Bitte schreibt mir, was ihr von dieser Geschichte halndelt. Ich finde sie persönlich besser als die vorige. Und ihr??? Bitte antwortet...
„Sie“
Sie war anders als ich. Das genaue Gegenteil von mir. Sie war nett und zielstrebig. Ich dagegen war faul und schüchtern. Nett, ja nett, das war ich auch. Mehr Freunde als sie hatte ich, aber das machte mich nicht besonders besser. Sie war hübscher als ich. Das sah jeder. Jeder, auch er. Ja, er hatte sich in sie verliebt. Ohne andeutungsweise zu merken, wie gern ich ihn hatte. Sie, sie war meine Erzfeindin. Meine Rivalin, ohne das sie es wusste. Sie hatte Freunde die an dieser Schule etwas bedeuteten. Freunde, die ganz oben auf der Beliebtheitsliste standen. Freunde, die ich mir nur wünschen konnte. Allerdings wünschte ich sie mir nicht. Ich war zufrieden mit meinen Freunden. Sie waren nett und man konnte sich auf sie verlassen. Vielleicht hatte sie sich solche Freunde ja gewünscht! Sie hatte nur ein paar Freunde, die nicht viel besser waren als meine. Allerdings bedeuteten sie mehr, wie ich schon gesagt hatte.
Da stand sie. Schaute mich durch ihre kleinen Augen an und grinste. Ich könnte sie erwürgen. Ich hatte die Chance. Wir waren ganz alleine. Ich war zu ihr gefahren, zu ihrem Haus, um mit ihr zu reden. Um mich vielleicht sogar mit ihr anzufreunden. Doch in mir stieg die Wut hoch. Nein, ihre Eltern waren nicht zu Hause. Meine Chance. So eine Chance bot sich nie wieder. Doch Ich konnte nicht. Ich war keine Mörderin. Ich war ein normales Mädchen, siebzehn Jahre und ziemlich unentschlossen. Mit ihr anfreunden konnte ich mich nicht aber eine Mörderin? Nein, eine Mörderin war ich nicht.
„Ich muss gehen“, sagte ich und schluckte.
Ich schaute in ihr kleines Gesicht und sie lächelte noch immer. Dann nickte sie, langsam und etwas enttäuscht vielleicht. Ich drehte mich um und ging zur Tür hinaus, durch das große Haus. Die Bilder starrten auf mich herab als wollten sie mich auffressen. Ich schlurfte die Treppe herunter und sah zurück. Da stand sie wieder. Oben, an dem Geländer. Sie lächelte und winkte. Ich winkte zurück. Sie war niedlich mit ihren Sommersprossen und ihr Lächeln war wunderschön. Aber ich hasste sie. Sie hatte mir ihn weggenommen. Meinen Freund und meinen Schwarm. Ich blickte zu meinen Füßen herab, stieg die letzten Stufen herunter und verließ das Haus durch die Wohnungstür. Sie knarrte laut und fiel hinter mir zu. Nie, nein nie wieder, nie wieder wollte ich in dieses Haus. Freiwillig zu diesem Mädchen. Ihre Freundlichkeit und ihr Lachen, alles war viel zu perfekt für mich. Warum hatte ich geglaubt ich könnte mich mit ihr anfreunden?
Ich sah ihn. Er ging an der gegenüberliegenden Straßenseite und schniefte. Sein schniefen konnte ich bis hierher hören. Wie lange stand ich hier? Fünf, zehn Minuten? Ich wusste es nicht. Ich trat auf den Bordstein und überquerte die Straße. Dann rief ich seinen Namen. Er drehte sich um, lächelte nicht. Ich fragte ihn, was passiert sei.
„Sie hat mich verlassen“, schluchzte er. Er umarmte mich und es schien als wollte er mich nie wieder loslassen. Wer hatte ihn verlassen? Sie? Nein, das konnte nicht sein. Ich war doch gerade erst bei ihr. „Sie hat mich gerade angerufen“, fuhr er fort. „Sie meinte sie hätte mich nicht verdient und ich konnte es ihr nicht ausreden!“ Er schluchzte laut auf. Ich strich ihn über den Rücken.
Warum hatte sie das getan? Warum? Wir drehten uns in unserer Umarmung, immer noch fest umschlungen und ich erhaschte einen Blick auf das große Fenster von ihrem Zimmer. Sie stand dahinter. Aber sie lächelte, sie lächelte mich an und ich konnte ihre Gedanken lesen: „Ich weiß, dass du ihn liebst. Mache ihn glücklich – aber bitte, bitte sehe mich nie wieder als Böse an.“ Ich weiß nicht warum ich das hörte, aber es schien als konnte wirklich ihre Gedanken lesen. Ich dachte angestrengt nach. Danke. Ich werde dich nicht enttäuschen! Sie lächelte noch breiter und ich erkannte, dass sie nickte.
Wie gut, dass ich keine Mörderin war. Wie gut, dass ich sie hatte. Und wie gut, dass ich jetzt auch ihn zurück als besten Freund hatte – und vielleicht ja bald auch für mehr!
Bye und danke im Voraus.