Brasilien: Titel Nummer 6 fest im Blick

Die brasilianische Nationalmannschaft nennt sich selbst "Seleção". Das ist Portugiesisch und bedeutet schlicht "Auswahl". Fußball-Experten sind der Meinung, dass Brasilien beste Chancen hat, seinen WM-Titel zu verteidigen.

Der fünfmalige Weltmeister ist in diesem Jahr auf allen Positionen hervorragend besetzt. Star der Mannschaft ist der dreimalige Weltfußballer des Jahres, Ronaldinho. Brasilien kann sich vermutlich nur selbst schlagen.

Zum südamerikanischen Star-Ensemble zählt natürlich auch der zweimalige Weltmeister Ronaldo, der ebenfalls bereits drei Mal Weltfußballer des Jahres war. Beide Weltklasse-Stürmer sind in Spanien tätig: Ronaldinho spielt beim spanischen Meister Barcelona, mit dem er gerade auch die Champions-League gewonnen hat. Ronaldo steht beim Erzrivalen Real Madrid unter Vertrag.

Zum vierten Mal hintereinander ins Finale?

Bei den zurückliegenden drei Weltmeisterschaften erreichten die Brasilianer immer das Finale. Zwei Mal, 1994 und 2002, holten sie den Titel, nur im Endspiel 1998 mussten sie sich der Mannschaft aus Frankreich geschlagen geben. Sollte Brasilien auch diesmal ins Endspiel kommen, würde der 137-fache Rekordnationalspieler, Cafú, als erster Fußballspieler der Welt sein viertes WM-Finale bestreiten.

Aus der deutschen Fußball-Bundesliga gehören die Abwehrspieler Juan und Roque Junior, die beide bei Bayer Leverkusen aktiv sind, Gilberto von Hertha BSC Berlin sowie Lucio und Zé Roberto vom FC Bayern München zum Kader.

Perfekte Mischung aus alt und jung

Derzeit setzt sich das brasilianische Team aus zwei außergewöhnlich guten Spieler-Generationen zusammen. Dabei bilden Torhüter Dida (32 Jahre), Kapitän Cafú (35), Roberto Carlos (32) und Zé Roberto (31) im Abwehrbereich die "Routiniers". Ihnen stehen die inzwischen ausgereiften "jungen Wilden" um Ronaldinho (25), Kaká (23) im Mittelfeld, Adriano (23) sowie der neue Shootingstar Robinho (21) im Sturm zur Seite.

Zur "mittleren" Altersgruppe gehören Spieler mit so klangvollen Namen wie Lucio (27), Emerson (29) und natürlich Torjäger Ronaldo (29). Trainer Carlos Alberto Parreira lässt grundsätzlich ein klassisches 4-4-2-System spielen. Das bedeutet, dass neben dem Torwart vier Abwehrspieler, vier Mittelfeld-Spieler und zwei Angreifer auflaufen. Von den vier Mittelfeld-Akteuren sind zwei fast ausschließlich mit Verteidigungsaufgaben befasst, während die beiden anderen Spieler Druck nach vorne ausüben sollen.

Die Vorbereitung der Seleção

Die Generalprobe auf die WM 2006 hat die Seleção im Finale des Konföderationen-Pokal 2005 meisterlich bestanden. Mit 4:1 wurde der große Rivale Argentinien vom Platz gefegt. In der Qualifikation zur WM 2006 testete Parreira eine ganze Reihe neuer Spieler. Nicht immer hatte er damit Erfolg. Von insgesamt 16 Qualifikationsspielen konnte Brasilien nur acht gewinnen. Sechs Mal spielte die Seleção unentschieden, zwei Mal verlor sie sogar. Für die erfolgsverwöhnten Fans der brasilianischen Fußball-Auswahl war dies eine herbe Enttäuschung. Besonders die 1:3-Niederlage gegen Qualifikations-Gruppengegner Argentinien betrachten sie als Schmach.

So kam es, dass der amtierende Weltmeister erst zwölf Wochen nach seinem Nachbarland Argentinien das WM-Ticket lösen konnte. Man darf aber nicht den Fehler machen zu behaupten, dass der brasilianische Fußball in der Krise stecke. Bei der Weltmeisterschafts-Endrunde werden die Karten nämlich völlig neu gemischt. Vor vier Jahren hatte Brasilien in der Qualifikation sogar sechs Mal das Feld als Verlierer verlassen - und wurde später trotzdem souverän Weltmeister. Wenn es darauf ankommt, ist die brasilianische Mannschaft meist eine Klasse für sich.

WM-Quartiere in der Schweiz und in Deutschland

Auf die kommende WM bereitet sich die Seleção vom 22. Mai bis 4. Juni 2006 in Weggis, im Schweizer Kanton Luzern vor. Für die brasilianischen Stars wurde am Vierwaldstätter See extra ein kleines Stadion gebaut, damit sich Ronaldo, Ronaldinho und Co. in optimaler Umgebung auf das Unternehmen Titelverteidigung einstellen können. Der Sportplatz des Fünftligisten FC Weggis wurde dafür auf Fifa-Maße vergrößert. Das leichte Gefälle wurde korrigiert, außerdem erhielt die Anlage einen Natur-Rollrasen und Flutlicht.

Während der WM-Vorrunde wird sich die Seleção vom 5. bis 16. Juni in der hessischen Stadt Königstein (Taunus) einquartieren. Sie trainiert auf der Sportanlage Alt Königsblick und wohnt im Kempinski Hotel Falkenstein, das etwa 20 Autominuten vom Frankfurter Rhein-Main Flughafen entfernt liegt.

Sollte die Mannschaft Sieger der Gruppe F werden, wird der Weltmeister nach Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) ins Schlosshotel Lerbach umziehen, wo die Brasilianer schon während des Konföderationen-Pokals 2005 gewohnt haben. Trainieren will die Seleção in der nahe gelegenen Belkaw-Arena. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die brasilianische Mannschaft "nur" Zweiter in ihrer Gruppe werden sollte, wurde ein Ausweichquartier in der Nähe von Kaiserslautern gebucht.

Das brasilianische Team bei der WM 2006

Torhüter: Dida (AC Mailand), Júlio César (Inter Mailand), Rogério Ceni (São Paulo FC)

Abwehr: Cafú (AC Mailand), Cicinho (Real Madrid), Cris (Olympique Lyon), Edmilson (FC Barcelona), Juan (Bayer Leverkusen), Lucio (Bayern München), Luisão (SL Benfica), Roberto Carlos (Real Madrid)

Mittelfeld: Emerson (Juventus Turin), Gilberto (Hertha BSC Berlin), Gilberto Silva (Arsenal London), Juninho Pernambucano (Olympique Lyon), Kaká (AC Mailand), Ricardinho (Corinthians SP), Ronaldinho (FC Barcelona), Zé Roberto (Bayern München)

Angriff: Adriano (Inter Mailand), Fred (Olympique Lyon), Robinho (Real Madrid), Ronaldo (Real Madrid)