Schwimmende Roboter im Aquarium

04.12.2005

Das bekannte Londoner Aquarium hat seit Oktober eine neue Attraktion: drei bunte Karpfen. Das Besondere an diesen perfekt schwimmenden Tieren ist: Sie leben nicht, sondern es sind Roboter. Ihr Erfinder, Professor Hu, ist davon überzeugt, dass die Roboter-Fische der Menschheit von großem Nutzen sein können. Aber es lauern auch ebenso große Gefahren.

Besonders bei Kindern sind die neuen Bewohner des Lononer Aquariums der Hit. (Quelle: Huosheng Hu)

Wer nicht so genau hinschaut, dem fällt gar nicht auf, dass die neuen Bewohner des Aquariums gar keine lebendigen Tiere sind. Und genau das ist die eigentliche Sensation. Die Roboter-Fische bewegen sich nämlich vollkommen natürlich. Sie steuern mit ihren Flossen und weichen allen Hindernissen aus. Dabei werden sie nicht etwa ferngesteuert, sondern sie handeln selbstständig. Einem eingebauten Mini-Computer sei Dank.

Professor Huosheng Hu von der englischen Universität Essex ist sehr stolz auf seine Entwicklung. Drei Jahre haben er und sein Team getüftelt, bis er den Auftrag des Londoner Aquariums meisterlich gelöst hat. Herausgekommen ist dabei ein Fisch, der künstliche Intelligenz besitzt.

Ein Wunderwerk der Technik

Ein kleiner Computer im Inneren des Roboter-Fischs sorgt für die Bewegungsabläufe. Sobald die Wand des Aquariums oder ein anderer Roboter-Fisch zu nahe kommen, bemerken das zahlreiche kleine Sensoren, die überall auf dem Fischkörper verteilt sitzen.

Die Daten werden an den zentralen Rechner im Inneren des Fischkörpers geleitet und dort blitzschnell verarbeitet. Anschließend gibt der Mini-Computer die passenden Steuerbefehle an die Motoren, die die Flossen und den Körper bewegen. Alleine vier solcher Motoren sorgen dafür, dass sich der Schwanz frei bewegen kann. Sogar eine totale Kehrtwende ist dadurch kein Problem für die Roboter-Fische. Zwei weitere Motoren steuern die rechte und die linke Seitenflosse.

Wenn er freie Bahn hat, kann der Roboter-Fisch einen halben Meter pro Sekunde zurücklegen. Das ist ganz schön flott. Nur ein Problem müssen die Forscher um Professor Hu noch in den Griff bekommen. Die Batterien halten bisher nur fünf Stunden, ehe sie ausgetauscht werden müssen. Professor Huosheng Hu und sein Team entwickelt aber schon die nächste Fisch-Generation. Die soll selbstständig erkennen, wann ihr die Energie ausgeht und dann von sich aus eine Ladestation anschwimmen.

Spielerei mit Zukunfts-Chancen

Professor Hu musste sich vielen neugierigen Fragen stellen, als er die Roboter-Fische ins Aquarium brachte. (Quelle: Huosheng Hu)

Die künstlichen Fische im Aquarium von London sind für Professor Hu eine tolle Chance, viele Menschen auf seine Forschungen aufmerksam zu machen. "Wir planen bereits, die Roboter-Fische an andere Groß-Aquarien in der ganzen Welt zu liefern", erklärte er dem Hellen Köpfchen. "Wenn wir sie erst einmal in Serie produzieren, kosten sie auch keine 4.200 Euro mehr pro Stück, sondern werden viel billiger."

Für den Wissenschaftler sind die Roboterfische weit mehr als nur ein Unterhaltungsprogramm. Mit den bunten Exemplaren, die sie für Aquarien bauen, verdienen die Forscher Geld, das sie dann in nützliche Weiterentwicklungen stecken können.

In ein paar Jahren sollen mit Kameras ausgestattete Roboter-Fische die Tiefsee erforschen. Die untersten Regionen der Ozeane sind nämlich noch zu weiten Teilen unerforscht und bergen noch viele Geheimnisse. Vielleicht senden die Roboter-Fische uns in wenigen Jahren Bilder von Riesenkraken und anderen seltsamen Lebewesen, die noch nie ein menschliches Auge zuvor gesehen hat.

Roboter bald auch in den Weltmeeren im Einsatz?

Vielleicht werden bald auch in anderen Aquarien und Zoos Roboter-Fische als neue Attraktionen zu bewundern sein (Quelle: Huosheng Hu)

Auch die Ölindustrie könnte bald großes Interesse an den Roboter-Fischen haben. Denn die Fische könnten zur Überwachung ihrer riesigen unterseeischen Ölleitungen (so genannten Pipelines) eingesetzt werden. Die Roboter-Karpfen könnten ständig entlang der Rohre schwimmen und dabei nach undichten Stellen suchen, durch die Öl ins Meer austritt. So würde den Konzernen das "schwarze Gold" nicht verloren gehen. Und die ständige Umweltverschmutzung durch Öl könnte verhindert werden.

Herr Hu erklärt dem Hellen Köpfchen, dass große Fischfangflotten schon angefragt haben, ob die Roboter-Fische für sie die Bewegungen der großen Fischschwärme in den Meeren beobachten könnten. Doch hierin besteht eine große Gefahr. Schon heute sind viele Meere überfischt, so dass viele Fischarten bereits vom Aussterben bedroht sind. Für die kleinen Fischer bleibt außerdem kaum noch etwas übrig, wenn die großen Fangflotten ihnen alles wegschnappen. Der Roboterfisch könnte diese Probleme künftig noch verschärfen.

Wo Licht ist, ist oft auch Schatten

Das britische Forschungsteam von der Universität Essex hat noch viel vor mit seinen Roboter-Fischen. (Quelle: Huosheng Hu)

Schließlich wird sich irgendwann möglicherweise auch das Militär für die Roboter-Fische interessieren. Diese wären zum Beispiel in der Lage, Unterwasserminen aufzuspüren, die dann entschärft werden könnten. "Dafür müssen wir nur ein paar Sensoren einbauen", versichert Professor Hu. Roboter-Fische könnten bei der Minensuche dressierte Delfine ersetzen, deren Leben dann nicht mehr in Gefahr gebracht würde.

So weit so gut, aber auch hier gibt es eine Kehrseite der Medaille. Denn Roboter-Fische könnten ebenso als Spione dienen, oder sogar zu schwimmenden Bomben aufgerüstet werden. Daran möchte Professor Hu jedoch lieber nicht denken. Dem Hellen Köpfchen versicherte er: "Wir Forscher haben uns ausschließlich der friedlichen Nutzung der Roboter-Fische verschrieben."

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letzte Aktualisierung: 12.03.2010

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