1. Kapitel
Es war eine –nicht wie in anderen Geschichten, eine Vollmondnacht- sondern eine Neumondnacht. Es war Stockfinster. Kein Mond- war ja klar. Und keine Sterne. Wahrscheinlich von Wolken verdeckt. Es war nicht nur dunkel, sondern auch still. So gellte mein Ruf durch die unendliche Nacht. Der Ruf nach meiner Schwester. „Jana! Jana, wo bist du?“ Plötzlich tauchten unheimliche Augen vor mir auf. Rote, bedrohende Augen. Ich wusste ja, dass diese Augen nicht meiner kleinen Schwester gehörten, aber die Verzweiflung formulierte meine Frage. „Bist du, …Jana?“ Statt der erwünschten Antwort hörte ich nur ein Grunzen, oder war es ein Schnauben? Jedenfalls breitete sich kurz nach der „Antwort“ ein fürchterlicher Schmerz in mir aus. Von wo, weiß ich nicht. Nur, dass es keine Beschreibung dafür gab. Ich fiel in die anscheinend endlose, schwarze Dunkelheit. Aber nicht lange, denn ich landete kurz darauf unsanft auf einem Höhlenboden. Erst dachte ich, ich wäre ohnmächtig. Doch hätte ich einmal in meinem zwölfjährigen Leben jemals die Ohnmacht erlebt, wüsste ich, dass sie es nicht war. Ich rappelte mich hoch, nur um festzustellen, dass ich in einem Gang war. Nicht weiter schlimm, dachte ich, bis ich das Licht sah. Das Licht am Ende des Tunnels. Was das bedeutete, muss ich wohl nicht weiter erläutern. Es ist klar, ich war tot. Tot! Nein, dachte ich, ich bin noch nicht am Ende des Tunnels. Komischerweise begannen meine Füße von selbst zu laufen. Auf das Licht zu. Es stellte sich heraus, dass dieses Licht eine golden leuchtende Tür mit der Inschrift „HIMMEL“ war. Ein Glück, der Himmel! Aber warum ich? Ich, der Mobber, ich der Lügner, ich, der … ach, ich könnte sicherlich noch 20 weitere Schandtaten aufzählen, die ich begangen hatte. Hatte! Aber ich hatte mir und den anderen verziehen und aufgehört. Deshalb habe ich den Himmel verdient. Als ich zurück blickte, war der Gang hell erleuchtet und am Ende sah ich eine schwarze Tür mit blutroter Schrift. Meine Brille war beim Sturz zersprungen, daher konnte ich nur erahnen, was darauf stand. „HÖLLE“! Ja, dort würde sicherlich Hölle stehen. In der Mitte des Ganges tauchte plötzlich eine schwarz gekleidete Gestalt auf, die Richtung Hölle ging und durch die Tür gesogen wurde. Bei der Hölle war es nötig. Wer ging da denn freiwillig rein? Beim Himmel hingegen…. Ich atmete noch einmal tief durch, öffnete die Tür und ging hinein.
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