Thema: Psychologie: Essstörungen, Heute: Hauptsächlich Bulimie

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#1

Dass Essstörungen existieren, ist, denke ich mal, den Meisten geläufig.

 

Um einfach kurz dafür zu sorgen, dass so die grundlegenden Dinge bzw. Informationen auch allen klar werden, eine kurze Einleitung zu Essstörungen allgemein.

 

Definition:

Essstörungen sind keine reine Mädchen/Frauen - Krankheit, auch wenn die Anzahl der weiblichen Patieten immer noch deutlich größer ist. Auch Jungs und Männer sind betroffen, und es werden immer mehr davon. Also wer weiß wie lange noch die weibliche Anzahl größer ist ...  .

Essstörungen sind kein Ernährungsproblem, sondern ein gestörter Umgang mit dem Essen (und folglich ein gestörter Umgang mit Dingen wie Sport, Bewegung, ein gestörtes Selbstbild, selbst - und fremdschädigende Verhaltensweisen wie das Lügen über Dinge, die mit Essen zu tun haben, etc..). Dazu kommen meistens Begleiterkrankungen oder - Symptome wie Depression, Angststörung, Selbstverletzung, etc..

 

Essstörungen reichen von wahllosem, zwanghaften In-sich-Hineinstopfen (Binge - Eating, ohne Erbrechen und/oder andere gegenwirkende Maßnahmen ... und Bulimie, mit Erbrechen und/oder anderen gegenwirkenden Maßnahmen) großer/teils abartiger Nahrungsmengen bis hin zur Verweigerung jeglicher Nahrungsaufnahme (Magersucht bzw. Anorexie). Das sind natürlich die beiden Extremfall - Szenarien. Es gibt alle möglichen Mischungen und Graubereiche. Von leicht bis sehr schwer ist alles dabei.

 

Es gibt Bulimische Anorexie, Anorektische Bulimie, es gibt Leute die alle 3 Essstörungen haben und phasenweise zwischen den 3en wechseln... usw..

 

Essstörungen entsprechen einem krankhaften Verhalten bei der Nahrungsaufnahme und es geht nicht vorrangig um das Gewicht. Darum geht es nur oberflächlich. Es ist nur ein Symptom, das auf etwas Tieferes aufmerksam machen, oder es kompensieren, soll. Das, was die Essstörung antreibt. kommt aus dem tiefsten Inneren. Aus der Seele. Da liegt was im Argen. Es kann sich durch eine Essstörung, aber auch durch andere psychische oder psychosomatische Störungen, bemerkbar machen. Je nachdem, zu was der oder die Betroffene neigt. Für was die Anfälligkeit von Natur aus da ist. Manche entwickeln auch gar keine ernsthaften Störungen, obwohl sie ähnliche Probleme haben. Die haben dann eben einfach keine (genetische) Veranlagung dazu.

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So ... das war jetzt so kurz wie möglich und so ausführlich wie, meiner Meinung nach, nötig.

 

Vielleich kennst du ja jemanden aus deiner Schule, oder Klasse, der/die eine Essstörung hat ... von der man weiß, Vielleicht hast du sogar selbst eine, oder ein Geschwisterteil von dir. Vielleicht interessierst du dich aber auch einfach nur für das Thema.

 

Egal was davon der Fall ist, ich möchte dir hier mal ein relativ typisches Fallbeispiel für die Bulimie zeigen (so kann es ablaufen, muss es aber nicht ... das ist ein individuelles Beispiel):

Die andere Kathrin - oder auch: Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich ...

Kathrin (es ist jetzt ein Mädchen, in dem Beispiel ... natürlich gibt es auch Jungs und Männer mit Essstörungen) ist ein hübsches, kluges Mädchen, das sehr kontaktfreudig rüberkommt. Es interessieren sich viele Menschen für sie.

Sie ist eine sehr ehrgeizige Schülerin und auch eine erfolgreiche. Es nimmt ihr keiner Übel, dass sie hier und da mal eine Verabredung kurzfristig absagt. Den Menschen in ihrem Umfeld würde nicht einmal im Traum in den Sinn kommen, das mit dem Mädel etwas nicht stimmen könnte. Aber Kathrin führt schon lange ein Doppelleben.

Da ist die eine Kathrin, die perfekt scheint. Die allen Rollen gerecht wird. Die von den Jungs begehrt wird. Die eine sehr aufmerksame Tochter ist und eine äußerst kluge Mitschülerin. Die ein tolles Mädchen ist, in den Augen derer.

