Die Geschichte der Fotografie - Teil 2

Teil 2 von 2

von Tanja Lindauer

Im ersten Teil hast du erfahren, wie die ersten Fotos entstanden sind und durch welche Entdeckungen die Technik der Fotografie immer weiterentwickelt wurde. Doch wie kam es, dass man mehrere Abzüge von Fotos machen konnte? Wann entstanden die ersten Farbfotos, wer erfand die ersten Kleinbildkameras und inwiefern hat die Entwicklung der Digitalkamera die Fotografie revolutioniert?

William Henry Fox Talbot entwickelte das Negativ-Positiv-Verfahren und machte es so möglich, Abzüge eines Bildes zu erstellen. (Quelle: Wikipedia)

Der englische Wissenschaftler Henry Fox Talbot überlegte sich, wie man von einem Bild mehrere Abzüge machen könnte - zwar hatten im 19. Jahrhundert viele Forscher und Entdecker die Technik der Fotografie bereits um einiges weiterentwickelt. Aber bisher konnte man von Fotos immer nur ein Exemplar entwickeln. Wenn aber nun ein besonders schönes Bild beschädigt war, konnte man kein neues machen.

Mit der so genannten Kalotypie, einem "Negativ-Positiv-Verfahren", schaffte Henry Fox Talbot es 1840 erstmals, Abzüge eines Bildes zu erstellen. Bei dem Negativ-Verfahren wird Dunkles hell und Helles dunkel dargestellt - du kennst das vielleicht noch von den "Negativen", von denen man vor den Zeiten der Digitalfotografie und des Scannens Abzüge gemacht hat, um weitere Exemplare des gewünschten Fotos zu erhalten. In einem nächsten Schritt wird dieser Prozess nämlich noch einmal umgekehrt, um ein Bild zu erhalten, das das fotografierte Objekt genauso zeigt, wie wir es sehen. Das nennt man dann Negativ-Positiv-Verfahren. Allerdings war die Qualität im Vergleich zum Originalbild anfangs noch ziemlich schlecht.

Dieses Problem konnte dann Frederick Scott Archer lösen. 1851 schaffte er es, mithilfe seines so genannten "Nassen Kollodiumverfahrens" Abzüge in guter Qualität erstellen. Kollodium wird gewonnen, indem man Baumwolle in Äther auflöst. Damit trug man das lichtempfindliche Material, das so genannte "Silberhalogenid", auf eine Glasplatte auf. Die Bilder waren nun deutlich zu erkennen und man sah sie genauso gerne an wie das Original. Allerdings war es extrem aufwändig, einen Abzug zu erstellen. Denn Kollodium ist sehr klebrig, außerdem trocknet es schnell an der Luft und wird hart. Die Fotografen mussten also immer ein Belichtungszelt dabei haben, um das Bild direkt zu entwickeln. Das war natürlich ganz schön umständlich. Und man musste Einiges mit sich herumtragen, wenn man Fotos machen wollte! 1871 gelang es Leach Maddox, das Verfahren weiter zu verfeinern. Mit einer Bromsilber-Gelatine-Schicht schaffte er es, eine Trockenplatte zu entwickeln.

Erfindung des "rollenden Films"

Kodak Nr. 1 ist ein von George Eastman entwickelter Fotoapparat. Die Kamera besaß einen Film, und ermöglichte so das einfache Fotografieren von mehreren Objekten hintereinander. (Quelle: Wikipedia)

Mit den Platten zu fotografieren war aber immer noch sehr umständlich - und besonders praktisch ist es ja auch nicht, immer Platten mit sich herumzutragen, um ein Foto zu machen. Für jedes Bild benötigte man eine neue Platte. Stell dir vor, jemand wollte früher vielleicht 20 Bilder schießen - dann hätte er ganz schön viel Gewicht tragen müssen. Das dachte sich auch George Eastman, der Gründer der Kodak-Firma, und so entwickelte er 1889 zusammen mit seinem Partner den Rollfilm. Dadurch wurde es ganz einfach, mehrere Bilder hintereinander zu fotografieren.

Seine Überlegungen gingen auch noch weiter: Viele Menschen wollen einfach nur schöne Bilder machen, haben dann aber wenig Lust, so viel Zeit mit der Entwicklung zu verbringen, die zudem auch ganz schön teuer ist, weil man ja auch Chemikalien zum Entwickeln braucht. Er erfand eigene Kameramodelle und bot den Fotografen an, die Bilder für sie zu entwickeln. Wenn man also den Film vollgeknipst hatte, schickte man ihn samt Kamera an Kodak und man erhielt die Fotos sowie die Kamera nach ungefähr einem Monat mit einem neuen Film zurück. Allerdings war die Kamera für damalige Verhältnisse ziemlich teuer und nur wenige Menschen konnten sich das überhaupt leisten.

