Luisas Kolumne - Massentierhaltung

Der Braten

von Luisa - 10.10.2006

Die Schweine in diesem Massenbetrieb haben in ihren Metallboxen nicht einmal genügend Platz, um sich umzudrehen. (Quelle: Peta - People for the Ethical Treatment of Animals)

Freitag Morgen im Supermarkt. Frau M. steht vor der Fleischtheke und guckt begierig auf ein rohes Fleischstück. Schwein steht auf dem Speiseplan, schließlich mag ihr Günter das am liebsten. Als sie auf den Preis sieht, erschrickt sie jedoch: 3€ für ein Kilo Fleisch, was für eine Unverschämtheit! Sie schaut weiter die Theke hinab. "Sonderangebot", steht dort in dicken Lettern geschrieben. "Heute das Kilo Fleisch nur 1.50€". Frau M.s Augen funkeln in Vorfreude auf den schönen Braten.

So, oder so ähnlich, läuft der Einkauf in Deutschland ab. Wenn der Preis stimmt, ist das Produkt auch in Ordnung. Der Gammelfleisch-Skandal lässt grüßen. Was vielen nur nicht bewusst ist: Der Skandal fängt eigentlich schon viel früher an. In winzigen Käfigen ohne Licht und mit einer Menge Medikamenten, um genau zu sein. Dann nämlich, wenn das "Fleisch" noch keine 4 Jahre alt ist, sondern erst 4 Monate. Zu tausenden zusammengepfercht erleben die Tiere dann, was ihnen in den Fleischfabriken wenige Monate später sowieso droht. Sie werden, im wahrsten Sinne des Wortes, übereinander gestapelt. Aber es sind ja "nur" Tiere. Nur Lebewesen, die fühlen können. Aber eben keine Menschen. Sie werden ja sowieso abgeschlachtet, wozu sollen sie dann überhaupt erst fühlen, wie es ist, zu leben? Wir dröhnen sie lieber mit Anitbiotika zu, geben ihnen ihre gerösteten Großeltern zu fressen, das ist schön billig, und dann können wir es an den Endverbraucher zu schön billigen "Geiz-ist-geil-Preisen" weiter verkaufen. Der Verbraucher sieht da sowieso nichts Fedriges, sondern nur ein schönes, rotes Stück Fleisch. Im Übrigen würde der Verbraucher auch am lebenden Tier nichts Fedriges sehen, die werden dem Tier nämlich von seinem Nachbarn noch am lebendigen Körper ausgerupft.

Da wird sich Günter aber freuen! Dem Braten sieht man gar nicht an, dass er aus Billigfleisch gemacht wurde.

Frau M. steht in der Küche, auf einmal quiekt es. Verwundert schaut sie in den Backofen, wo das Schweinchen brät. "Kommen Sie zu uns und kaufen Sie das Stück Schweinefleisch für nur 2€", dröhnt es aus dem Radio. Was sie sich da nur wieder vorgestellt hatte. Ein rosa Schweinchen in ihrem Backrohr. So ein Blödsinn.

So Unrecht hat Frau M. gar nicht. Rosa war ihr Schweinchen wahrscheinlich wirklich nie. Eher etwas käsig und bleich. Wie ein krankes Kleinkind eben. Woher soll die Farbe denn auch kommen, die Sonne hat dieses Baby schließlich nie zu Gesicht bekommen. Und quieken tut es auch nicht mehr. Schließlich ist es tot. Wurde umgebracht. Und man sagt wahrscheinlich die Wahrheit, wenn man erzählt, dass es das Beste für dieses Tierkind war.

Aber warum belasten wir uns mit solchen Fragen? Schauen wir doch lieber unserem Billig-Braten zu, wie er knusprig wird, und vielleicht zum ersten Mal in seinem "Leben" Farbe bekommt!

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letzte Aktualisierung: 13.09.2010

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