Schweinegrippe auch in Deutschland - Steht eine neue Pandemie bevor?

von Andreas Fischer und Marlen Schott - 29.04.2009

Ausgebrochen ist die Schweinegrippe in Mexiko, dort sind bisher acht Menschen an der Erkrankung gestorben. Mittlerweile werden immer mehr Infektionen und Verdachtsfälle auf der ganzen Welt gemeldet. Auch in Deutschland wurde die Erkrankung inzwischen bei mehreren Menschen bestätigt. Die Weltgesundheits- organisation rechnet mit einer neuen Pandemie - also einer länder- und kontinentübergreifenden Infektionskrankheit. Was ist die Schweinegrippe, woher kommt sie und wie gefährlich ist sie für Menschen?

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das aus Mexiko stammende Virus eine neue Unterart des bisher bekannten Grippeerregers H1N1 ist. (Quelle: Pixelio)

Ein Schweinegrippevirus ist in der heutigen Zeit zunächst nichts Außergewöhnliches. Überall auf der Welt erkranken Schweine immer wieder an Grippe. Ebenso ist es nicht neu, dass für den Menschen Ansteckungsgefahr besteht, da Schweine alle möglichen Grippearten bekommen können, so auch die "Humaninfluenza" (also menschliche Grippe). Wissenschaftler haben nun jedoch herausgefunden, dass das aus Mexiko stammende Virus eine neue Unterart des bisher bekannten Grippeerregers H1N1 ist. Das Besondere an diesem neuen Erreger ist, dass er sich aus mehreren Grippeviren zusammensetzt und auch für gesunde Menschen zwischen 20 und 40 Jahren gefährlich ist.

Es besteht der Verdacht, dass der Schweinegrippe-Erreger bereits seit März in der mexikanischen Bevölkerung schwelt. In den vergangenen Monaten soll es in Mexiko gehäuft zu schweren Grippeerkrankungen gekommen sein. Auffällig ist, dass viele Fälle in Veracruz (Mexiko) unweit der riesigen Schweinezuchtanlage des US-Konzerns "Smithfield Foods" aufgetreten sind, heißt es. Dieser ist der größte Fleischproduzent der Welt - allein im mexikanischen Schweinezuchtbetrieb werden jährlich über 950.000 Schweine geschlachtet.

Für seine Umweltpolitik wurde der Konzern immer wieder kritisiert: Unkontrolliert soll er Fäkalienspeicher gigantischen Ausmaßes errichten (Fäkalien sind die Ausscheidungen der Tiere). Smithfield Foods bestreitet allerdings einen Zusammenhang zwischen der Schweinegrippe und ihrem Schweinezuchtbetrieb. Woher die Schweinegrippe nun tatsächlich kommt, gilt noch immer als ungeklärt. Fest steht, dass sich Krankheitserreger in der Massentierhaltung viel schneller ausbreiten können. Außerdem sind die Tiere, die in den riesigen Zuchtbetrieben gehalten werden, oft stark geschwächt. Die Hygienebedingungen sind dort, wo massenhaft Tiere auf engstem Raum vor sich hinvegetieren, viel schlechter.

Auch von Mensch zu Mensch übertragbar

Im Gegensatz zur Vogelgrippe wird die Schweinegrippe auch von Mensch zu Mensch übertragen - eine einfache Tröpfchenübertragung reicht aus, um sich anzustecken. (Quelle: Pixelio)

Zu den verschiedenen Erregern zählt unter anderem das bekannte H5N1-Virus der Vogelgrippe und das normale Influenzavirus, das Menschen befällt. Im Unterschied zur Vogelgrippe ist die Schweinegrippe nicht nur direkt vom erkrankten Tier auf den Menschen, sondern auch von Mensch zu Mensch übertragbar. Außerdem kann die Vogelgrippe nur durch Stoffe wie Kot und Blut übertragen werden.

Die Schweinegrippe hingegen wird wie die Humaninfluenza übertragen. So kann sie sich viel schneller und weniger kontrollierbar ausbreiten - denn eine einfache Tröpfchenübertragung reicht aus, um sich wie bei einer "normalen Grippe" anzustecken. Allerdings besteht kein Grund, in Panik zu verfallen. Nach neuesten Meldungen ist die Schweinegrippe auch nicht viel gefährlicher als eine "normale" Grippe. Und eine echte Grippe (Influenza) - nicht zu verwechseln mit einem harmloseren "grippalen Infekt" - war noch nie ganz ungefährlich.

An den Folgen von Grippeerkrankungen sterben in Deutschland noch heute jährlich ungefähr 20.000 Menschen. Allerdings sind neben sehr kleinen Kindern vor allem ältere sowie immungeschwächte Menschen gefährdet. Behandelt wird die Viruserkrankung mit speziellen antiviralen Medikamenten, die verschreibungspflichtig sind und starke Nebenwirkungen haben können. Immer wieder werden gegen die Grippeviren, die sich ständig verändern, neue Impfstoffe entwickelt. Gegen die normale Humaninfluenza kann man sich deshalb impfen lassen. Gegen den Schweinegrippe-Erreger gibt es bisher keinen Impfstoff.

Erneute Grippe-Pandemie?

Eine Grippe zeigt sich anfänglich durch ähliche Symptome, wie sie bei einer ganz normalen Erklältung auftreten. (Quelle: Pixelio)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Risiko einer Pandemie auf die zweithöchste Warnstufe gesetzt und dazu aufgerufen, weltweit Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Eine Pandemie ist eine länder- und kontinentalübergreifende Infektionskrankheit. Der Unterschied zu einer Epidemie besteht darin, dass diese örtlich beschränkt ist, während sich Pandemien über viele Länder und Kontinente ausbreiten. An allen größeren Flughäfen und in den Gesundheitsämtern wurden Vorkehrungen getroffen, um eventuell mit der Schweinegrippe infizierte Menschen direkt behandeln zu können.

Niemand weiß, in welcher Weise sich die Grippe ausbreiten wird. Wird sie eingedämmt und der Erreger verschwindet - oder bricht eine Grippe-Pandemie aus? In der Geschichte gab es schon mehrere große Grippe-Pandemien, denen hunderttausende oder sogar mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen. Dass sich die Schweinegrippe allerdings zu einer Pandemie eines solchen Ausmaßes entwickelt, halten die Experten für unwahrscheinlich. Besonders gefährdet waren die Menschen in Zeiten von Krieg und Hunger. Die Spanische Grippe zum Beispiel, die sich 1918 zum Ende des Ersten Weltkrieges ausbreitete, soll 25 bis 50 Millionen Tote gefordert haben.

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letzte Aktualisierung: 11.01.2010

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