Thema: Psychologie: Essstörungen, Binge Eating

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#1

Die Essstörung Binge Eating, von der auch ich betroffen bin, werde ich hier nun versuchen, zu beschreiben.

 

Binge Eating ist der Bulimie ähnlich, mit einem entscheidenden Unterschied. Es werden keine Gegenmaßnahmen, nach einem Fressanfall, ergriffen. Es wird nicht absichtlich erbrochen, es wird nicht zwanghaft Sport gemacht, um Kalorien zu verbrennen. Es werden auch nicht Abführmittel genommen, um es wieder loszuwerden ... oder was es sonst noch für Gegenmaßnahmen gibt, die Bulimiker anstellen.

 

Leute mit Binge Eating erleiden Bulimie - artige Fressanfälle, aber es fehlt der 2. Part. Der Part, in dem der Anfall von Bulimikern in der Regel "rückgängig" zu machen versucht wird.

 

Man kann das so festhalten:

Bei der Bulimie sind es Ess - Brech - Anfälle.

Bei der Binge - Eating - Störung sind es Essanfälle.

 

Darin liegt der Unterschied. Aber wer jetzt denkt, dass die Betroffenen immer übergewichtig sind, der irrt. Es gibt auch normalgewichtige und sogar leicht untergewichtige Betroffene. Weil sie die Anfälle gut verstoffwechseln können, oder weil sie generell viel Bewegung haben, ohne dass es dabei um Kalorienverbrennen geht. Oder weil sie eine Schilddrüsenüberfunktion haben. Oder warum auch immer. Es ist nicht gesagt, dass Binge - Eating - Betroffene dick sind. Genauso wenig wie Magersüchtige mager sein müssen, um als krank zu gelten. Da die Auswirkung auf das Gewicht, auf den Körper, als Symptom erst nach einer bestimmten Zeit eintritt oder sichtbar wird, kann es auch sein, dass jemand schon 6 Monate magersüchtig ist, aber z.B. zum Zeitpunkt des Krankheitsausbruches im stärkeren Übergewicht war. Dann ist es klar, derjenige nicht gleich abmagert. Aber das heißt nicht, dass die Krankheit sich nicht schon lange vor den sichtbaren äußeren Veränderungen im Kopf und in der Seele eingenistet hat.

 

Wir halten fest: Es gibt nicht ein Patentgewicht oder einen Patentgewichtsbereich, das oder der zwingend da sein muss, wenn jemand diese oder jene Essstörung hat. Jede Essstörung kann in Menschen jeglichen Gewichts ihr Unwesen treiben. Zumindest für einen bestimmten Zeitraum, bis sich die Essstörung beim Individuum am Körper bemerkbar, nach Außen hin, bemerkbar macht. Und das kann unter Umständen dauern.

 

Die Ursachen sind natürlich, wie bei allen Essstörungen, tiefliegend.

 

Das gestörte Essverhalten und das gestörte Verhalten in bestimmten Hinsichten generell, ist ein Symptom, eine Auswirkung, der Krankheit. Das Symptom, das nach Außen tritt. Der Rest der Erkrankung läuft in Geist und Seele ab. Denn in erster Linie ist es eine seelische Erkrankung, die sich eben mit der Zeit zwangsläufig auf Verhalten und Körper ausweitet.

 

Wie alle Essstörungen, ist auch die Binge - Eating - Störung mit viel seelischem Leid, auch über die Anfälle hinaus, verbunden. Nicht selten treten Depressionen und andere psychische Begleiterkrankungen auf. Eigentlich meistens. Es sind also nicht "nur" Essanfälle. Und es ist nicht nur das Essen, das problematisch ist. Das ganze Leben ist beeinträchtig. Der komplette Alltag.

 

Die Essanfälle können so extrem sein, dass Betroffene danach nicht einmal mehr laufen können und starke Magenschmerzen bekommen. Unglaublich Mengen können in kürzester Zeit verschlungen werden. Es ist eine Art Kontrollverlust. Kontrollierter Kontrollverlust, wenn man so will. Denn die Anfälle werden auch oft geplant und vorbereitet. Das ist auch Teil des kranken, zwanghaften, Verhaltens.

 

Bei Fragen oder eigenen Erfahrungen könnt ihr gerne hier kommentieren.

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