von Tanja Lindauer
Mit dem Begriff "Industrialisierung" wird der Prozess beschrieben, bei dem zunehmend Fabrikarbeit, die mithilfe von Maschinen durchgeführt wird, die Handarbeit ablöst. Eine zeitliche Einordnung ist nicht ganz einfach, da es sich um einen schleichenden Prozess handelt. Aber meistens werden die Anfänge am Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert gesehen.
Die ersten Anfänge einer industriellen Revolution konnte man in England beobachten. Zu dieser Zeit hatte England viele Kolonien auf der ganzen Welt verteilt und so verfügten sie über jede Menge Rohstoffe (also Materialien, die noch weiterverarbeitet werden müssen), wie etwa Baumwolle. Aber auch in England gab es wichtige Rohstoffe wie Erz und Kohle. England wurde dadurch ein reiches Land und innerhalb von 50 Jahren (zwischen 1801 und 1851) verdoppelte sich die Bevölkerungszahl von etwa acht Millionen auf ungefähr 16 Millionen Menschen. Später wurden auch in immer mehr Ländern in Europa und der USA Fabriken gebaut. Im 20. Jahrhundert folgten dann einige Länder in Asien und Lateinamerika.
Der technische Fortschritt und die Erfindung und Entwicklung von Maschinen, vor allem die Dampfmaschine (1769), die von James Watt erfunden wurde, trugen maßgeblich dazu bei. Dank der Dampfmaschine wurde es möglich, Webstühle mechanisch zu betreiben, und dadurch konnte auch die Produktionsmenge erhöht werden. Eine Maschine kann viel schneller und länger arbeiten als ein Mensch. Und so wurden immer mehr Maschinen und Fabriken gebaut. Aber auch der Bau von Eisenbahnen war ein wichtiger Faktor. Durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes konnten Rohstoffe und Produktionen schneller und kostengünstiger transportiert werden. Auch andere Erfindungen wie die Spinnmaschine von James Hargreaves (1767) und der Maschinenwebstuhl von Edmund Cartwright (1785) waren wichtig für den Prozess der Industrialisierung. Mit der Industrialisierung wurde es möglich, große Massen an verschiedenen Produkten relativ schnell zu produzieren. Auch die Preise für die Waren waren viel niedriger.
Aber diese Entwicklung hatte auch große Schattenseiten: Immer mehr Menschen wurden durch Maschinen ersetzt und so verloren viele ihre Arbeit. Unzählige Landbewohner sahen sich gezwungen, in die Städte zu ziehen, da dort viele neue Fabriken gebaut wurden - man spricht von einer "Landflucht" und einem Prozess der "Urbanisierung" (das bedeutet "Verstädterung", weil die Einwohnerzahl der Städte unaufhörlich wuchs). Viele Menschen mussten dann in so genannten Elendsvierteln leben, denn es suchten so viele Leute in der Stadt Arbeit, dass die angebotenen Stellen nicht ausreichten, und auch die Wohnungen wurden immer knapper. Die Arbeitsbedingungen waren damals sehr hart und die Arbeiter hatten so gut wie keine Rechte. Oftmals mussten sogar Kinder schwer arbeiten. Auch die hygienischen Zustände in den Städten waren teilweise katastrophal, weil diese nicht auf den starken Bevölkerungszuwachs vorbereitet waren und es an Reinigungs-, Müllbeseitigungs- und Abwassersystemen fehlte. So lebten viele Menschen in verwahrlosten Vierteln und es breiteten sich Krankheiten und Seuchen aus. Unzählige Familien hofften, wenigstens genug Geld zusammenzubringen, dass es zum Leben reichte. Es kam in den Städten zu einer Massenarmut, die man in der Fachsprache auch "Pauperismus" nennt (das kommt vom lateinischen Wort "pauper", was "arm" heißt).
Heutzutage kommen Umweltprobleme hinzu, denn lange Zeit hat man sich nicht darum gekümmert, dass die Natur durch die schädlichen Stoffe der Industrie verschmutzt und verpestet wird. Heute versteht man unter Industrialisierung den Ausbau und die Zunahme der Industrie und den gleichzeitigen Rückgang von Handwerk und Handel in einer Volkswirtschaft.
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letzte Aktualisierung: 18.10.2011
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