Die ersten Farbfotos

James Clerk Maxwell gelang es 1861, diese farbige Abbildung zu erzeugen. Er machte von diesem Band verschiedene Bilder mit Farbfilter, die er an den später wieder übereinanderlegte. (Quelle: Wikimedia Commons)

Der schottische Physiker Clerk James Maxwell gilt als Erfinder der Farbfotografie - bereits 1855 konnte er Farbbilder erzeugen. Dafür legte er eine schwarz-weiße Platte in seine Kamera und machte von dem Objekt drei Fotos hintereinander. Für das erste Foto verwendete er einen Rotfilter, für das zweite einen Gelbgrünfilter und für das letzte Bild einen Blaufilter, die er vor der Linse anbrachte. Von jedem Bild wurde ein durchsichtiges Foto angefertigt, ein "Diapositiv". Die Dias steckt er dann in Projektoren, die auch wieder diese Farbfilter hatten. Dann musste er die drei Bilder nur noch auf der Wand, auf der sie projiziert wurden, übereinander bringen - und schon hatte er ein farbechtes Bild. Aber erst mit der Erfindung der Brüder Auguste und Louis Lumière konnte die Farbfotografie einen großen Sprung nach vorne machen.

Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte Louis Lumière die lichtfilternde Eigenschaft von Kartoffelstärke. Mit dem "Autochrome-Prozess" konnten farbige Fotos erzeugt werden. Die Autochrom-Platten arbeiteten mit orangeroten, grünen und violetten Stärkekörnchen und einer Bromsilber-Gelatine-Emulsion. Die Stärkekörnchen wirkten dabei wie ein Filter. Dieses Verfahren ermöglichte es, ein Farbbild mit nur einer Aufnahme zu machen. Allerdings war die Belichtungszeit bei diesem Verfahren wieder sehr lang. Lumière präsentierte seine Erfindung am 10. Juni 1907 in Paris. Der erste Farbfilm wurde aber erst 29 Jahre später von Agfa entwickelt.

Die ersten Kleinbildkameras

Ab Anfang des 20. Jahrhunderts war es möglich, Kleinbildkameras herzustellen. 1925 wurde die erste Leica-Kamera der Öffentlichkeit vorgestellt. (Quelle: Rama/ Wikimedia Commons)

Bis dahin musste man noch große und schwere Kameras mit sich herumtragen, um ein Bild zu machen. Die Lichtempfindlichkeit der Filme wurde aber immer weiter verbessert und so war es Anfang des 20. Jahrhunderts möglich, Kleinbildkameras herzustellen. 1905 versuchte sich bereits Oskar Barnack daran, das Negativ-Format zu verkleinern, um dann nachträglich die Fotos zu vergrößern. Er war Entwicklungsleiter bei Leica und 1915 gelang es ihm, die erste Kleinbildkamera zu entwerfen. Da aber der Erste Weltkrieg begonnen hatte, musste die Entwicklung noch etwas auf sich warten lassen.

1925 war es dann endlich so weit und die erste Leica-Kamera wurde der Öffentlichkeit präsentiert. Die Kamera hatte ein Objektiv mit 50 Millimetern Brennweite, dies sollte ein Standard werden und viele andere Kamerahersteller bauten ebenfalls Kameras mit solch einem Objektiv. In den 1950er Jahren wurden dann die ersten Spiegelreflexkameras entwickelt. Bei diesen Kameras ist ein Spiegel eingebaut, der das Licht reflektiert. Der Spiegel klappt beim Auslösen zu Seite und so kann der Lichtstrahl den Film belichten. Und auch der Blitz vereinfachte das Fotografieren maßgeblich.

Die Revolution der digitalen Fotografie

Eine kompakte Digitalkamera ist klein und praktisch. Die Bilder, die man geschossen hat, kann man direkt auf dem Display betrachten. (Quelle: Affemitwaffe/ Wikimedia Commons)

Im Laufe der Zeit wurde die Technik der Kameras immer weiter verfeinert und immer mehr Elektronik wurde in die Apparate eingebaut. Canon präsentierte beispielsweise 1963 die erste Kamera, die automatisch scharf stellen konnte. Auch das war wieder einmal eine kleine Sensation! Und schon zehn Jahre später wurde von Rollei eine Kamera gebaut, die noch viel mehr konnte als das - mit diesem Apparat wurde dem Fotografen viel Arbeit abgenommen: Er wählte automatisch die richtige Blende oder Verschlusszeit.

Ende des 20. Jahrhunderts wurden schließlich immer mehr Kameras digitalisiert - das bedeutet, die Filmrollen wurden nun überflüssig. Die Digitalkameras stellten erneut eine wahre Revolution in der Technik der Fotografie dar: Die Fotos werden hierbei auf digitalen Datenträgern, also auf Speicherkarten, gespeichert. Dabei spart man ziemlich viel Geld, weil man sie nun nicht mehr entwickeln lassen muss, sondern einfach auf den Rechner laden kann. Zudem kann man so viele Bilder schießen, wie man möchte und muss nicht darauf achten, dass man den Film zu schnell vollmacht. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass man das Ergebnis bei den modernen digitalen Kameras direkt prüfen kann. Warten wir einmal ab, was in Zukunft noch möglich sein wird...

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 09.11.2011

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