie Mignot)

Auch der Klimawandel trägt eine Verantwortung. Die Erdatmosphäre erwärmt sich immer weiter, und in einigen Gegenden regnet es weniger oder so gut wie überhaupt nicht mehr. Nach und nach trocknen viele Flüsse und Seen aus, und das Grundwasser sinkt.

Durch die schädlichen Treibhausgase, die durch Maschinen, Autos, Flugzeuge und Fabriken - aber auch durch riesige Viehzuchtbestände - ausgestoßen werden, hat der Mensch einen großen Anteil am Klimawandel. Verschuldet wird dies vor allem durch die reicheren Industrie- und Schwellenländer. Die Menschen jedoch, die als erste von den Negativ-Folgen betroffen sind, haben kaum etwas zu dieser Erderwärmung beigetragen.

Was muss getan werden?

Ist die Wüste erst einmal da, lässt sie sich nur sehr schwer wieder zurückdrängen. (Quelle: UNCCD / J. Suresh)

Damit die Desertifikation wirklich gestoppt werden kann, müssen die Menschen deutlich verantwortungsvoller mit der Umwelt umgehen. Zunächst muss viel mehr zum Klimaschutz beigetragen werden - hier sind vor allem auch die Industriestaaten in der Verantwortung.

Die Bauern betroffener Regionen sollten beim Pflanzenanbau darauf achten, verschiedene Arten anzupflanzen und keine Gewächse zu verwenden, die den Böden extrem viel Wasser entziehen. Abgeerntete Felder bräuchten "Erholungsphasen", bevor sie wieder mit der gleichen Gemüse- oder Getreideart bepflanzt werden.

An Hanglagen sollten Felder terrassenförmig angeordnet werden, sodass der Boden bei Regenfall nicht abgetragen wird. Bewässerungsgräben können dazu beitragen, wertvolles Wasser so auf die Felder zu leiten, dass möglichst wenig davon verdunstet. Wirtschaftlich sollten die Bauern aus ärmeren Ländern viel mehr unterstützt werden. Im Handel mit wohlhabenderen Staaten werden sie häufig benachteiligt.

Die Wüstenbildung und -erweiterung ist ein ernsthaftes Problem, das zu einer immer größeren Bedrohung wird, wenn nicht schnell etwas getan wird. Ohne wirkungsvolle Maßnahmen verlieren mehr und mehr Menschen ihre Lebensgrundlage und müssen fliehen. Die Natur wird weiter zerstört und die Artenvielfalt vermindert.

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letzte Aktualisierung: 03.12.2009

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