Krieg um das "Heilige Land": Die Eroberung Jerusalems

Die Kreuzzüge im Mittelalter - Teil 1

Teil 1 von 2

von Björn Pawlak

In den Kreuzzügen führten die westeuropäischen Christen ab dem elften Jahrhundert nach Christus einen erbitterten Krieg gegen die "ungläubigen" arabisch-muslimischen Völker des Orients. Jerusalem und seine Umgebung (heute befindet sich dort Israel) galten den Christen als heilig, weil hier einst Jesus Christus gelebt und gewirkt haben soll.

Die Schlacht von Tours und Poitiers (Gemälde von Carl von Steuben): Im Jahr 732 besiegten die Franken die von Spanien kommenden muslimischen Araber und stoppten deren Vormarsch im Westen. (Quelle: Wikipedia)

Insgesamt kam es zu sieben Kreuzzügen, an denen mehrere Hunderttausend Menschen teilnahmen. Der Papst rief die christlichen Kämpfer dazu auf, die Grabstätte Christi aus der "Fremdherrschaft" der "Ungläubigen" zu befreien. Dafür versprach er den "Kreuzfahrern" die Vergebung ihrer Sünden.

Die Kreuzfahrer eroberten Jerusalem und gründeten vier "Kreuzfahrerstaaten": das "Königreich Jerusalem", das "Fürstentum Antiochia", die "Grafschaft Edessa" und die "Grafschaft Tripolis". Die Kreuzfahrerstaaten wurden anschließend zwei Jahrhunderte lang zäh gegen die dort eigentlich ansässigen Völker verteidigt. Schließlich wurde die Gegenwehr der christlichen Feinde immer erdrückender - im zwölften Jahrhundert erlitten die Kreuzfahrer schon schwere Niederlagen und Gebietsverluste, im 13. Jahrhundert gingen auch ihre letzten Festungen wieder verloren.

Geschichtlicher Hintergrund: "Islamische Expansion"

Die Belagerung der Stadt Antiochia (heute Türkei) auf einer mittelalterlichen Abbildung: Die "Kreuzfahrer" eroberten die Stadt und machten sie zur Hauptstadt des "Fürstentums Antiochia". (Quelle: Wikipedia)

"Expansion" bedeutet "Ausbreitung" - unter der "islamischen Expansion" versteht man die Ausbreitung des Islams ab dem siebten nachchristlichen Jahrhundert. Damals wurden von Christen bevölkerte Gebiete im nahen Osten, in Nordafrika in Spanien und in Portugal von arabisch-muslimischen Eroberern militärisch unterworfen und besetzt. Im achten nachchristlichen Jahrhundert bedrohten von Spanien kommende muslimische Araber sogar Mitteleuropa.

Die während der Kreuzzüge umkämpften Gegenden waren einst Teil des christlichen Oströmischen Reichs gewesen - die Hauptstadt war Byzanz, weswegen man das Oströmische Reich auch als "Byzantinisches Reich" oder kurz als "Byzanz" bezeichnete. Byzanz hieß mit anderem Namen auch Konstantinopel oder Istanbul - letzteren Namen trägt die jetzt türkische Stadt auch heute.

Bis zum Beginn der Kreuzzüge hatte das Oströmische Reich große Gebiete - so etwa das heutige Syrien und Ägypten - an die muslimischen Araber verloren. Auch das aus Mittelasien stammende und zum Islam übergetretene Volk der türkischen Seldschuken hatte mittlerweile Teile des Oströmischen Reiches erobert.

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund galten die Kreuzzüge vielen als eine "gerechte Sache" - die Kirche, der Papst und viele Kreuzfahrer verstanden diese nicht etwa im Sinne eines Angriffskriegs, sondern vielmehr als Selbstverteidigung. Demnach ging es um die Verteidigung der gesamten "abendländischen" katholischen Christenheit.

"Deus lo vult!" - "Gott will es!"

Die Karte zeigt die neu gegründeten "Kreuzfahrerstaaten": "Königreich Jerusalem" (hellgrün), "Grafschaft Tripolis" (dunkelgrün), "Fürstentum Antiochia" (gelb) und "Grafschaft Edessa" (türkis). (Quelle: Putzgers Historischer Schul-Atlas || Wikipedia)

Mit dem altlateinischen Schlachtruf "Deus lo vult!", wörtlich übersetzt "Gott will es!", sollen die Menschen auf eine Rede des Papstes Urban II. reagiert haben, als dieser im Jahr 1095 in der französischen Stadt Clermont-Ferrand in seiner Predigt die Befreiung Jerusalems einforderte. Der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos hatte zuvor mehrere Male bei den Weströmern um Hilfe gebeten, weil sein Reich sich mittlerweile immer mehr den türkischen Seldschuken beugen musste.

Die Seldschuken hielten Jerusalem zwar besetzt, erlaubten den dort lebenden Christen aber trotzdem, die eigene Religion auszuüben. Bei den in Westeuropa lebenden Christen wurde jedoch der Eindruck vermittelt, dass die Christen im Heiligen Land von den Seldschuken grausam unterdrückt wurden. Die Kirche schickte Wanderprediger aus, um möglichst viele Kämpfer für den "heiligen Krieg" anzuwerben.

