Lexikon: Sezession

Bei einer Sezession spaltet sich ein Landesteil von einem bereits bestehenden Staat ab, wobei der Landesteil zu einem eigenen, unabhängigen Staat wird. Häufig leben in diesem Volksgruppen, die im bestehenden Staat eine Minderheit gebildet haben. So entstehen zwei neue, souveräne Staaten: Zum einen der neue, abgespaltene Staat und zum anderen der vorher schon bestehende Staat, den man nach erfolgreicher Sezession auch „Reststaat“ oder „Rumpfstaat“ nennt. Das Wort „Sezession“ leitet sich dabei aus dem Lateinischen ab und bedeutet soviel wie „Abspaltung“.

Machen sich in den Köpfen der Bevölkerung bestimmter Landesteiler Gedanken breit, die mit der Unabhängigkeit ihrer Region zu tun haben, so wird dieses Gedankengut auch als „Separatismus“ bezeichnet. Dieses Wort stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet „getrennt“ oder „abgesondert“. Das Streben nach Unabhängigkeit kann mit kriegerischen Aktionen oder aber auch friedlich durch Wahlen durchgeführt werden. Auch wenn „Sezession“ und „Separatismus“ häufig synonym, also gleichbedeutend, benutzt werden, so bezeichnet Separatismus häufig den Grundgedanken, auf den nach erfolgreicher Durchführung der Unabhängigkeit anschließend die Sezession folgt.

In der Geschichte der Menschheit gibt es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche, aber auch für gescheiterte Sezessionen. Der bekannteste Fall fand wahrscheinlich in den Vereinigten Staaten von Amerika des 19. Jahrhunderts statt. Während des sogenannten „Sezessionskriegs“ (oder auch „Civil War“ auf Englisch, was schlicht „Bürgerkrieg“ bedeutet) in den Jahren 1861 bis 1865 versuchte ein Zusammenschluss von im Süden gelegenen Bundesstaaten aus den USA auszutreten und einen unabhängigen Staat zu bilden. Während die Nordstaaten der USA durch die beginnende Industrialisierung gekennzeichnet waren, beruhte die Wirtschaft der Südstaaten zu einem großen Teil aus Landwirtschaft, die mithilfe von insgesamt 6 Millionen Sklaven betrieben wurde. Nachdem im Jahre 1860 der Republikaner Abraham Lincoln, der erklärter Gegner der Sklaverei war, gewählt worden war, sahen die Südstaaten ihre Wirtschaft gefährdet. Einige von ihnen traten aus dem Zusammenschluss der anderen Bundesstaaten (der sogenannten "Union") aus. Die Südstaaten nannten sich nun "Konföderierte" und sie schrieben sich eine eigene Verfassung, die das Recht auf Sklaverei unantastbar machte.

Die Union wollte sich dies nicht bieten lassen und so begann der über vier Jahre andauernde Sezessionskrieg, bei dem in blutigen Schlachten weit über 600.000 Menschen starben. Da der Süden dem Norden technologisch und wirtschaftlich weit unterlegen war, mussten sich die Konföderierten am 23. Juni 1865 geschlagen geben und einsehen, dass ihr Sezessionsversuch gescheitert war. Die Südstaaten waren somit weiterhin Teil der Vereinigten Staaten von Amerika.

Jedoch gibt es auch heute noch Bewegungen von Landesteilen und Bevölkerungsgruppen, die eine Sezession ihrer Heimat anstreben. Im September 2014 fand in Schottland eine Wahl statt, in der die Schotten dazu aufgerufen wurden darüber abzustimmen, ob Schottland sich von Großbritannien abspalten und ein souveräner Staat werden sollte. Das wirtschaftliche Risiko für das neu zu gründende Schottland und den „Rumpfstaat“ Großbritannien waren scheinbar so groß, dass sich eine Mehrheit von 55,3 Prozent der Bevölkerung gegen eine Sezession aussprach.

Eine andere Sezessionsbewegung nahm im Jahre 2011 im Südsudan in Afrika ihr erfolgreiches Ende. Bereits seit dem Jahr 1955 fanden im Süden des Sudans Bürgerkriege statt, die die Unabhängigkeit des überwiegend arabischen und muslimischen Südsudans vom christlichen und schwarzafrikanischen Nordsudan anstrebten. Erst im Januar 2011 fanden Wahlen im Südsudan statt, bei denen sich 99 Prozent der Wahlberechtigten für eine Unabhängigkeit entschieden. Auch der Sudan akzeptierte dieses Ergebnis, so dass der Südsudan seitdem ein unabhängiger Staat ist.

Unterscheiden von der Sezession sollte man allerdings die sogenannte Dismembration, bei der im Gegensatz zur Sezession der alte Staat nicht bestehen bleibt, sondern zwei gänzlich neue Staaten entstehen. So war dies beispielsweise im Dezember 1992 der Fall, als die Tschechoslowakei aufgelöst wurde und daraus die beiden neuen, souveränen Staaten Tschechien und Slowakei entstanden.

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letzte Aktualisierung: 02.07.2015

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