Aber Kathrin ist in Wahrheit schwer krank. Sie leidet an Bulimie. Ihre Gedanken drehen sich den ganzen Tag um das Essen. Sie hat panische Angst davor, an Gewicht zuzunehmen. Und wenn es nur 100 g sind. Eine Katastrophe wäre das. Sie kauft im Supermarkt heimlich gigantische Mengen an Essen und stopft diese dann bis zum Anschlag, wahllos und wie besessen in sich hinein. Wenn Sie nicht mehr kann, dann erbricht sie, so viel es geht, und geht weiter ihrem Fressanfall nach. Sie frisst und kotzt. Leider muss das so krass ausgedrückt werden, weil es einfach so ist. Kathrin achtet aber peinlich genau darauf, dass keiner etwas mitbekommt. Auch nicht ihre Eltern. Ebenso wenig ihre Geschwister.

(Bulimie ist offiziell die heimlichste Essstörung überhaupt und es gab schon Fälle, da kam sie erst nach 10 Jahren ans Licht. Erschwerend hin zu kommt, dass Bulimiker meistens, nicht immer (gibt auch Übergewichtige und Untergewichtige), normalgewichtig sind. Zudem können Essanfälle unterschiedlich ablaufen. Es kann sein, dass jemand isst und bricht, isst und bricht, isst und bricht. Also dass dann während des Essanfalls schon erbrochen wird ... oder es kann auch sein, dass einfach erstmal alles mögliche gegessen wird, bis man wirklich absolut nicht mehr kann ... teilweise nicht mal mehr laufen kann ... und dann werden erst gegenwirkende Maßnahmen wie z.B. Erbrechen, oder übermäßiger Sport, oder Einnahme von Abführmitteln etc., ergriffen ... und und und).

Diese Ess - Brech - Anfälle quälen Kathrin und sie hat das Gefühl die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, währenddessen.

Sie braucht unbedingt etwas, das ihr dieses Gefühl des Kontrollverlustes nimmt und auch etwas, das ihr das Gefühl gibt, den Fressanfall sozusagen "rückgängig" gemacht zu haben. Also quasi das Verhindern von Gewichtszunahme.

Erst dann, wenn sie Abführmittel genommen, erbrochen, tagelang gefastet oder/und ihr Extrem - Sport - Programm nach dem Anfall durchgezogen hat, kann sie sich besser fühlen.

Kathrin schämt sich so dafür. Sie schämt sich unendlich dafür, dass sie es nicht schafft, es zu lassen. Das darf einfach niemand erfahren ... das darf niemand wissen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Als sie damit angefangen hat, war ihre Hoffnung auf die Lösung ihres kleinen Gewichtsproblems durch das Erbrechen, entflammt. So viel essen können, ohne zuzunehmen. Das war die Illusion. Aber es ist und bleibt es eine Illusion. Das macht der Körper nicht so mit, wie sie sich das Anfangs vorgestellt hatte. Das funktioniert so nicht, auf Dauer.

Es fing harmlos an und steigerte sich ins Bedrohliche, Zwanghafte hinein. Die Menge des Essens bei einem solchen Anfall wurde immer mehr und mehr und mehr. Wie bei einer Drogensüchtigen. Irgendwann reicht es nicht mehr und es muss mehr und mehr und mehr werden, um die Sucht in sich zu befriedigen. Es ist mit allen Süchten das Gleiche. Es wird immer mehr mehr mehr.

Es gibt Tage, an denen Kathrin an dieses erfolgreiche und selbstbewusste Mädchen in sich glaubt. Aber sie kennt eben auch die kranke Kathrin. Und die überschattet alles.

Es beraubt sie ihrer Energie, immer eine Rolle spielen zu müssen. Das alles vor allen anderen geheim zu halten. Das kostet viel Kraft. Und die fehlt natürlich an anderer Stelle.

Kathrin fühlt sich so zerrissen von ihren gegensätzlichen Gefühlen. Nach und nach entwickelt sie spürbare körperliche Folgen: Schwindel, Hautprobleme, das Ausbleiben oder das Unregelmäßigwerden der monatlichen Periode, Haarausfall ... .

Aber die gigantischen Hemmungen lassen Sie nicht los und verhindern, dass sie sich jemandem anvertrauen kann.

Sie schafft es einfach nicht allein. Sie braucht unbedingt Hilfe.

Kathrin fühlt sich stark unter Druck gesetzt und hat das Gefühl, verloren zu sein, sobald sie ihr Geheimnis preisgibt. Sie schämt sich auch für dieses abartige Verhalten. Sie hat Angst vor den Reaktionen der Vertrauensperson. Sie schämt sich sogar vor ihrer eigenen Familie und hat Angst, sie zu belasten.

Es gibt kein zurück, in ihren Augen. Lieber würde sie sterben wollen, als diese Scham ertragen und erleben zu müssen.

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