Das legendäre Schiffsunglück der Titanic

Zum 100. Jahrestag der Katastrophe

von Tanja Lindauer - 10.04.2012

Die Geschichte der gesunkenen Titanic fasziniert die Menschen seit langem und viele Mythen ranken sich um das Schiffsunglück, das sich nun zum 100. Mal jährt: Das damals größte Schiff der Welt stach am 10. April 1912 zum ersten Mal in See und sank nur vier Tage später, obwohl es als "unsinkbar" gefeiert wurde. Über 1.500 Menschen kamen bei dieser Katastrophe ums Leben. Bis heute sind nicht alle Geheimnisse um das sagenumwobene Schiff geklärt, das noch immer auf dem Grund des Nordatlantiks liegt.

Am 10. April 1912 stach die legendäre Titanic in See. Fast 1.300 Passagiere und 900 Besatzungsmitglieder waren bei der Jungfernfahrt an Bord. (Quelle: Francis Godolphin Osbourne Stuart, Wikimedia Commons)

Der Untergang der "RMS Titanic" (RMS steht für "Royal Mail Ship", was übersetzt "königliches Postschiff" bedeutet) ist viel mehr als nur eine Legende, er ist auch das tragische Schicksal vieler Menschen. Die Titanic wurde zu ihrer Zeit als das größte, schönste und angeblich sicherste Luxusschiff der Welt angepriesen. Schwimmendes Luxushotel, Wunderwerk der Technik oder das größte Schiff der Welt: Für die Titanic gab es viele Spitznamen. Sie alle machen eines deutlich, die Titanic war am Anfang des 20. Jahrhunderts das berühmteste Schiff der Welt und viele Menschen wollten bei ihrer Jungfernfahrt mit an Bord sein.

Aber bereits auf ihrer ersten Fahrt von Southampton in England nach New York in den Vereinigten Staaten sollte es zu einer schlimmen Katastrophe kommen. Am 14. April 1912 stieß der Dampfer mit einem riesigen Eisberg zusammen und versank im Nordatlantik. 1.513 Menschen kamen bei diesem Unglück ums Leben, nur 711 Menschen überlebten. Erst knapp 70 Jahre später wurde das Schiffswrack auf dem Meeresgrund gefunden. Bis dahin galt es als verschollen und viele Menschen machten sich auf die Suche nach den Überresten der Titanic. Obwohl einige Menschen nach dem Unglück gerettet werden konnten, konnte sich später niemand genau darin erinnern, wo das Schiff versunken war. Man vermutete nur, wo es sich ungefähr befinden müsste und unternahm so immer wieder sehr kostspielige Expeditionen, die aber erst 1985 fruchteten.

Was machte die Titanic so besonders?

Anfang des 20. Jahrhunderts galt die Titanic als das größte Schiff der Welt. Vor allem die luxuriöse erste Klasse sollte das Leben an Bord so richtig genießen können. (Quelle: Cliff1066, Wikimedia Commons)

Auf einem schwimmenden Luxushotel durften natürlich auch keine Millionäre fehlen, und viele reiche Menschen wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Über 2.200 Menschen waren an Bord - rund 1.300 Passagiere und 900 Männer der Besatzung. 57 unter ihnen waren Millionäre, als die Titanic im April 1912 aus dem Hafen von Southampton auslief. Die Titanic war sage und schreibe 269 Meter lang, was damals für ein Schiff riesig war - es gab nicht einmal ein Gebäude von einer solchen Größe! Und auch heute wäre die Titanic noch größer als manches berühmte Gebäude. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist gerade einmal knapp 158 Meter und der Eifelturm 300 Meter hoch. Für damalige Verhältnisse hatte die Titanic gigantische Ausmaße.

