Neue Hoffnung für die Ärmsten?

Teil 1 von 2

15.06.2005

Wer hohe Schulden hat, der hat Probleme. Da geht es Ländern nicht anders als Menschen. Nun haben die acht reichsten Industrieländer (G8) beschlossen, den ärmsten 37 Ländern der Welt die Schulden zu erlassen - endlich!

In Mosambik können die Familien nun mit mehr Hoffnung in die Zukunft schauen. Denn ohne Schulden hat ihre Regierung mehr Geld für den Bau von Brunnen und Schulen. Foto: UNICEF/Giacomo Pirozzi (Quelle: UNICEF / Giacomo Pirozzi)

Wer Schulden hat, muss Zinsen zahlen. Je höher die Schulden sind, desto mehr Zinsen muss man zahlen - logisch! Die ärmsten Länder der Welt stehen bei den reichen Ländern so hoch "in der Kreide", dass sie einen Großteil ihrer Einnahmen sofort wieder abgeben müssen. Weil sie aber dringend Geld für Straßen, Schulen und die Verwaltung brauchen, müssen sie wieder neue Schulden machen. Und für noch höhere Schulden müssen sie - na klar - noch höhere Zinsen zahlen. Und immer so weiter.

Die ärmsten Länder der Welt steckten tief in der Schuldenfalle, doch endlich ist Rettung in Sicht. 18 der ärmsten Länder sind seit Sonntag schuldenfrei, weil die reichen Länder auf die Rückzahlung der Kredite verzichtet haben. 19 weitere arme Länder können darauf hoffen, bald ebenfalls alle Schulden erlassen zu bekommen.

Dieser Schritt war überfällig, denn er rettet vielleicht Millionen von Menschen das Leben und gibt ihnen neue Hoffnung. Die Regierungen der armen Länder dürfen nun das bisschen Geld, das sie durch den Abbau von Bodenschätzen und den Verkauf von Feldfrüchten und anderen einfachen Waren einnehmen, für ihre eigene Bevölkerung verwenden. Sie können nun also mehr Brunnen, Straßen und Schulen bauen. Außerdem ist es möglich, mehr Lebensmittel einzukaufen, falls Hungersnöte drohen.

Bedingungen

Die Friedensnobelpreisträgerin Wangari M. Maathai kämpft mittlerweile in ihrem Heimatland Kenia auch im Parlament gegen Korruption. Noch bleibt viel zu tun. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

Einzige Bedingung für den Schuldenerlass ist, dass die Regierungs-Chefs der armen Länder sich zu einer "guten Regierungsführung" verpflichten. Denn in vielen unterentwickelten Ländern haben sich bisher die Regierungen und hohe Beamte das Geld in die eigne Tasche gesteckt, während ihr Volk hungern musste. Manche Länder haben auch das bisschen Geld, das ihnen blieb, für den Kauf neuer Waffen ausgegeben, um gegen das eigene Volk oder ein Nachbarland Krieg führen zu können. Doch damit soll nun Schluss sein, wenn es nach dem Willen der reichen Staaten geht.

Noch sind nicht alle Regierungen der ärmsten Länder bereit, auf eigenen Reichtum zu verzichten, damit es ihrem Volk besser geht. Doch der Druck der Bevölkerung auf ihre "schlechte Regierung" wird nun wachsen. Derzeit erfüllen erst 18 der 37 ärmsten Länder die Bedingungen für den Schuldenerlass - also etwas weniger als die Hälfte. Vor allem in Afrika und Südamerika können hunderte Millionen Menschen auf eine bessere Zukunft hoffen.

Wie geht es weiter?

In den armen Ländern Asiens, wie etwa in Kambodscha, müssen die Menschen noch weiter mit ihren hohen Schulden leben. Das liegt an ihren "schlechten" Regierungen. Foto: UNICEF/Christian Schneider (Quelle: UNICEF / Christian Schneider)

Die hoch verschuldeten Länder hatten sich ihr Geld vor allem bei der Weltbank, dem internationalen Währungsfond und der Afrikanische Entwicklungsbank geliehen. Nun haben die G8-Staaten, also die acht reichsten Industrieländer USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und Russland, beschlossen, dass 55 Milliarden Euro Schulden erlassen werden sollen.

Die reichen Länder haben die Schulden der armen Staaten übernommen. Nun müssen sie einen großen Teil des Geldes in den nächsten Jahren zurückzahlen. Das können aber auch sie sich nicht ganz so einfach leisten. Sie wollen daher zusätzlich Geld einnehmen - auf die eine oder andere Art und Weise. Eine Idee ist zum Beispiel, dass Flugtickets etwas teurer werden sollen und das Geld direkt an die G8-Länder fließt.

Im zweiten Teil erfährst du, warum der Schuldenerlass nicht ausreicht, damit es den Menschen in den ärmsten Ländern wieder besser geht. Was muss sonst noch getan werden, und wer sind überhaupt die ärmsten Länder?

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letzte Aktualisierung: 01.10.2011

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