Zu erst muss ich noch was sagen: Diese Geschichte ist wirklich wahr. Sie handelt um die Schwester meiner Freundin, die sich am 30. November das Leben nahm.
Es war ein Samstagabend. Ich hatte mich heute noch mit meiner BF Victoria verabredet und wir hatten zusammen Spaß gehabt und gequatscht. Als ich wieder Zuhause war, gab es bereits Abendbrot. Da piepste mein Handy, ich hatte eine SMS erhalten von Vici :
Charleen nervt. Will die ganze Zeit mein Zimmer verwüsten und erzählt dabei irgendeinen Mist. Ich hab sie jetzt erst mal in ihr Zimmer gesperrt, man hälts sonst echt nicht aus. Zum Glück sind meine Eltern nicht da.
Lg Vici
Charleen war Vicis kleine Schwester. 8 Jahre alt, und trotzdem ein reines Monstrum. Das man sie in ihr Zimmer sperren musste, ist eigentlich normal. Sie quitscht und schreit und nervt, dass man einen Anfall kriegen könnte. Darüber konnte ich mir jetzt aber keine Gedanken mehr machen, denn meine Mutter kam und stellte die Pizza die es gab auf den Tisch. Während ich ahnungslos aß, wusste ich nichts davon, was gerade passierte. Ich hatte schon 2 SMS erhalten, sollte aber das Handy (so sagt Mama) in der Hosentasche lassen. "Beim Essen wird nicht telefoniert und nicht gesimst, Laura" erklärte meine Mama streng. Nachdem ich aufgegessen und das Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte, ging ich in mein Zimmer und las die SMS. Beide waren von Vici, beide waren lang. Aber nur der eine Satz starrte mir ins Auge:
CHARLEEN IST WEG !!!
Sofort wählte ich Vicis Nummer, sofort ging sie dran. "Sie ist weg!", schluchzte sie. "Sie ist durch das Fenster in ihrem Zimmer nach draußen geklettert, das Fenster stand offen. Sie hat alles hier gelassen: Geld, Handy...wo will sie denn hin ?"Darauf wusste auch ich keine Antwort. "Hast du deinen Eltern bescheid gegeben?" , fragte ich. "Klar ! Sie haben ihren wichtigen Termin abgebrochen und kommen sofort hier her!" Nach einiger Zeit beschlossen wir, das Mama und ich zu Vici fahren würden, um mithelfen zu suchen. Mama hatte ich bescheid gesagt. Und so fuhren wir nach einer halben Stunde auf das Haus von Familie Lauren zu. Vici stürmte raus, gefolgt von ihren Eltern. "Die Polizei weiß schon bescheid, sie müsste gleich hier sein." Frau Lauren schluckte und sah traurig aus. Eine Träne kullerte über ihre und auch über Vicis Wange. Da kam schon der erste Polizeiwagen auf den Hof, gefolgt vom zweiten. 4 Polizisten kamen zum Vorschein. Wir teilten uns schließlich auf : Vici, Mama und ich würden in die eine Richtung gehen, Herr und Frau Lauren und der eine Polizist in die andere Richtung, und der Rest auch in eine andere. Nach 10 Minuten erreichten wir den Bahnhof. "Charleen hat mal erzählt, dass es ihr Traum ist , mit dem Zug nach Paris zu fahren" berichtete Vici. "Da ist sie ", schrie ich da und deutete mit dem Zeigefinger auf ein Mädchen dass hilflos am Bahnhof stand. Wir rannten auf Charleen zu. Aber sie stand auf, wollte weglaufen. Aber sie konnte nirgendswohin flüchten. Und ausgerechnet in dem Moment kam ein Zug. Charleen drehte sich zu uns um, und schrie zu meiner Freundin : "Ich hasse dich, Victoria!" Und so schnell wir auch rannten, es war zu spät. Charleen warf sich auf die Gleisen, der Zug konnte nicht mehr anhalten. Alles war zu Ende. Wie erstarrt standen wir 3 da. Niemand sagte was. Vici wurde weiß im Gesicht. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Dann fiel sie um. Einfach so, vom Schock. Ohnmächtig lag sie auf dem Boden. Mama und ich guckten uns an. Auch Mama weinte, genau wie ich. Warum ??? , dachte ich. Warum war das passiert ? Da hörte man hinter uns Stimmen . Die Laurens und die Polizisten kamen auf uns zu gestürtzt. "Haben Sie was entdeckt?" , fragte Frau Lauren. Ich hob langsam meinen Arm, deutete zur Gleislinie und sah Vicis Mutter tief in die Augen. Fassungslos sah sie mich an . "Du meinst doch nicht...", stotterte sie ängstlich. Ich nickte nur. "NEIN !!!!" hallte Frau Laurens Stimme durch den Wald. Vici war wieder zu sich gekommen, und konnte vor lauter Tränen gar nicht mehr atmen. Niemand von uns wagte sich, zur Gleislinie hinzugehen. Der ICE war einfach vorbei gesaust. Nur die Polizisten gingen zu den Gleisen. Ich wollte nicht daran denken, was sie jetzt vor Augen hatten. Ich wollte auch gar nichts mehr denken. Ich hatte Kopfschmerzen, und fiel Vici in die Arme. Wir weinten so lange. Bis halb drei Uhr nachts standen wir am Bahnhof. Was dann passierte weiß auch ich nicht mehr.