von Christian Kohlstruk
Die drei Vettern Phoney, Fone und Smiley Bone könnten unterschiedlicher kaum sein: Smiley ist ein gutmütiger und lebensfroher Pechvogel und Tollpatsch, der trotz aller ihm ständig widerfahrenden Missgeschicke nie seine gute Laune verliert. Fone ist ein hilfsbereites Kerlchen, das immer für seine Freunde und Familie da ist, und Phoney, der eigentlich Phoncible heißt, ist ein egoistischer, hinterhältiger und meist übel gelaunter Geizhals, der sich und seine Vettern mit seinen meist nicht ganz koscheren Ideen zur Geldgewinnung oft genug in Teufels Küche bringt.
So auch am Anfang von „Flucht aus Bonesville“, dem ersten der beiden Spiele um die knochigen (Bone=Knochen) Helden. Der arrogante Despot schafft es im Zuge seines Wahlkampfes um den Titel des Bürgermeisters, die gesamte Stadt gegen sich aufzubringen. Da Blut bekanntlich dicker ist als Wasser, werden Fone und Smiley einfach auch bestraft: die drei Vettern werden aus Bonesville verbannt, und damit beginnt für den Spieler das Abenteuer. Ausgestoßen und vertrieben werden die drei Helden von einem Heuschreckenschwarm attackiert, bei der darauffolgenden wilden Flucht verlieren sich die drei jedoch aus den Augen und finden sich in einem mysteriösen Tal voll seltsamer, teils unheimlicher, teils freundlicher Wesen wieder.
Vielleicht kennen manche von euch die drei ungleichen Vettern aus der Comicserie von Jeff Smith. Die Firma TELLTALE Games hat sich bei der Umsetzung des Cartoons eng an die Vorlage gehalten und die beiden bisher veröffentlichten Teile „Flucht aus Bonesville“ und „Das große Kuhrennen“ jetzt endlich im Bundle zu dem recht günstigen Preis von knapp 30 Euro auf den Markt gebracht, und soviel kann ich schon jetzt sagen: Freunde von klassischen Point & Klick Adventures werden kaum um dieses Spielpaket herumkommen.
Zeichentric k zum Mitspielen
Leider erreicht die 3D Grafik nicht ganz das Niveau der Comicserie, dafür sind vor allem die Hintergründe zu kantig und verschwommen. Auch den Charakteren könnten ein paar Details mehr nicht schaden, allerdings wirken sie trotzdem sympathisch, vor allem die drei Hauptpersonen versprühen einen ganz eigenen Charme. Vor allem aber sind es der Humor und die Unterschiedlichkeit der knochigen Vettern, die den Reiz des Spiels ausmachen. Da man, wie bei Adventures üblich, mit nahezu allen Bewohnern der Bones Welt reden kann und sollte, kommt es zu vielen spaßigen Dialogen, an denen auch Erwachsene ihren Spaß haben werden.
Die Auswahlmöglichkeiten in den Gesprächen verleiten auch oft genug dazu, sein virtuelles Gegenüber ein wenig auf den Arm zu nehmen. Hier merkt man sichtlich, wie viel Spaß die Entwickler bei der Produktion des Spiels gehabt haben müssen. So muss der Spieler schon mal einen dicken, leicht reizbaren Riesenkäfer beleidigen, um kurz darauf von diesem auf die Hörner genommen zu werden und so den sonst unerreichbaren Wipfel eines Apfel- baums zu erklimmen. Auch die obligatorischen Bösewichte sehen ihre Rolle selbstironisch: da unterhalten sich zwei Monsterratten darüber, ob es unpassend sei, Menschen als Quiche zu verspeisen, oder doch, wie für Monster üblich, eben als Gulasch.
Berühmte Stimmen
Derart schräger Humor begegnet dem Spieler in Bones auf Schritt und Tritt. Die Sprachausgabe des Spiels ist liebevoll synchronisiert, auch wenn ich nicht verstehen kann, wieso dem Spieler nicht einmal die Möglichkeit gegeben wird, die englische Sprachausgabe auszuwählen. Immerhin wurde dafür die Creme de la Creme der deutschen Synchronsprecher engagiert, so wird etwa der geizige Gierschlund Phoncible von Norbert Gastell gesprochen, den viele von euch sicher schon als deutsche Stimme von Homer Simpson kennen.
Auch sein berühmtes „Nein“ ist ab und an im Spiel zu hören. Trotzdem hätte ich mir eine optionale englische Sprachausgabe gewünscht, da manche Witze und Wortspiele durch die Übersetzung viel von ihrem Witz verlieren. Nichtsdestotrotz sind die deutschen Stimmen eine Klasse für sich und vertonen ihre Charaktere mit viel Enthusiasmus und Emotion.
Hilfe auf Knopfdruck
Die Rätsel sind meist recht einfach zu lösen, meist muss man einen oder mehrere Gegenstände aus seinem Inventar mit Objekten in der Umgebung kombinieren. Zwischen den Kopfnüssen müssen ab und zu mehr oder weniger spassige Minispiele bewältigt werden, die etwas Abwechslung in den Denkeralltag bringt. Wenn man gar nicht mehr weiter weiß hat man noch die Möglichkeit, sich per Mausklick Tipps geben zu lassen.
Je öfter man das Hilfesymbol anklickt, desto genauer werden die gebotenen Hilfestellungen. Beim ersten Klick gibt uns das Spiel einige dezente Hinweise, wer weiterhin fleißig die Hilfe in Anspruch nimmt, wird schon fast mit der Nase auf des Rätsels Lösung gestoßen. Während man in „Flucht aus Bonesville“ meist noch ohne Probleme auf diese faire Hilfe verzichten kann, kommt der Spieler in der Fortsetzung „Das große Kuhrennen“ schon eher in die Versuchung, sich vom Spiel unter die Arme greifen zu lassen.
Nichts überstürzen
Jedoch sollte dieser Schritt gut überlegt sein: die beiden Abenteuer sind nämlich leider etwas kurz geraten, geübte Abenteurer können den ersten Teil in knapp sechs Stunden durchspielen. Immerhin hat man dann immer noch den zweiten Teil vor sich, der ebenfalls mit runden sechs Stunden Spielzeit zu Buche schlägt, Adventure-Neulinge haben sicher etwas länger zu tun. Wer ein gutes, klassisches Abenteuerspiel im Stile von Monkey Island sucht, der kommt an "Bones Gold" kaum vorbei, da es trotz der etwas knapp bemessenen Spieldauer sowohl grosse als auch kleine Kinder bestens zu unterhalten weiß.
Grafik | |||||
Sound | |||||
Steuerung | |||||
Umfang | |||||
Spielspaß |
Fazit: Die Grafik könnte besser sein, bringt aber den Charme der Comicserie aber gut rüber. Die Musik ist nicht schlecht, aber etwas eintönig, die hervorragenden deutschen Sprecher sorgen aber für Atmosphäre. Die klassische Steuerung mit der Maus funktioniert tadellos, leidglich der Umfang schmälert das gute Gesamtbild ein wenig, aber dafür bekommt man wenigstens beide Spiele zum Preis von einem. Spaß macht es in jedem Fall, und auch eure Eltern werden sich mit diesem Spiel unterhalten fühlen.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.