Lexikon: Betreuungsgeld

von Tanja Lindauer

Lange Zeit diskutierten die Politiker in Deutschland über das so genannte Betreuungsgeld. Das neu eingeführte Gesetz hat für eine Menge Wirbel sorgt: Eltern, die ihre kleinen Kinder zu Hause betreuen, bekommen seit 2013 100 Euro pro Monat und seit August 2014 150 Euro vom Staat. Kleine Kinder unter drei Jahren gehen ja noch nicht zur Schule oder in den Kindergarten und müssen zu Hause von Erwachsenen beaufsichtigt werden. Wenn aber beide Eltern arbeiten gehen, ist das nicht möglich, außer es wohnen Großeltern oder Verwandte in der Nähe und haben regelmäßig Zeit, auf die Kinder aufzupassen. Daher gibt es so genannte staatliche Kitas (Kindertagesstätten), die Kinder, die auch jünger als drei Jahre sind, aufnehmen und betreuen, bis die Eltern Feierabend haben. Am schönsten ist es für die meisten Familien natürlich, wenn die Eltern auf ihre kleinen Kinder aufpassen können. Politiker haben deshalb beschlossen, dass Eltern, die Zuhause bleiben und auf ihre Kleinkinder selbst aufpassen, ein Betreuungsgeld erhalten sollen.

Doch warum gibt es so viel Streit um das Betreuungsgeld? Das liegt daran, dass es zwei Meinungsgruppen gibt. Die erste Gruppe bilden die Politiker, die das Betreuungsgeld unterstützen und gut finden. Sie sind der Meinung, dass Eltern, die zu Hause bleiben, auch einem wichtigen Beruf nachgehen, nämlich der Erziehung ihrer Kinder. Daher haben sie auch ein wenig Geld dafür verdient. Zudem finden sie, dass kleine Kinder möglichst viel Zeit mit ihren Eltern verbringen sollten. In einer Kita wären sie also gar nicht gut aufgehoben. Die zweite Gruppe von Politikern vertritt eine andere Ansicht. Sie sind der Meinung, dass durch die Regelung viele Eltern benachteiligt werden, die gar keine andere Möglichkeit hätten, als arbeiten zu gehen, weil sie das Geld benötigen.

Oft haben Alleinerziehende und Geringverdienende kaum eine Wahl und müssen nebenbei Geld verdienen, um genug für sich und ihre Familie zu haben. Außerdem finden viele Mütter nur noch schwer einen Einstieg ins Berufsleben, wenn sie mehrere Jahre nicht mehr arbeiten gegangen sind. Deshalb gibt es viele Frauen, die möglichst bald wieder in ihren Beruf zurückkehren wollen, nachdem sie ein Kind bekommen haben. In den Medien wird das Betreuungsgeld deshalb manchmal auch als "Herdprämie" bezeichnet, da Kritiker der Meinung sind, dass man so ein veraltetes Frauenbild fördere: Frauen sollten lieber zu Hause sein und sich um Kinder und Haushalt kümmern, anstatt arbeiten zu gehen. Gegner des Betreuungsgeldes finden das System außerdem unfair, weil auch die Eltern das Betreuungsgeld beantragen können, die ihre Kinder bei den Großeltern oder Freunden abgeben und dann arbeiten gehen, anstatt bei ihren Kindern zu sein. Eltern, die keine Arbeit haben, Hartz-IV erhalten und daher zu Hause sind, erhalten das Geld hingegen nicht.

Manche Gegner des Betreuungsgeldes finden auch, dass Kinder so früh wie möglich mit anderen gleichaltrigen Kindern zusammengebracht werden sollten. Auf diese Weise würden sie von klein auf lernen, wie man sich richtig gegenüber anderen verhält. Kritiker wenden dagegen ein, dass man von Kindern unter drei noch nicht erwarten könne, dass sie sich in eine Gruppe einfügen, sich gegen andere durchsetzen und gleichzeitig Sozialverhalten lernen. Viel wichtiger sei in dem Alter eine erwachsene Bezugsperson, der das Kleinkind vertraut. Einige Experten sind der Meinung, dass kleine Kinder in Kitas und Krippen schneller und besser sprechen lernen würden. Vor allem bei Kindern mit Migrationshintergrund würde es sich negativ auswirken, wenn die Kinder nicht in die Kita gehen. Denn die Eltern können oftmals nicht so gut Deutsch sprechen und würden den Kindern dann etwas Falsches beibringen.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 06.11.2014

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