Bei der Größe war es natürlich auch kein Problem, ein Schwimmbad, einen Gymnastikraum oder ein türkisches Bad auf dem Schiff unterzubringen. In Sachen Luxus sollte es den Gästen der ersten Klasse an nichts fehlen und so wurden den reichen Passagieren unzählige Freizeitaktivitäten angeboten. Die erste Klasse war vom Feinsten ausgestattet: Marmor und mit Holz verkleidete Wände gehörten zum Standard und ließen vermutlich die Herzen der Reichen höher schlagen. Eine eigene Kapelle an Bord sorgte zudem für schöne Abende mit Musik. Die Eingangshalle war ebenfalls sehr imposant und eine riesige Glaskuppel sorgte für viel Licht.

In der zweiten Klasse ging es natürlich nicht ganz so luxuriös zu. Aber auch den Passagieren dieser Klasse wurde einiges geboten, wie etwa eine eigene Bibliothek und ein Rauchsalon. Die Kabinen der dritten Klasse befanden sich am Bug (ganz vorne) und am Heck (ganz hinten). Mit den anderen beiden Klassen war deren Ausstattung nicht zu vergleichen. Doch für die vielen ärmeren Menschen, die sich in New York ein besseres Leben erhofften, war auch hier die Ausstattung schon beinahe Luxus. Ebenso die Technik der Titanic war weltberühmt. Mehrere Kammern im Rumpf sollten im Fall des Falles verhindern, dass sie sinken würde. Das Schiff galt als unsinkbar.

Zusammenprall mit dem Eisberg

Am 14. April 1912 rammte die Titanic vermutlich diesen Eisberg und versank im Nordatlantik. Nur 711 Menschen konnten gerettet werden. (Quelle: Navigation Center, United States Coast Guard)

Am 10. April 1912 stach das sagenumwobene Schiff, die RMS Titanic, zum ersten Mal in See. Die Menschen an Bord freuten sich auf die Reise und waren begeistert von dem "Wunderwerk der Technik". Am Morgen der Katastrophe wurde über Funk auf Eisberge hingewiesen und davor gewarnt, diesen zu nahe zu kommen. Ungefähr zwei Stunden vor dem Unglück wurde dann gefunkt, dass sich direkt auf dem Kurs des Schiffes Eisberge befänden. Diese Warnungen sollen von den Funkern der Titanic jedoch nicht weitergegeben worden sein.

Am Abend des 14. Aprils entdeckte ein Mann einen Eisberg direkt vor dem Schiff. Es wurde schnell reagiert und das Schiff in die umgekehrte Richtung gelenkt, aber es war schon zu spät. Die Titanic rammte gegen 23.40 Uhr den Eisberg. Immer wieder heißt es, der Eisberg habe das Schiff meterlang aufgeschlitzt - doch das ist ein Mythos. Experten gehen davon aus, dass die Titanic mehrfach gegen den Eisberg prallte. Sechs Risse soll er in die rechte Seite des Schiffes gerissen haben. Das eiskalte Wasser schoss an Bord und immer mehr Kammern liefen mit Wasser voll. Der vordere Teil der Titanic stand in kurzer Zeit komplett unter Wasser und das Schiff begann zu sinken. Ebenso falsch ist die Behauptung, die Titanic sei die riskante nördliche Route gefahren, auf der sich besonders viele Eisberge befinden. Es gab nämlich zwei mögliche Strecken für dasselbe Ziel: Die nördliche Sommerroute war zwar kürzer, aber insbesondere im Winter weitaus gefährlicher als die südliche Winterroute, auf der sich die Titanic befand.

Panik bricht aus

Dieses Bild wurde zum Zeitpunkt des Unglücks von einem Passagier des Schiffes Carpathia aufgenommen, das zu Hilfe kam. Es zeigt ein Rettungsboot der Titanic, auf welchem Menschen in Sicherheit gebracht werden können. (Quelle: Wikimedia Commons)

Um 0.45 Uhr wurden schließlich die ersten Rettungsboote ins Meer gelassen, auf dem Schiff brach mit Sicherheit große Panik aus. Nur so ist zu erklären, dass zahlreiche Rettungsboote gerade einmal halbvoll aufbrachen und viele Menschen keinen Platz mehr darin bekamen. Das war umso schlimmer, da es ohnehin zu wenig Rettungsbote für alle Passagiere gab - die vorhandenen Boote reichten theoretisch für etwa 1.000 Leute.