Nicht alle Kreuzfahrer kamen später überhaupt im Heiligen Land an - die ersten aufgehetzten und kaum organisierten Menschenmassen aus Ostfrankreich und aus dem Rheinland kamen höchstens bis Ungarn ("Volkskreuzzug"). In deutschen Städten wie Speyer, Worms, Trier und Köln kam es zu Raubmorden an der jüdischen Bevölkerung. Bei vielen Christen galten die Juden genau wie die Muslime als Feinde, die Kreuzzugspredigten schürten auch den Hass gegen sie.

Gründung der Kreuzfahrerstaaten

Der "Morgenstern": Mit dieser Waffe verteidigten sich die Moslems gegen die ihr Land überfallenden christlichen Kreuzfahrer. (Quelle: Wikipedia)

Die rund 50.000 tatsächlich organisierten Kreuzritter des Ersten Kreuzzugs versammelten sich bis zum Jahr 1097 nahe der oströmischen Hauptstadt Konstantinopel. Von hier aus marschierten die Kreuzfahrer in Kleinasien ein, wo es zu ersten Kämpfen mit den Seldschuken kam. Die Teilnehmer des Kreuzzuges kamen vor allem aus deutschen, französischen und italienischen Gegenden.

Die Kreuzfahrer bahnten sich ihren Weg nach Jerusalem durch die heutige Türkei - unterwegs gründeten sie die Kreuzfahrerstaaten in Edessa, Antiochia und Tripolis. Überall auf dem Weg wurden "Kreuzfahrerburgen" gebaut - diese Festungen (auch "Trutzburgen" genannt) dienten als kaum einnehmbare Rückzugsmöglichkeiten gegen den Feind. Außerdem lagen die Kreuzfahrerburgen meist etwas erhöht, so dass man den sich nähernden Feind schon von weitem sehen konnte.

Die beiden feindlichen Lager kämpften mit unterschiedlichen Waffen - während die Christen mit Schildern und Schwerten kämpften, war die bevorzugte Waffe der Moslems der so genannte "Morgenstern". Diese Waffe bestand aus einem starken Holzstab als Griff, an dessen Ende sich eine schwere und mit Spitzen besetzte Eisenkugel befand. Der geschwungene Morgenstern hatte genug Durchschlagkraft, um die Schilder und Helme der christlichen Angreifer zu durchdringen.

1099: Die Eroberung Jerusalems

"Die Entdeckung des Heiligen Kreuzes" von Gustave Doré: Die Kreuzfahrer fanden in Jerusalem angeblich auch das Kreuz, an dem einst ihr Heiland Jesus Christus starb. (Quelle: Wikipedia)

Im Jahr 1099 wurde schließlich auch Jerusalem nach einem fünfwöchigen verlustreichen Belagerungskampf erobert - Herrscher über die Stadt waren damals die ägyptischen Fatimiden. Teile der muslimischen und jüdischen Bevölkerung wurde von den Kreuzfahrern anschließend auf grausame Art und Weise massakriert. Historiker gehen davon aus, dass Zehntausende von Menschen von den Eroberern ermordet wurden. Auf den zerstörten Moscheen und Synagogen - den "Gotteshäusern" der Muslime und Juden - wurden die Kirchen der Christen errichtet.

Der Anführer der Kreuzfahrer, Gottfried von Bouillon, ließ sich unter dem Titel "Verteidiger des heiligen Grabes" (auf Lateinisch "advocatus sancti sepulchri") zum Regenten des neu geschaffenen Königreichs Jerusalem ernennen. Jerusalem blieb auch anschließend Herzstück der Kämpfe zwischen den Kreuzfahrern und den Muslimen. Im Jahr 1187 eroberten die Muslime - angeführt von ihrem berühmten Sultan Saladin - Jerusalem wieder zurück.

Der Erste Kreuzzug endete noch im Jahr 1099 mit der Schlacht um Askalon und einem weiteren Sieg der Kreuzfahrer über eine aus Fatimiden, Persern, Arabern, Seldschuken, Armeniern, Kurden und Äthiopiern zusammengewürfelte Armee. Die besiegten Fatimiden verschanzten sich anschließend in der Stadt Askalon. Viele Kreuzfahrer kehrten bald wieder nach Hause zurück, einige Hundert Ritter blieben jedoch dauerhaft in Jerusalem. Die Grausamkeiten der christlichen Kreuzfahrer haben im Bewusstsein der Muslime und der Juden tiefe Spuren und tiefes Misstrauen hinterlassen, die sogar heute noch nachwirken.

Die nächsten Kreuzzüge ließen nicht lange auf sich warten. Erfahre im nächsten Teil mehr über die Fortsetzung des Kriegs um das Heilige Land. An den Kreuzzügen beteiligten sich fortan vor allem auch die neu gegründeten Ritterorden. Klicke auf den Weiter-Pfeil rechts unten.

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letzte Aktualisierung: 02.10.2011

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