Thema: Unforgotten

(64 Postings)

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24) aus

schrieb :

#1

Auf der alten Schule

machte ich mehrere Lehrerwechsel durch

meine Lieblingslehrerin ging als wir die dritte erreichten

weil sie schwanger war

und kam nicht wieder.

Ersatzlehrer wurden gesucht,

und die ersten zwei gingen innerhalb weniger Wochen wieder weg

bis eine

mit roten Haaren bei uns blieb

ich werde ihren Namen nicht nennen.

Sie schlug mich

als ich darauf bestand

auf einen Mitschüler zu warten

der sich verlaufen hatte.

 

 

Neuen Beitrag erstellen

Die mit einem * gekennzeichneten Felder müssen ausgefüllt werden

Vorschau (neuer Beitrag)

Vielen Dank! Wir werden deinen Beitrag so schnell wie möglich prüfen und freischalten!

OK

Postings 15 bis 24 von 64

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#24

Aber kennt ihr das vielleicht?

Ihr habt schwere Zeiten hinter euch

und nun ist alles normal

nichts schlimmes

bloß der tägliche Alltagstrott

und trotzdem

fühlt ihr euch irgendwie

mehr verloren

als je zufohr?

 

so geht es mir.

Und ich weiß nicht warum.

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#23

Ein Mädchen aus meiner Klasse

beschwert sich oft darüber

das ich Erwachsen tue

 

ich würde ihr gerne sagen

Ich kann nichts für meinen Audruck

Ich kann nichts für die Erlebnisse

die ich gemacht habe

Ich kann

verdammt nochmal

nichts dafür...

 

 

 

 

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#22

Niemand aus meiner Schule

erfuhr je wo ich

diese Woche vor den Osterferien war

und es fragte auch niemand nach

nur mein Klassenlehrer

erfuhr die Wahrheit

da meine Eltern darauf bestanden.

 

Hätte ich eine Wahl gehabt

so hätte ich es ihm nicht erzählt

denn klar

schon wusste es auch meine andere Klassenlehrerin

und beide waren geschockt

und absofort

gingen sie mit mir um

als wäre ich zerbrechlich.

 

Ich wollte nicht

wie eine Puppe behandelt werden

denn ich war nicht zerbrechlich

ich wollte wieder zurück

zu dem Vertrauen

das sie alle in mich gehabt hatten

bevor ich mich umbringen wollte

ich meine

Hallo?

Ja, okay, sowas ist vielleicht erschreckend.

Aber es heißt nicht

das ihr absofort alle um mich herum schleichen müsst

nein

viel eher heißt es

das mir das Leben zu wenig war

und bitte

wenn ihr es jetzt noch weniger macht

was soll das dann bringen?

 

aber ich erzählte nicht

was ich davon hielt

schließlich waren es meine Lehrer

und rückgängig würde ich es eh nicht machen können

also wartete ich

und bewieß ihnen

in kleinen Stücken immer wieder

das ich durchaus

immernoch die alte war

denn so war es

und irgendwann hörten sie auf

mich wie etwas zerbrechliches zu behandeln.

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#21

Ben ist älter als ich

drei Jahre

aber irgendwie

war das komisch.

Wir verstanden uns vom ersten Moment an

und irgendwie

wurden wir innerhalb einer Woche

so gute Freunde

wie ich es bissher noch nie erlebt hatte

denn bitte

was waren das für Umstände

unter denen wir uns kennen lernten?

Aber vielleicht lag es genau daran.

 

Ich blieb nur eine Woche auf Station

bis ich wieder entlassen wurde

Ben war insgesammt

3 Wochen dort

eine Woche länger als ich

 

Nach meiner Entlassung

fühlte sich alles so surreal an

die Welt da draußen

hinter dem Panzerglas

die ich plötzlich wieder betreten musste

sie war so hell

so laut

so schnell

ich fühlte mich echt sonderbar

alles

kam mir in den ersten Tagen nach meiner Entlassung

ganz anders vor,

ich bewegte mich bedächtiger

mir stachen Dinge ins Auge

die mir vorher nie aufgefallen waren

und ich spürte alles

überdeutlich.

 

Später erfuhr ich

das es auch Ben so gegangen war

 

was waren wir?

Was taten wir?

Mit welchem recht?

Und wie sollten wir uns zurecht finden?

 

Das waren so die Fragen, die mich beschäftigten.

 

Kann eine Woche im Krankenhaus

so viel verändern?

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#20

Normalerweise

müssen die neuen

3 Tage in diesem Gummiraum bleiben

doch ich wurde bereits in der ersten Nacht umgelegt.

