Zirkus der Hoffnung

29.09.2005

Noch bis zum 5. Oktober tourt eine ganz besondere Clown- und Zirkusschule durch Deutschland. Denn die 13- bis 17-jährigen Jugendlichen, die dort ihr Können zeigen, mussten bis vor wenigen Monaten noch täglich ums Überleben kämpfen. Ihr Alltag im mittelamerikanischen Land Nicaragua war geprägt von Armut, Drogen und Gewalt.

Berühmten Zirkusartisten aus aller Welt haben Rafael aus Nicaragua ihre Tricks verraten. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

Wo Diego Gene auftaucht, darf gelacht werden. Der Chef der Zirkusschule ist gleichzeitig Clown. Er verbreitet Spaß und gibt Kindern und Jugendlichen aus seiner Heimat Nicaragua wieder Hoffnung. Das besondere an seiner Zirkusgruppe ist, dass die 13- bis 17-jährigen Künstler bis vor wenigen Monaten noch ohne Perspektive in armen Vorstadt-Gettos gelebt haben.

Zur Schule gingen sie nicht, weil ihre Eltern das Geld für Bücher nicht aufbringen konnten. Stattdessen mussten sie schon früh für einen niedrigen Lohn arbeiten. In ihrer Freizeit, die sie sowieso kaum hatten, wussten sie nichts mit sich anzufangen. Viele von ihnen waren in Jugendbanden organisiert und nahmen Drogen.

Ausweg aus dem tristen Alltag

Der 16-jährige Moises jongliert virtuos mit Bällen. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

Die Kinder sahen damals keinen Ausweg aus ihrem tristen Alltag. Und genau den hat Diego ihnen aufgezeigt. "Träume können gelebt und verwirklicht werden," sagte er ihnen. In seiner 2001 gegründeten Clown- und Artistenschule sollen Kinder und Jugendliche aus den Armenvierteln Nicaraguas den Spaß am Leben wieder neu entdecken.

"Es ist erstaunlich, welche Talente in den Kindern schlummern", erzählt Diego. Einen Salto rückwärts könne in Nicaragua fast jedes Kind auf der Straße. Der Chef der Artistenschule zeigt den ehemaligen Straßenkindern, wie sie ihre Begabungen richtig nutzen können und gibt ihnen dadurch Selbstvertrauen.

Er sagt: "Bei uns erfahren die Kinder und Jugendlichen, dass sie etwas Besonderes sind und dass aus ihnen etwas werden kann, wenn sie an ihren Talenten arbeiten." Mittlerweile unterstützen Künstler aus der ganzen Welt Diegos Artistenschule. Echte Profis zeigen den Schülern, wie man Theater spielt, akrobatische Kunststücke ausführt, jongliert, zaubert und tanzt. Außerdem stehen die Fächer Schreiben, Lesen, Englisch und Computer auf dem Lehrplan.

Wege aus der Armut

Luis Manuel übt Kunststücke mit deutschen Kindern. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

Wer die Artistenschule absolviert hat, der hat es in Nicaragua geschafft. Clown oder Artist sind dort sehr angesehene Berufe, mit denen sich viel Geld verdienen lässt. Bei den Bewohnern Nicaraguas stehen Unterhaltungskünstler hoch im Kurs, denn es gibt noch sehr wenige.

Die Clownschule ist für die Kinder und Jugendlichen das Tor zur Welt. Regelmäßig reisen die besten Schüler in einem alten Mercedes-Bus durch Mittel- und Südamerika. Das ist etwas ganz Besonderes für Kinder und Jugendliche, die in ihrem bisherigen Leben noch nie ihre Heimatstadt verlassen hatten.

Verpasst? Nicht ärgern!

Zwölf Schüler der Artistenschule durften nun nach Europa fliegen und eine Tournee durch Deutschland und die Schweiz antreten. Eingeladen hatte sie die "Kinderkulturkarawane". Bis zum 5. Oktober tritt die Zirkusschule noch in Frankfurt, Saarbrücken und Freiburg auf (siehe Link "Tourplan" unten). Die jungen Artisten zeigen nicht nur ihr Geschick, sondern laden ihre Gäste auch zum Mitmachen ein.

Wer den Zirkus nicht mehr besuchen kann, muss sich nicht ärgern. Die Kinderkulturkarawane lädt jedes Jahr junge Gäste aus anderen Teilen der Erde ein, durch deutsche, österreichische und Schweizer Städte zu reisen, um ihre Künste vorzuführen. So sind derzeit auch Gruppen aus Kolumbien, Kuba, Kongo und vielen anderen Ländern unterwegs. Bestimmt kommt zumindest eine der Gruppen bald auch in deine Stadt. Unten findest du einen Link auf die Homepage der Kinderkulturkarawane.

Mehr zur Kinderkulturkarawane:

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letzte Aktualisierung: 28.03.2010

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