Trash gegen Cash: Eine Soap fürs Handy

von Anna Schäfer - 16.03.2006

Teure Handy-Logos und Klingeltöne waren gestern. Jetzt gibt es eine neue Methode, mit der dir das Geld aus der Tasche gezogen werden soll: Es startet die erste Seifenoper fürs Handy.


Die erste Handy-Soap ist nur am Anfang gratis. Wer den Köder geschluckt hat, muss zahlen. (Quelle: PixelQuelle/Montage: Helles Köpfchen)

"Mittendrin, Berlin rockt" heißt die Handy-Foto-Geschichte, die am Donnerstag startete. Darin träumt die Berlinerin Maxi nicht nur von einer Karriere als Modedesignerin, sondern auch davon, die Liebe ihres Lebens zu treffen.

Das Prinzip der "Foto-Love-Storys" kennst du aus Zeitschriften. Nur dass in diesem Falle die Bilder über das Handy abgerufen werden müssen. Die ersten zwei Wochen sind kostenlos, danach muss man für das Angebot zahlen. Insgesamt sechs Monate lang soll die Handy-Seifenoper laufen. Zweimal täglich bekommen Abonnenten je zehn Bilder auf ihr Mobiltelefon überspielt.

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Verschiedene Promis machen mit, um die eigentlich langweilige Geschichte doch noch einigermaßen attraktiv zu machen. Mit von der Partie sind zum Beispiel die Schauspielerin Dorkas Kiefer, die Viva-Moderatorin Gülcan und Ben, Sänger und Bravo-TV-Moderator mit Mütze. Sie alle wollen durch ihren Auftritt in der Handy-Soap bekannter werden.

Bei Ben kommt noch eine zusätzliche Motivation hinzu. Im Herbst soll sein neues Album erscheinen. "Ich erhoffe mir eigentlich, dass ich es schaffe, dadurch eine gewisse Popularität auch bei den Jungen, bei den Teenagern und Kindern zu erlangen, die halt auf diese Handygeschichte so sehr abfahren", sagte er dem ARD-Magazin Polylux. Und diese neuen Fans kaufen dann seine neue CD - wünscht sich jedenfalls Ben.

Erst neugierig machen, dann kassieren

Ben würde gerne viele CDs verkaufen. Deshalb spielt er mit. (Quelle: icon impact)

Die Handy-Soap richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche. In der Zeit, in denen die Seifenoper noch kostenlos ist, sollst du süchtig gemacht werden. Wenn du dann wissen willst, wie es weitergeht, wirst du zur Kasse gebeten. Kinder sollen einen Vertrag abschließen und dann Woche für Woche zahlen, um sich täglich die neuen Folgen ansehen zu können. Dazu kommen hohe Kosten, die man an seinen Handy-Anbieter zu zahlen hat, da jedes Bild im Internet abgerufen werden muss.

Ines Nitsche vom Bundesverband der Verbraucherzentralen ist nicht begeistert von der Handy-Seifenoper. "Was kritisch beurteilt werden sollte, ist die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche durch die täglichen Fortsetzungen für die Laufzeit der Soap an das Angebot gebunden werden", sagte sie dem Hellen Köpfchen. "Im Laufe von sechs Monaten können damit erhebliche Kosten entstehen." Vorsicht sei also geboten.

Finanziert durch Schleichwerbung

So sollen die Handybilder aussehen. (Quelle: Icon Impact)

Neben den Einnahmen durch die Soap-Abonnenten finanziert sich "Berlin rockt" größtenteils durch Sponsoring. Der Handy-Hersteller Nokia und McDonalds zahlen dafür, dass sie in der Geschichte und in den Bildern immer wieder auftauchen. So etwas nennt man "Schleichwerbung", weil Zuschauer oft gar nicht merken, dass es sich um Reklame handelt.

Die Idee zu der Serie hatte die Berliner Firma Icon Impact. Sie will, dass die erfundene Geschichte so wirkt, als zeige sie das echte Leben. Das versuchen die Produzenten dadurch zu erreichen, dass die Handlung in Echtzeit an Originalschauplätzen in Berlin spielt. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Die Geschichte ist bis ins kleinste Detail erfunden, sie wird von Schauspielern dargestellt und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Das Ziel der Macher scheint einzig und allein darin zu liegen, jungen Menschen mit niveauarmer Unterhaltung das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Frage, ob die Mission "Trash" (Schund) gegen "Cash" (Bargeld) aufgehen wird, dürfte spannender sein, als die, ob aus Maxi eine Modedesignerin wird.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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