Hi, also ich hab da so ein Problem.
Meine Eltern verstehen mich einfach nicht. Kein Stück. Heute haben sie mich wieder fertig gemacht, weil mein Zimmer nicht aufgeräumt ist. Ihnen wurde schon tausendmal von mir und von Psychiatern erklärt, warum ich manchmal nicht in der Lage bin, mein Zimmer aufzuräumen oder eben allgemein Ordnung zu halten.
Es sieht gerade wieder aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Bei mir ist das so ein Problem. Ich habe mehrere psychische Krankheiten auf einmal (warum eine, wenn man auch viele haben kann?! :D) und es gibt öfter mal Zeiten, wo es so drunter und drüber geht in meinem Kopf, dass dieses Chaos, das in meinem Kopf herrscht sich auf meine Umgebung, also auf mein Zimmer, überträgt. So wie es in mir aussieht, so sieht auch mein Zimmer aus. Also kann man sich ja vorstellen, wie es momentan in mir aussieht. Hier ist es sowas von unordendtlich. Ich sitze dann da, sage mir, dass ich jetzt aufräume, bekomme es aber einfach nicht auf die Reihe. Ich bin schon allein vom Anblick meines Zimmers heillos überfordert.
Und meine Eltern sind wenig einfühlsam und kapieren meine Probleme einfach nicht. Sie kapieren nicht einmal, dass ich wirklich ernsthaft krank bin. Dabei steht das schon seit Jahren schwarz auf weiß in meiner Krankenakte und ich war schon ein paar Mal in der Psychiatrie. Trotzdem kapieren sie es nicht. Sie sind Anfangs, als es mit mir angefangen hat, als ich in die erste Klinik kam, echt davon ausgegangen, dass ich jetzt in diese Klinik gehe, Mediamente bekomme, ein paar Wochen da behandelt werde, und dann wieder gesund und munter nach Hause komme. So haben die ich das vorgestellt. Haben sie selbst zugegeben. Während mir das von anfang an, realstischer Weise, klar war, dass es mit Sicherheit keine Wunderheilung geben wird. Und ich bin das betroffene Kind ... mir war das anscheinend als einzige bewusst.
Familiengespräche sind nicht möglich, weil es jedes Mal eskaliert ist. Diesmal ... in der letzten Klinik, habe ich dankend abgelehnt, weil ich weiß, dass es zu nichts Gutem führt. Mir wurde angeboten, dass nur meine Geschwister zum Gespräch kommen, aber auch das habe ich lieber nicht gemacht. Oder nur meine Mutter. Jeder, nur nicht mein Vater ... ganz wichtig, oberste Priorität. Aber auch das habe ich entschlossen abgelehnt. Letztes Mal nach dem Familiengespräch sind wir noch essen gegangen, in einem Restaurant, und ich habe die ganze Zeit nur einen Gedanken im Kopf gehabt: "Geht einfach .... bitte geht einfach und lasst mich in Ruhe .... fahrt nach Hause und besucht mich am Besten erstmal 5 Wochen nicht!" Dabei habe ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und dauernd mein Berüfnis unterdrückt, einfach zusammenzubrechen und loszuflennen, wie ein Baby. Das war anstrengend. Stundenlang habe ich gegen diesen Drang angekämpft. Das wollte raus. Es ändert sich eh nichts. Es hat sich noch nie was in meiner Familie geändert und es wird sich auch nichts ändern. Das hat auch nichtts mit Pessimismus zu tun, sondern das ist einfach Realismus.
So, vom Kopf her, vom rationalen Denken etc. bin ich ja recht gut beeinander. Ich bin die Einzige in der ganzen Verwandschaft, die Abitur macht, also die auf dem Gymi ist. Aber das ist, als wäre alles im Kopf durcheinander und mittendrin irgendwo ist eine einzige Sache fest verankert und das ist mein Verstand und meine Intelligenz. Alles andere ist irgendwie nicht befestigt und kann sich frei bewegen und verschieben. Und ich bzw. mein Verstand und meine Intelligenz stehen inmitten diesem Chaos und können nur hilflos zuschauen. So kommt es mir vor. Meine Therapeutin meint, dass das ein guter Denkansatz ist. Find ich auch.
Auf jeden Fall, um wieder zurück zum Thema zu kommen, werde ich einfach null verstanden von meinen Eltern ... und auch nicht von meinen Geschwistern. Ebenso wenig von meinen Freunden. Ich versuche auch immer, die anderen zu verstehen. Dass sie mit psychischen Krankheiten vielleicht einfach nicht umgehen können. Dass sie das gar nicht verstehen können, weil man es dazu selbst erleben muss oder schon erlebt haben muss. Dass sie auch nur Menschen sind und es auch nicht böse meinen usw. .... aber sie versuchen irgendwie nicht, auf mich zuzukommen. Ich habe Ihnen schon oft gesagt, dass mir klar ist, wie schwer das auch für sie ist, mit mir umzugehen blablabla usw. ... aber von deren Seite kommt nie sowas wie: Wir versuchen ja, dich zu vertehen blablabla usw. . Das ist echt blöd, das alles. Meine Oma lässt immer so unsensible Sprüche los, so nach dem Motto: Stell dich nicht so an usw.
Auch sie hat mit psychichen Krankheiten noch nie vorher zu tun gehabt und kommt eben auch noch aus einer Generation, wo das Thema noch mehr Tabu war, als Heute. Da zeige ich mich ja auch tolerant, wenn sie sowas loslässt. Ich denke mir dann halt meinen Teil. Sie meint das dann auch im Spaß mit einer ernst gemeinten Botschaft: Stell dich nicht so an.
Ich zeige ihr, dass ich das nicht lustrig finde, indem ich einfach nicht lache und fertig.
Gibt es unter Euch noch jemanden, der auch in so einer ähnlichen Situation ist oder war? Wie geht ihr damit um?
Grüße