"Zock" around the Clock

von Christian Kohlstruk und Sandra Müller - 13.09.2006

Die Stadt Wiesbaden hat einen ganz besonderen Marathon veranstaltet: Von 19 Uhr am Freitagabend bis 10 Uhr am nächsten Morgens durften 44 Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren die ganze Nacht hindurch Spiele "zocken". Natürlich hat dabei auch die neue Super-Soaker-Karte nicht gefehlt. Am Ende der "Games at Night" (Spiele in der Nacht) wurde der Sieger gekürt.

Beim Computerspiele-Quiz durften echte "Buzzer" nicht fehlen. (Quelle: Helles Köpfchen)

Das Angebot an abgefahrenen Computer- und Videospielen hätte jedem Freund digitaler Unterhaltung Freudentränen ins Gesicht getrieben: neben den erstklassigen Spielen beeindruckte vor allem das Zubehör. Wer ein Autorennen fahren wollte, der musste sich nicht damit begnügen, auf einer Computertastatur Pfeiltasten zu drücken. Nein, der Spieler durfte standesgemäß hinter einem am Rechner angeschlossenen Lenkrad Platz nehmen - auch Gas- und Brems-Pedal durften natürlich nicht fehlen.

Ein weiterer Höhepunkt waren die Tanzmatten, auf denen man mit Freunden um die Wette tanzen konnte, was ungleich spaßiger war als auf der Couch sitzend nur ein paar Finger zu bewegen. Obwohl das Tanzen tatsächlich eine schweißtreibende Angelegenheit war und nur die wenigstens eine wirklich elegante Figur machten, konnte es niemand abwarten, sich auf den Matten auszutoben. Selbst die größten Bewegungs-Muffel sah man hier schwitzend und lachend vor den Fernsehern herumspringen.

Mein Gesicht im Fernsehen

Beim Eye-Toy werden die Bewegungen der Spieler auf das PC-Game übertragen. (Quelle: Helles Köpfchen)

Ein ähnliches Bild bot sich bei den aufgebauten Eye-Toy Spielen. Der Eye-Toy ist eine Art Kamera, die die Bewegungen des Spielers einfängt und sie im Computerspiel umsetzt. So muss man tatsächlich mit eigener Hand herunterfallende Bälle auffangen oder kleine Comic-Ninjas abwehren, die auf dem Bildschirm herumwuseln.

Dem Zuschauer, der den Bildschirm nicht sieht, bietet sich so ein sehr seltsames Bild: zwei Leute, die vor dem Fernseher stehen, scheinbar sinnlos herumzappeln und sich dabei königlich amüsieren. So hatten auch die Zuschauer ihren Spaß. Ein Musikquiz mit den aus Fernsehshows bekannten "Buzzern" - den Knöpfen, auf die man schlagen muss, wenn man die richtige Antwort weiß - sorgte für große Begeisterung unter den jungen Gästen.

Die Schreie der Nassgemachten

Der erste gewaltfreie Ego-Shooter der Welt, Supersoaker-Championship", begeisterte die Jugendlichen. (Quelle: Helles Köpfchen)

Natürlich gab es auch Spiele mit altbekannten Steuerungsgeräten wie Joypads oder Maus und Tastatur, darunter auch "Super Soaker Championship". Beim ersten gewaltfreien Ego-Shooter der Welt konnten die Jugendlichen ihre Geschicklichkeit erstmals im neuen Level - der Insel - unter Beweis stellen. Die Fans der Wasserschlacht waren trotz des insgesamt hohen Lärmpegels noch gut auszumachen. Begeisterte und verärgerte Ausrufe von Nassmachern und nass gemachten Spielern waren kaum zu überhören.

In der Nostalgieecke konnte man mit zehn Jahre alten Konsolen wie dem "Super Nintendo" spielen und dabei feststellen, dass moderne Grafik für den Spielspaß oft gar nicht so wichtig ist. Auch ein über 20 Jahre altes Atarigerät wusste dank zeitloser Klassiker wie "Space Invaders" trotz einfacher Klötzchengrafik zu begeistern.

Becher, schneller als das Auge

Ist die Hand schneller als das Auge? "Hütchenspielen" war gestern, heute ist "Speed-Stacking" angesagt. (Quelle: Helles Köpfchen)

Doch nicht nur elektronische Unterhaltung stand auf dem Programm, sondern auch das so genannte "Speed-Stacking" sorgte für offene Münder unter den Besuchern. Hierbei werden spezielle Becher in vorbestimmten Abfolgen zu Pyramiden gestapelt und wieder abgebaut - und das in möglichst kurzer Zeit. Geübte "Speed-Stacker" stapeln in fast schon magischer Geschwindigkeit, bei der das Auge kaum zu folgen vermag. Ein positiver Nebeneffekt des Spiels ist die Tatsache, dass man mit beiden Händen gleichzeitig arbeiten muss. Das fördert nicht nur die Geschicklichkeit, sondern auch die Verknüpfung der beiden Gehirnhälften.

Insgesamt schlugen sich 38 Jungs und den sechs Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren die Nacht um die Ohren. Vor 5 Uhr am Morgen dachte niemand ans Schlafengehen. Doch danach verloren einige Spieler den Kampf gegen die Müdigkeit und ruhten friedlich in den aufgestellten Sonnenstühlen. Die meisten "Games-at-Night-Teilnehmer" waren jedoch beim Frühstück um 8:30 Uhr noch immer wach. Die Stimmung war bis lange nach dem Morgengrauen sehr ausgelassen. Der Veranstalter - das Wiesbadener Amt für Soziale Arbeit, Abteilung Jugendarbeit - will auch in Zukunft mit der "Kreativfabrik" zusammenarbeiten. Weitere Games-Nächte sind in Planung.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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