Girls' Day und Boys' Day - Mehr Mädchen in "Männerberufen" - und umgekehrt

Am 26. April ist Mädchen- und Jungen-Zukunftstag

von Britta Pawlak - aktualisiert - 26.04.2018

Jährlich am letzten Donnerstag im April findet in ganz Deutschland der "Girls' Day" sowie seit 2011 auch der "Boys' Day" statt. An diesem Aktionstag haben Schülerinnen die Möglichkeit, Einblicke in naturwissenschaftliche und (informations-)technische Berufe zu bekommen. Jungen können Einblick in Berufe im sozialen und erzieherischen Bereich nehmen. Während Mädchen also Infos zu typischen "Männerberufen" erhalten, können Jungen umgekehrt in so genannte "Frauenberufe" hineinschnuppern.

In ganz Deutschland öffnen Unternehmen, Betriebe, Behörden, Hochschulen und Forschungseinrichtungen für Schülerinnen ab der 5. Klasse ihre Pforten. Bild: Mädchen beim THW (Technisches Hilfswerk) (Quelle: www.girls-day.de)

Zwar sind Frauen heutzutage in nahezu allen Feldern der Berufswelt tätig, doch der Anteil an Mädchen und Frauen, welche "frauenuntypische Berufe" in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik, Handwerk und Informationstechnik erlernen, ist noch immer relativ gering: Unter den zehn von Mädchen am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen ist kein einziger aus diesen Bereichen dabei - in Berufen wie Elektroniker/in, Kfz-Mechaniker/in oder Metallbauer/in und auch in Studiengängen wie Informatik oder Elektrotechnik sind Frauen nach wie vor kaum vertreten.

Ziel des jährlich stattfindenden Aktionstages ist es, den Anteil an weiblichen Fachkräften in (informations-)technischen und naturwissenschaftlichen Berufen zu erhöhen. Seit 2011 der Boys' Day deutschlandweit startete, soll an diesem Tag aber auch umgekehrt Jungen Einblicke in typische "Frauenberufe" erhalten. Die meisten Unternehmen und Einrichtungen laden Mädchen und Jungen am "Girls'" und "Boys' Day" zu offenen Veranstaltungen ein: Die Schüler haben die Möglichkeit, die Betriebe kennen zu lernen, Fragen zu stellen und selbst aktiv zu werden. So können Mädchen zum Beispiel Experimente im Labor durchführen, selbst Internetseiten erstellen oder das Innenleben von Computern erforschen. Jungen können beispielsweise an erzieherischen Workshops teilnehmen und soziale Fähigkeiten wie Team- und Konfliktfähigkeit stärken.

Auch in Österreich findet der Girls' und Boys' Day jährlich statt, in der Schweiz heißt ein vergleichbarer Aktionstag "Nationaler Zukunftstag" (ehemals "Tochtertag"), der jedes Jahr auf den zweiten Donnerstag im November fällt.

Haben Mädchen und Jungen andere Begabungen?

Die Schülerinnen haben die Möglichkeit, die Betriebe kennen zu lernen, Fragen zu stellen und selbst aktiv zu werden - so können sie zum Beispiel Experimente im Labor durchführen. Bild: Löten von Mikroteilchen (Quelle: www.girls-day.de)

Noch immer fällt häufig das Argument, dass Mädchen und Frauen im Allgemeinen mehr Begabung in sprachlichen und künstlerischen Bereichen zeigen, Jungen dagegen stärker in naturwissenschaftlichen und technischen Feldern. Diese Annahme ist aber zunehmend umstritten und es stellt sich die Frage, wie stark die fachlichen Interessen und Orientierungen von Mädchen und Jungen mit Rollenbildern und Vorurteilen in der Gesellschaft zusammenhängen.

Neuere Studien belegen etwa, dass Mädchen nicht - wie lange Zeit angenommen - "von Natur aus" schlechter in Mathematik sind. Nicht nur schneiden Schülerinnen in mathematischen Fächern zunehmend besser ab, die neue Tendenz zeigt sich auch im Berufsleben: So hat sich der Frauenanteil im Studiengang Mathematik deutlich erhöht - mittlerweile beginnen fast so viele weibliche wie männliche Studenten ein Mathestudium. Auch in einigen anderen stets "männertypischen" Studiengängen wie Ingenieurswesen haben junge Frauen in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt.

"Boys' Day": Mehr Jungen in "Frauenberufen"

Am "Boys' Day" können Jungen umgekehrt Einblicke in "frauentypische" Berufsfelder erhalten - zum Beispiel Tätigkeiten im Bereich Gesundheit und Pflege. (Quelle: www.boys-day.de)

Während Schülerinnen sich bisher für alle möglichen Veranstaltungen am Girls' Day anmelden konnten und an diesem Tag dann schulfrei hatten, mussten die meisten Jungen ganz normal in die Schule gehen. Dies wurde von einigen Seiten kritisiert - zwar sei es wichtig, Mädchen gezielt zu fördern und sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Berufsleben einzusetzen, aber auch Jungen könnten und sollten umgekehrt entsprechend gefördert werden.

Erstmalig im Jahr 2011 wurde ein vergleichbarer "Boys' Day" in ganz Deutschland angeboten und findet seitdem jährlich parallel zum Girls' Day statt. Jungen können nun Einblicke in Berufsfelder erhalten, die bisher eher als "frauentypisch" galten - dies betrifft zum Beispiel Studiengänge im sozialen und pädagogischen Bereich ebenso wie Ausbildungsberufe wie Florist/in, Erzieher/in oder Arzthelfer/in. Weiterhin gibt es Workshop-Angebote für Jungen, die sich mit den Themen Lebensplanung sowie soziale Fähigkeiten und Kenntnisse befassen. Ebenso wie Mädchen sollen auch Jungen dazu ermutigt werden, individuelle Interessen zu entfalten, das typische Rollenverhalten bei der Berufswahl zu hinterfragen und sich auch für Bereiche zu öffnen, die gesellschaftlich noch immer eher dem anderen Geschlecht zugeordnet werden.

Auch die traditionelle Vorstellung vom Mann als "Alleinverdiener", der einen Vollzeitberuf ausüben und die Familie versorgen muss, andererseits aber viel weniger als Frauen am Familienleben teilnimmt, wird diskutiert. Es gibt heutzutage auch immer mehr Männer, die beispielsweise die Rolle des "Hausmannes" übernehmen und/ oder zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Allerdings sind es verhältnismäßig immer noch viel weniger Männer als Frauen, die dieser Tätigkeit nachgehen und dafür vorübergehend oder vollständig ihre berufliche Tätigkeit aufgeben.

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letzte Aktualisierung: 01.05.2018

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