Lexikon: Zölibat

von Tanja Lindauer

Vielleicht hast du ja schon einmal gehört, dass jemand beinahe "zölibatär" oder wie im "Zölibat" leben würde. Das bedeutet, dass jemand sehr enthaltsam lebt. Zwar wird auch in der Alltagssprache manchmal vom Zölibat gesprochen, doch eigentlich steht dieser Begriff in einem engen Zusammenhang mit dem Christentum. Das Wort Zölibat stammt von dem lateinischen Begriff "caelibatus", das bedeutet übersetzt Ehelosigkeit. In einigen Religionen, wie dem katholischen, orthodoxen oder dem anglikanischen Glauben, müssen Ordensmänner und -frauen versprechen, ihr Leben dem Glauben zu widmen und nicht zu heiraten. Das Zölibat wird dabei von den Kirchen unterschiedlich streng ausgelegt. Priester der römisch-katholischen Kirche dürfen zum Beispiel unter keinen Umständen heiraten. Bei den Orthodoxen wiederum gilt dies nur für Bischöfe, Mönche und Priester, wenn sie bei der Weihe noch nicht verheiratet sind.

Mit dem Zölibat geht aber auch einher, dass man keinen Lebenspartner haben darf, denn als das Zölibat für die Kirche verpflichtend wurde, war es eine sehr große Sünde, mit jemandem unverheiratet zusammenzuleben und gar eine sexuelle Beziehung zu haben. Das Zölibat bedeutet also nicht nur, dass man nicht heiraten darf, sondern dass man sich ganz allein Gott und dem Glauben verschreibt. Wer Priester werden möchte, muss versprechen, nicht zu heiraten und keine Kinder zu bekommen.

Das Zölibat ist im Kirchenrecht fest verankert. Dort steht: "Die Kleriker sind gehalten, vollkommen und immerwährend Enthaltsamkeit um des Himmelreichs willen zu wahren, deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, das eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Gott anhängen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können." Diese Verpflichtung gegenüber der Kirche sorgt in der Gesellschaft immer wieder für Diskussionen, denn man ist der Meinung, dass diese Lebensweise auch für Priester oder Mönche heutzutage überholt ist.

Die Ursprünge gehen vermutlich bis in die Antike zurück und eine Aufhebung wäre nicht einfach. Wann genau das Zölibat eingeführt wurde, ist nicht ganz klar, denn es gab in der Geschichte auch schon verheiratete Priester. Damals waren die Menschen allerdings der Meinung, dass man Gott nur dienen könne, wenn man auf fleischliche Gelüste verzichten würde. Es ging also in erster Linie um das Enthaltsamkeitszölibat, das 1139 eine Voraussetzung wurde, um Priester zu werden. Viele Gläubige sind auch heute noch der Meinung, dass man nur ein guter Priester sein könne, wenn man nicht durch Ehefrau oder Kinder abgelenkt werde und sich nur dann voll und ganz auf seine Aufgabe als Priester konzentrieren könne. Doch im Mittelalter gab es auch noch einen anderen durchaus wichtigen Grund für das Zölibat: Denn damals war die Kirche ziemlich mächtig und diese wollte auch, dass das so bleibt. Wenn ein Priester aber Kinder gehabt hätte, wären der Besitz und sein Amt nach seinem Tod nicht mehr an die Kirche zurückgegangen, sondern an seine Kinder. Das hätte schlicht und einfach einen Machtverlust für die Kirche bedeutet.

Heute werden immer mehr Stimmen laut, die für eine Abschaffung des Zölibates sind, vor allem auch viele Betroffene. Sie fühlen sich einsam, unausgefüllt und wollen gerne eine Familie gründen. Andere wiederum befürworten nach wie vor das Zölibat und meinen, dass es ihnen Kraft geben würde. Die Auslegung des Zölibates ist schon lange eine Streitfrage im Christentum und war auch ein Grund für die Reformation, bei der sich das Christentum in verschiedene Konfessionen aufspaltete. In der evangelischen Kirche dürfen Priester daher auch heiraten (dies gilt aber nicht für die Nonnen und Mönche, für die das Zölibat weiterhin Vorschrift ist). Viele Zölibatsgegner sind zudem der Meinung, dass die Verpflichtung zur Enthaltsamkeit mitverantwortlich wäre für die vielen Missbrauchsskandale in der Kirche. Einig sind sich die vielen Gegner jedenfalls darin, dass das Zölibat nicht zeitgemäß sei. Zwar solle jeder Mensch so leben, wie er es für richtig hält und seinen Glauben auch ausleben dürfen. Doch Menschen vorzuschreiben, keine Liebesbeziehung führen und keine Familie gründen zu dürfen, sei nach heutigen Wertvorstellungen nicht der richtige Weg, um anderen Menschen zu helfen. Viele Kritiker meinen, dass dies ein Grund dafür sei, dass immer weniger junge Menschen Priester werden wollen.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 06.11.2014

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