Das Zimmer war ein wenig größer,

auch hier keine Ecken oder Kannten,

dafür zwei Zimmergenössinnen

die ich eigentlich ganz nett fand -

doch beide wurden am nächstem Tag entlassen

und in der Zeit

die ich auf der Station war

kam niemand neues -

ich hatte also ein Einzelzimmer

in dem drei Betten standen.

 

Es machte mich verrückt

nicht raus zu können

denn ich bin ein Mensch der viel Freiheit braucht

und auf Station

hinter Panzerglas und unter Beobachtung

gab es nichts davon

und in den Pausen

die man im Zimmer verbingen musste

wurde es nur schlimmer

denn was soll man in einem Zimmer machen

in dem es nichts gibt

außer ein Bett?

 

Sobald ich konnte

ging ich in den großen Raum

in dem ein Sofa stand

denn das war der einzige Raum

in dem ich nicht alleine war

und da traf ich

jemanden, der wichtig ist.

Ich nenne ihn hier mal Ben :)

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#19

Ich wurde von einem Arzt durchgecheckt

auf die Waage gestellt

und gemessen

und dann musste ich mich komplett ausziehen

und sie namen mir meinen Gürtel weg

alles was Schlaufen oder Bänder hatte

meine Schuhe

meinen Nietengürtel

meinen Schlüssel

und mein kleines Notitzbuch

- alles gefährliche Dinge

die ich nicht behalten durfte.

 

Dann leiteten sie mich

durch Seite A

(denn die Station war in A und B aufgeteilt

wobei nur der Zufall entschied,

ob man auf A oder B eingewiesen wurde)

 

Sie brachten mich in eine Gummizelle

und schlossen die Tür hinter mir ab

ich sollte klopfen wenn ich was wollte.

In dem Zimmer

lag eine nackte, dicke Gummimatratze

wie man sie aus dem Sportunterricht kennt

an der Decke hing eine Kamera

und die eine Seite der Gummizelle

barg ein Fenster

durch das mich die betreuenden Ärzte

beobachteten.

das Deckenlicht

konnte ich nicht selbst an oder aus machen

und die Rollos vor dem Fenster

konnte ich auch nicht öffnen oder schließen

im ganzen Raum

gab es weder spitze Kanten oder Ecken,

noch Schalter, Drähte oder Unregelmäßigkeiten.

 

Ich hätte total ausrasten können

gegen die Gummigepolsterten Wände springen

oder gegen das Fenster schlagen können

ich hätte mir nicht mehr tun können

als auf Dauer Müde zu werden.

Tja.

So sah's aus.

 

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#18

Kurz vor den letzten Osterferien

passierte dann

was vielleicht schon sichtbar war

ich dachte plötzlich an Selbstmord

und suchte nach Orten

an denen es schnell und einfach ging.

 

Meine damalige Therapeutin

- die nicht in Psychotherapie ausgebildet war -

scheint das irgendwie mitbekommen zu haben

ich weiß nicht wie

denn klar,

sie hatte nichts mit mir zu tun

und erzählt hatte ich nichts

aber einen Tag vor meinem geplantem Selbstmord

sagte sie mir in einer Beratung,

das sie im Krankenhaus angerufen hätte

und mich jetzt nicht gehen lassen würde.

 

Ich fing an zu weinen,

bitterlich,

denn bitte,

wie sollte ich das meinen Eltern erklären?

sie wussten nichts.

 

Aber das änderte nichts,

ich wurde abgeholt

und ins Krankenhaus gesperrt.

 

Bis dahin

hatte ich nicht gewusst

das es geschlossene Stationen gibt.

Aber es gibt sie,

und ich landete in einer davon.

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#17

Denn nach dem drittem Treffen

war er plötzlich

irgendwie

anders.

Ich kann nicht sagen

warum

oder weshalb

aber plötzlich schien er wegzurutschen.

Es war das letzte Mal das wir uns vor den Winterferien sehen würden

eine lange Zeit

und wir wussten es beide

doch alles was er sagte war

"Ich rufe dich an wenn ich mal wieder Zeit habe.

Aber momentan ist das schwierig."

Und weg war er.

 

Das interessante ist,

das er meine Nummer nie gehabt hat.

Zu keiner Zeit.

aber das fiel uns beiden wahrscheinlich nicht auf,

und es kam wie es kommen musste

er rief nicht an.

 

Als die Schule nach den Winterferien wieder begann

war er nicht bei der AG

und kam auch nicht erneut dorthin.

Ich hatte keine weitere Chance,

ihn zu fragen was los war

oder ihn anzurufen

-denn, wie auch?-

und immer wenn ich ihn sah

lag da etwas in seinen Augen

wenn er mich ansah

das sich alles in mir zusammenziehen ließ

ob vor Schmerz oder Trauer oder Schreck

Liebe gar?

