Thema: Wie findet ihr meine Anfänge?

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Ma**** (abgemeldet) (24) aus

schrieb :

#1

Das sind drei Anfänge, die ich zu einer Geschichte verarbeiten könnte. Wie findet ihr sie, welche rist der beste?

 

1.

Unaufhörlich plätscherte das klare kalte Wasser die Steine herunter. Platsch! Platsch! Wenn es unten angekommen war, wurde es wieder hoch gepumpt und wieder plätscherte es von Stein zu Stein. Am Boden des Brunnens sammelten sich ausgedrückte Zigaretten, alte Kaugummis und Taubenkot.

Die Sonne würde bald untergehen. Der Horizont färbte sich orange. Ein Pärchen ging etwas von mir entfernt spazieren. Ich sah, wie sie Händchen hielten. Etwas zog sich bei dem Anblick in mir zusammen. Ich sah weg. Ich wusste genau, was es war, doch ich ließ es nicht zu. Ich ließ es nicht in meine Gedanken rein. Denn dann würde ich zusammenbrechen. Ich würde weinen. Könnte mit dem Plätscherbrunnen mithalten, was die Beförderung von Wasser anging. Das Pärchen entfernte sich weiter. es überquerte die Brücke über dem kleinen Teich. Der beleuchtet Rosenbogen darüber ließ die Haare des Mädchens golden schimmern. Der Junge nahm sie in den Arm, hielt sie fest. Und dann küssten sie sich. Mein Blick verfolgte jede seiner Bewegungen. Sie gingen weiter. Das Mädchen lachte, der Junge küsste sie sanft auf die Nase. Dann waren sie hinter den Bäumen der angrenzenden Allee verschwunden. Ich rührte mich nicht. Ich versuchte, das Pärchen hinter der Böschung auszumachen, doch es war nichts mehr von ihnen zu sehen. Ich hörte das Plätschern des Wassers. Wie es von ganz oben auf den ersten Stein klatschte, dann auf den zweiten, auf den dritten, bis es wieder unten angekommen war im Becken des Brunnens und wieder hinauf gepumpt wurde. Vereinzelt zwitscherten Vögel in den Bäumen. Eulen riefen vom Wald her. Ein Eichhörnchen bewegte sich elegant in den Wipfeln der großen Birke.

 

2.

Bäume fliegen an uns vorbei. Nebelfelder legen sich um die schwach leuchtenden Straßenlaternen. Die blassen Fassaden der Häuser Verschwinden beinahe dahinter, Der Himmel ist wolkenverhangen. Eine dicke dunkle Schicht verbirgt die Sonne. Es ist der letzte Tag. Der letzte. Ich lasse das Wort auf meiner Zunge zergehen. Es schmeckt bitter. Ich will es nicht. Ich will nicht, dass es schon vorbei sein soll. Ich will es nicht wahrhaben. Kann den Gedanken daran nicht ertragen. Ich schaudere. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Ich ziehe den Schal um meinen Hals fester. Es hilft nicht. Ich friere. Es ist Anfang November, aber der Winter ist schon da. Vor ein paar tagen hat es geschneit. An einigen Stellen sieht man den grauen Matsch in den Fahrbahnrillen. „Frierst du?“, fragt die Frau neben mir. Ich schüttele zaghaft den Kopf. „Es geht schon.“ Die Bremsen quietschen leise, als das Auto zum Stehen kommt. Mit kalten Finger stoße ich die Tür auf. Langsam setze ich einen Fuß nach dem anderen auf den Asphalt, als könnte er mich in sich verschlingen. Genauso fühlt sich mein leben in diesem Moment an. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen, aus dem ich alleine nicht mehr herauskomme. „Vergisst du nicht etwas?“, fragt die Frau hinter mir und hält mir meinen Rucksack hin. ich werfe ihn mir nachlässig über die Schulter. Die Beifahrertür schließt sich, die Reifen holpern langsam über die von der plötzlichen Kälte unebene Straße. Dann ist wieder alles still. Ich drehe mich um. Der letzte Tag. Bald ist es soweit. Bald wird mein Leben nutzlos sein. Wie eine nasse alte Zeitung im Straßengraben werde ich vor mich hinrotten.

 

3.

Das blonde Mädchen lächelt. Sie schaut auf ihr Handy. Die blauen Augen leuchten, die Wangen werden zartrosa. Der weiße Rüschenrock flattert leicht im Wind. Er umspielt die schlanken Beine, die Füße stecken in rosa Sandaletten mit Plateau-Absatz, das rosa Top zu einem blauen Bolero kombiniert. Das blonde Haar fällt leicht über die zarten schmalen Schultern.

Es ist Mel. Meine Schwester. Meine Zwillingsschwester. Mel hat alles. Sie sieht toll aus, ist superbeliebt und wird von einer Schar Jungen umgarnt.

Ich, ich habe nichts. Das rote Haar fällt platt auf die Schultern, die staksigen blassen Storchenbeine, die zu großen Füße. An mir ist alles hässlich. Ich habe genau drei Freundinnen. Sanella, Taly und Mico. Sanella ist meine beste Freundin. Ihre Mutter kommt aus Ghana, ihr Vater ist Pole. Sie ist genauso hübsch wie Mel mit ihrer gebräunten Haut und den schwarzen Locken. Sanella ist außerdem ein halbes Jahr älter als ich. Taly hat eine Klasse übersprungen. Sie ist neu bei uns. Ich konnte sie gleich gut leiden. Mico ist Vietnamesin. Sie spricht noch nicht gut deutsch, da sie erst seit zwei Jahren hier lebt. Früher wohnte sie in England, deshalb kann sie umso besser Englisch.

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Pr**** (abgemeldet) - Avatar
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Pr**** (abgemeldet) (23)

schrieb :

#6

Alle drei einfach hammer! Du hast eine faszinierende Art zu schreiben, dass es einfach spass macht zu lesen:) Den ersten finde ich jedoch irgendwie ... am geheimnisvollsten und somit am besten:) Aber die anderen beiden sind auch echt mega<3333

Mach weiter so!

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Co**** (abgemeldet) (22)

schrieb :

#5

Alle 3 sind echt super!!!!

*L**** (abgemeldet) - Avatar
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*L**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#4

ich find den 3.Anfang am besten aber alle echt super,wowo du hast echt talent!

aus Queens - NewYork

Maya200 - Avatar

Postings: 36

Mitglied seit
17.06.2013

Maya200 - Avatar

Maya200 (23) aus Queens - NewYork

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Mitglied seit 17.06.2013

schrieb :

#3

WoW *-* ich mag deine kleinen Geschichten tootal! Auch die "dann bin ich wohl blind" ist totaaal schön *-* *-*

To**** (abgemeldet) - Avatar
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To**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#2

Ich finde den ersten Anfang am Schönsten! Klingt so geheimnissvoll! ♥

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