Nach drei Stunden sank die Titanic auf den Meeresgrund, nur die Menschen in den Rettungsbooten hatten Glück. Sie wurden am nächsten Tag aufgefunden und konnten in Sicherheit gebracht werden. Für die vielen Menschen, die aber im Wasser auf Hilfe warteten, war es schon zu spät. Zwar gab es genügend Schwimmwesten an Bord, doch in der Kälte des Meeres konnten die Schiffsbrüchigen nicht lange überleben.

Oft heißt es auch, dass vor allem die reichen Leute erster Klasse gerettet worden wären, während man die meisten ärmeren Passagiere der dritten Klasse ihrem Schicksal überlassen habe. Das stimmt so nicht, denn man bemühte sich, viele Frauen und Kinder zu retten - ebenso unter den Fahrgästen der zweiten und dritten Klasse. Besonders viele Opfer waren unter den männlichen Passagieren der zweiten Klasse. Zwar überlebten verhältnismäßig tatsächlich mehr Menschen der vornehmen ersten Klasse, jedoch hatte dies verschiedene Gründe: So war die erste Klasse bereits an Deck, konnte umgehend informiert werden und schneller zu den Rettungsbooten gelangen, während die Fahrgäste aus den unteren Decks, deren Übergänge auch noch verriegelt waren, einen längeren Weg nach oben hatten.

Schatzsucher und Forscher im Wettlauf

Der Untergang der Titanic nach einer Illustration von Willy Stöwer, die er kurz nach der Katastrophe 1912 für die deutsche Zeitschrift "Die Gartenlaube" anfertigte. (Quelle: Wikimedia Commons)

Da die Titanic ein Luxusdampfer war und viele reiche Menschen an Bord gewesen waren, erhofften sich auch Schatzsucher etwas vom Fund des Wracks. Es waren sogar vier der damals reichsten Menschen der Welt an Bord gegangen! Schatzsucher auf der ganzen Welt wollten die Titanic unbedingt finden und es begann ein regelrechter Wettlauf. Sie erträumten sich Reichtum und Berühmtheit. Gleichzeitig wollten natürlich auch Forscher das Schiff finden, um Gewissheit zu erlangen, warum das Schiff überhaupt untergegangen war. Sie hofften, in den Tiefen des Meeres Antworten auf ihre Fragen zu finden.

Schließlich waren es der französische Forscher Jean-Louis Michel und der US-Amerikaner Robert Ballard, die das Wrack als Erste fanden. 41° 43´ Nord und 49° 56´ West, 450 Seemeilen vor der Küste Neufundlands - dies war die genaue Position der Titanic auf dem Meeresgrund. Die Forscher hatten keine Kosten und Mühen gescheut und schaffte es dank modernster Video- und Ultraschalltechniken, das Wrack aufzuspüren. Das war zwar ein großer Erfolg, doch nun bestand die Gefahr, dass auch andere Menschen daran teilhaben wollten oder die Titanic gar plündern würden. Daher entschied man sich, den genauen Ort der Titanic vorerst nicht zu verraten und er wurde zur Geheimsache. Der Unterwasserort sollte nicht Opfer von Habgier und Schändungen werden.