Ich weiß es nicht

aber es tat immer mehr weh

je öfter er mich auf diese Weise ansah.

 

Dieses plötzliche ablehnen

riss eine tiefe Wunde in mir auf

und alles, wirklich alles

wiederholte sich immer

und immer wieder in meinem Kopf.

Ich muss herum gelaufen sein wie ein Vodookind,

habe nichts wahrgenommen außer Schlechtes

und promt

gingen meine Noten runter

und irgendwie

litt alles unter diesem Einfluss

den er auf mich hatte -

meine Psyche, meine Gedanken, mein Körper, Ich

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#16

Zu der Zeit war ich 13

er 15 Jahre alt

und ich weiß nicht woher dieser Schub kam

aber beim nächstem gemeinsamen Nachhauseweg

griff ich nach seiner Hand und fragte

ob er Lust hätte

mal was mit mir zu machen

und er sagte zu

und wir verabredeten uns.

 

Es war ein Samstag

und im nachhinein kann ich sagen

das ich mir mein erstes Date irgendwie anders gedacht hätte

vielleicht weniger schwierig

auf jeden Fall einfacher

und zumindest ohne dieses Gefühl

das mich und ihn überkam

denn wir gingen Spazieren

den Fluss entlang den ich so liebe

und auf einer Brücke blieben wir kurz stehen

und sahen hinunter.

Des Fluss war zugefroren,

aber es gab offene Stellen im Eis

wo Steine hineingeworfen worden waren

und er sah mich an

und fragte

"Wer springt zuerst?"

Ich hielt es für einen Scherz

aber im nachhinein kann ich sagen

das es keiner war.

Aber naiv und verliebt wie ich war

lachte ich nur und zog ihn von der Brücke weg

wie kann ich so blind gewesen sein

nicht zu bemerken,

was tatsächlich los war?

 

Später

am gleichem Tag

fragte er nach einem weiterem Treffen

und bereits da

war ich hoffnungslos verloren.

Ich hätte Nein sagen sollen

warten bis er nicht mehr so in seinem Familiendrama steckte

aber ich konnte nicht

ich liebte ihn

obwohl ich ihn kaum kannte

und ich sagte zu.

 

Insgesammt hat es drei Dates gegeben,

und immer sind wir am Fluss entlang

und haben nicht viel gesprochen

wir waren eher im Schweigen eines

er war der erste Mensch

mit dem sich schweigen richtig anfühlte

und ich schätze

genau deshalb

kann ich ihn auch heute

nach dem ganzem Schlamassel

nicht vergessen

obwohl ich es sollte.

ve**** (abgemeldet) - Avatar
ve**** (abgemeldet) - Avatar

ve**** (abgemeldet) (24)

schrieb :

#15

In der siebten Klasse

gab es niemanden mehr

der mich gezielt mobbte.

Klar,

all der Hass

und das Gerücht

blieb unvergessen in den meisten Köpfen

und ich bekam immer wieder etwas ab

aber es ging nicht gezielt weiter

und ich lernte,

das an mir abprallen zu lassen.

 

Im ersten Halbjahr kam etwas,

womit ich nicht gerechnet hatte,

und zwar die Liebe.

 

Ich bekam meine Erstwahl für die AGs

und traf beim paddeln

einen älteren Jungen

mit langen braunen Haaren

und bodenlosen Augen

und obwohl ich nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt hatte

fiel er mir bereits am erstem Tag auf

und ich konnte ihn nicht vergessen.

 

Er ging in die Neunte Klasse,

ganze zwei über mir

und ich mit meinem geschädigten Vertrauen

stand vor der großen Frage:

Wie spreche ich ihn an?

Ich glaube, da steht jeder mal.

 

Aber es wurde Winter

und wir paddelten nicht mehr

sondern guckten uns Filme während der AG an

oder saßen vor dem Kamin

und jeder dachte so vor sich hin.

 

Eines Montags

- denn Montags fand die AG statt -

bemerkte ich die Abwesenheit in seinen Augen

und die Trauer um seinen Mund

und die gerötete Nase

obwohl er keinen Schnupfen hatte.

 

Und ich fragte ihn,

was los seie,

und er sah mich komisch an

und sagte,

es seie alles okay.

 

Er log, ich wusste es.

Und eine Woche später ging er neben mir nach Hause

und sagte:

"Du hattest Recht. Meine Eltern haben sich getrennt."

 

Und so hatte ich ihn eigentlich gar nicht ansprechen müssen

es war so passiert

und er erzählte mir etwas von sich

und ab da wusste ich

das er es genau so schwer hat

wie ich.

Postings 15 bis 24 von 64