24. Dezember, Heiligabend
Ich liege auf meinem Bett und versuche, die Wut, die sich langsam ihren Weg durch meinen Körper bahnt, zu unterdrücken.
Was mussten meine altmodischen Eltern mir auch so ein blödes Tagebuch schenken?!
Kein Mensch schreibt heutzutage noch Tagebuch! Jeder normale Mensch jeden an seinem Leben teilhaben, in einem BLOG!
Als ich heute ins Wohnzimmer kam, um meine Geschenke zu begutachten, dachte ich mir gleich, als ich das rechteckige kleine Päckchen sah: Das ist ganz sicher mein neuer iPod! Mama hat das Geschenk bestimmt ausgestopft, damit ich es nicht sofort sehe!
Ich war mir ganz sicher, dass es ein iPod war. Aber Pusteblume!
Ich habe erst alle anderen Geschenke ausgepackt, um mir das Beste zum Schluss aufzusparen. Als ich dann das rechteckige Paket nahm, sagte ich sarkastisch. „Was da wohl drin ist?“ Und Mama grinste auch noch wie ein Honigkuchenpferd und meinte: „Es wird dir ganz bestimmt gefallen!“ Ja, da hatte sie recht, dachte ich. Ein neuer iPod würde mir gefallen.
Dann konnte ich nicht mehr an mir halten, ich riss das ganze goldene Papier auf einmal auf und sah: Ein Buch!
Waaaaas??? Ein BUCH? Und das sollte mir gefallen? Entsetzt sah ich Mama an.
„Und? Freust du dich denn gar nicht?“, fragte sie.
Ich blätterte das Buch durch. Die Seiten waren leer. Wollten sie mich veräppeln? Ein leeres Buch? Ironie, weil ich so ungern las?
„Das ist ein Tagebuch, Schätzchen“, erklärte Mama, die mein verdutztes Gesicht sah.
„Für alle deine kleinen, schmutzigen Geheimnisse“, fügte Papa schelmisch hinzu.
Ich strafte ihn mit einem Blick, der hätte töten können.
Meine Mutter fragte nun verwundert: „Gefällt es dir denn gar nicht? Ich weiß, du wolltest dieses Musikdingens, aber ein Tagebuch ist doch viel schöner!“
„Und günstiger“, eiferte Papa weiter. Warum musste er immer so dumme Kommentare abgeben?
„Was soll ich mit einem TAGEBUCH?“ Ich spuckte das letzte Wort förmlich aus.
„Aber Mäuschen, das ist doch toll! Ich hab als kleines Mädchen immer Tagebuch geschrieben“, versuchte Mama, die Situation zu retten.
„Ja, als KLEINES Mädchen! Ich bin aber nicht klein! Ich bin 13 Jahre alt! 13!“, schrie ich.
Mit diesen Worten stürmte ich aus dem Raum. Als ich mich in meinem Zimmer auf mein Bett warf, stellte ich fest, dass ich das Tagebuch noch in der Hand hielt.
Und ich bin mir ganz sicher, dass das hier der letzte und einzige Eintrag in diesem dämlichen leeren Buch gewesen ist!
Und glub mir, ich in sehr skeptisch bei sowas und schreibe immer, wenn mir was nicht gefällt!