Noch immer auf dem Grund des Meeres

Die Titanic liegt nun seit 100 Jahren auf dem Grund des Atlantiks. Irgendwann wird von dem einstigen Luxusschiff nicht mehr viel übrig sein. Bild: Aufnahme des Schiffswracks aus dem Jahr 2004 (Quelle: Courtesy of NOAA/Institute for Exploration/University of Rhode Island)

Noch heute liegt der sagenumwobene Ozeandampfer auf dem Grund des Nordatlantiks und wird manches Geheimnis wohl niemals preisgeben. Aber warum hat man die Titanic nicht einfach an Land gebracht? Wissenschaftler und Forscher grübelten lange Zeit darüber, wie sie die Titanic aus dem Meer heben könnten. Doch eine Lösung, die tatsächlich funktionieren würde, konnte nicht gefunden werden. Allgemein wäre die Bergung eines derart riesigen Schiffes mit extrem hohen Kosten verbunden. Und es wäre sehr schwierig, die Titanic an Land zu befördern, da sie fast 4.000 Meter unter dem Meeresspiegel liegt.

Daher wurden immer wieder Tauchfahrten unternommen, um sie weiter zu erforschen. Mittlerweile wurde beschlossen, das Wrack des riesigen Ozeandampfers in den Tiefen des Meeres zu lassen. Natürlich handelte man dabei auch nicht ganz uneigennützig und so werden zum Beispiel auch Tauchfahrten für reiche Touristen zum Meeresgrund der Titanic angeboten: 40.000 US-Dollar kostet eine Reise zur Titanic, auf diese Weise können also riesige Geschäfte gemacht werden.

Nun liegt die Titanic seit 100 Jahren auf dem Grund des Atlantiks und der Zahn der Zeit nagt an ihr. Schon bald wird von dem einstigen Luxusschiff nicht viel übrig sein. Denn im Meer wimmelt es von Bakterien und Würmern, für die das Wrack wortwörtlich ein gefundenes Fressen ist. Und natürlich rostet das Schiff auch stark unter Wasser. Selbstverständlich hat man zwischenzeitlich schon einiges von dem Schiff an Land gebracht: Schmuck, Möbel, Briefe, Porzellan und vieles mehr wurden geborgen. Mehr als 6.000 Gegenstände konnten schon zutage gefördert werden und die schönsten von ihnen waren in verschiedenen Ausstellungen zu bewundern. Mit ihnen wird auch gehandelt und reiche Sammler bezahlen Unsummen für geborgene Gegenstände aus dem Schiffswrack. Dies sorgte immer wieder für Kritik. So prangerte Robert Ballard, der Entdecker des legendären Wracks, an, dass Schaulustige und Touristen viele Schäden am Schiffswrack verursacht haben und die Titanic Opfer von Plünderungen geworden ist.

"Titanic" als großes Kinoereignis

Kate Winslet spielt in dem Film "Titanic" die weibliche Hauptrolle neben Filmpartner Leonardo di Caprio. (Quelle: Maggiejumps, Flickr.com)

1997 entstand ein Kinofilm über die Titanic, der das schaffte, was zuvor noch keiner anderen Verfilmung gelungen war: eine sehr detailgenaue Wiedergabe des Dampfers. Das war nur möglich, weil der Regisseur James Cameron sein teures und aufwändiges Filmprojekt genauestens durchplante. Er wollte den Menschen zeigen, wie es damals auf dem Schiff wirklich hätte sein können und wie es zu diesem Unglück gekommen sein könnte - auch, wenn Cameron eine glamouröse Liebesgeschichte in den Mittelpunkt der Story rückt, in welcher nach typischer Art der Hollywood-Produktionen große Gefühle und Herzschmerz nicht fehlen dürfen.

Der Regisseur beschloss, die Titanic auf dem Meeresgrund zu besuchen, um sich ein genaues Bild von ihrem Aussehen zu machen. Er sprach mit vielen Forschern und konnte für die Hauptrollen Kate Winslet und Leonardo di Caprio für sich gewinnen. Obwohl die Zuschauer ja schon vorher wussten, wie die Katastrophe der Titanic ausgehen würde, wurde der Film zu einem Verkaufsschlager und mit 11 Oscars ausgezeichnet.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 13.04.2012

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