Italien: Vorne weltklasse - hinten noch besser

Teil 5 von 5

von Florian Kienetz - 18.05.2006

Der dreimalige Weltmeister Italien zählt zu den heißen Titel-Favoriten. Und das, obwohl die Mannschaft bei der WM vor vier Jahren im Achtelfinale und bei der Europameisterschaft 2004 schon in der Vorrunde ausgeschieden ist. Seit Marcello Lippi vor zwei Jahren das Amt des Nationaltrainers übernommen hat, ist Italien auf dem Weg nach ganz oben. Sowohl die Verteidigung als auch der Angriff verdienen das Prädikat "absolut weltklasse".


4 × Weltmeister (1934, 1938, 1982 und 2006)

2 × Vize-Weltmeister (1970, 1994)

1 × Europameister (1968)

1× Vize-Europameister (2000)

Trainer: Marcello Lippi (seit 2004)
Spielführer bei der WM 2006: Fabio Cannavaro
Rekordnationalspieler: Paolo Maldini (126 Einsätze)
Rekordtorschütze: Luigi Riva (35 Treffer)


Die italienische Nationalmannschaft ist derzeit so stark wie lange nicht mehr. Der Titelgewinn ist sehr gut möglich. (Quelle: it.wikipedia.org)

Am 1. März hat die deutsche Nationalmannschaft schmerzhaft zu spüren bekommen, dass die Formkurve des italienischen Teams steil nach oben zeigt. Die Klinsmann-Elf wurde in einem Testspiel in Turin mit 4:1 vom Platz gefegt. Schon zur Halbzeit hatte die hoffnungslos unterlegene Mannschaft aus Deutschland mir 0:3 zurückgelegen. Besonders die Offensivkräfte Alessandro del Piero, Luca Toni und Alberto Gilardino überzeugen. Das Trio spielte die deutsche Innenverteidigung mit Robert Huth und Per Mertesacker schwindelig.

Auch dem Top-Team aus den Niederlanden erging es nicht besser. Im vergangenen November setzte es eine klare 1:3-Niederlage gegen Italien - und das sogar in einem Heimspiel vor eigenem Publikum. In der WM-Gruppenphase werden die italienischen Spieler vermutlich keine Probleme haben, sich gegen Ghana, die USA und Tschechien durchzusetzen. Das italienische Team ist heiß auf seinen vierten WM-Titel - genauso wie die deutsche Nationalmannschaft.

Verwicklung in Wettskandal

Die italienische Mannschaft verfügt über einige erfahrene Spieler im WM-Kader. Zu ihnen zählt der 28-jährige Nationaltorhüter Gianluigi Buffon von Juventus Turin. Er ist in den Jahren 2003 und 2004 zum Welttorhüter gewählt worden und ist der teuerster Keeper der Fußballgeschichte: Juve musste 52 Millionen Euro Ablöse zahlen, um das Ausnahmetalent verpflichten zu dürfen.

Bis vor Kurzem wurde Buffon verdächtigt, in einen großen Wettskandal verwickelt zu sein. Er soll gemeinsam mit ehemaligen Vereinskollegen Sportwetten in Höhe von 1,6 Millionen Euro abgeschlossen haben. Das ist natürlich verboten, wenn man selber spielt und das Ergebnis dadurch beeinflussen kann. Am 25. Mai haben die italienischen Ermittler bekanntgegeben, dass das Verfahren gegen Buffon wegen erwiesener Unschuld eingestellt worden ist. Er wird also auf jeden Fall bei der WM spielen dürfen.

Trotzdem schlägt der Wettskandal in Italien derzeit meterhohe Wellen. Gegen zahlreiche Spieler, Trainer und Sport-Funktionäre wird ermittelt. Buffons Vereinskollege Fabio Cannavaro sowie Alessandro Nesta von AC Mailand sind jedoch nicht betroffen. Beide Abwehrspieler bilden vermutlich die beste Innenverteidigung der Welt. Nur die Defensive der Brasilianer mit Juan und Lucio kann es noch mit ihnen aufnehmen.

Weltklasse-Angriff

Bei Spielführer Francesco Totti laufen die Fäden im Mittelfeld zusammen. (Quelle: romaroma.it)

Im Mittelfeld stechen besonders Francesco Totti vom AS Rom, der beim Testspiel-Erfolg gegen Deutschland verletzt war, und Andrea Pirlo vom AC Mailand hervor. Ob Totti während der WM seine volle Leistung bringen kann, steht noch nicht fest. Er hatte sich das Wadenbein gebrochen und musste danach eine zweimonatige Zwangspause einlegen. Erst am 26. April hat er sein Comeback gefeiert.

Im Angriff hat Trainer Lippi die Qual der Wahl. Neben Alessandro del Piero, Filippo Inzaghi und Alberto Gilardino muss selbst der derzeit torgefährlichste Stürmer der Serie A, Luca Toni, um seinen Stammplatz bangen. Bei so vielen Weltklasse-Stürmern kann Italien sogar den Verlust von Christian Vieri verkraften. Der AS-Monaco-Spieler hatte sich Ende März so schwer am Knie verletzt, dass er operiert werden musste und damit für die WM ausfällt.

Offensive statt Angsthasen-Fußball

Marcello Lippi setzt auf Offensive, statt auf die Angsthasen-Taktik seines Vorgängers. (Quelle: figc.it)

Schon die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zeigte, dass mit dem italienischen Team wieder zu rechnen ist. Marcello Lippi hat seine Mannschaft taktisch erheblich verbessert und sie Schritt für Schritt verjüngt. Italien holte sich problemlos den Gruppensieg. Von zehn Spielen gewann die azurblaue Mannschaft sieben Mal und spielte zwei Mal unentschieden. Die einzige Niederlage fiel nicht weiter ins Gewicht.

Die klaren Erfolge gehen vor allem auf das Konto des neuen Nationaltrainers, Marcello Lippi, der aus vielen Stars und Talenten eine Einheit geformt hat. Sein Vorgänger Giovanni Trapattoni hatte noch auf eine weniger attraktive, defensive Spielweise gesetzt. Nach Lippis System werden die gegnerischen Mannschaften schon früh, in deren eigenen Hälfte, attackiert, sodass sie ihr Spiel kaum entwickeln und aufbauen können. Statt einer werden zwei, manchmal sogar drei Sturmspitzen eingesetzt. Die Offensive ist die neue Trumpfkarte im italienischen Spiel. Marcello Lippi zieht sie vor allem dann, wenn es gegen Top-Teams geht.

Die italienische Mannschaft bei der WM 2006

Torhüter: Gianluigi Buffon (Juventus Turin), Marco Amelia (AS Livorno), Angelo Peruzzi (Lazio Rom)

Abwehr: Andrea Barzagli (US Palermo), Fabio Cannavaro (Juventus Turin), Marco Materazzi (Inter Mailand), Alessandro Nesta (AC Mailand), Massimo Oddo (Lazio Rom), Christian Zaccardo (US Palermo)

Mittelfeld: Simone Barone (US Palermo), Mauro Camoranesi (Juventus Turin), Daniele De Rossi (AS Rom), Gennaro Gattuso (AC Mailand), Fabio Grosso (US Palermo), Simone Perrotta (AS Rom), Andrea Pirlo (AC Mailand), Gianluca Zambrotta (Juventus Turin),

Angriff: Alessandro Del Piero (Juventus Turin), Alberto Gilardino (AC Mailand), Vincenzo Iaquinta (Udinese Calcio), Filippo Inzaghi (AC Mailand), Luca Toni (ACF Fiorentina), Francesco Totti (AS Rom)

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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