Höhenangst und Höhenschwindel - wie kommt es dazu?

von Andreas Fischer


Du stehst auf einer Brücke und blickst in schwindelerregende Tiefe. Fast allen Menschen wird dabei etwas "schummrig". Viele denken, dass Höhenschwindel durch Angst ausgelöst wird - also rein psychisch bedingt ist. Tatsächlich handelt es sich hierbei aber um eine normale Körperreaktion. Wie kommt es zum Höhenschwindel? Kann man etwas dagegen tun? Wieso gibt es Menschen, die mühelos auf Gerüsten balancieren können, ohne dass ihnen schwindlig wird? Wie sehr spielt auch das seelische Empfinden eine Rolle und was ist eigentlich Höhenangst?

Warum wird einem schwindlig, wenn man in die Tiefe blickt? (Quelle: Wikipedia)

Die meisten Menschen empfinden Schwindelgefühle, wenn sie in extreme Tiefe blicken. Zu dieser Reaktion kommt es, wenn der nächste Gegenstand, der im Blickfeld liegt, sehr weit entfernt ist. Schaust du zum Beispiel in die Tiefe, dabei befindet sich aber seitlich ganz in der Nähe ein Gebäude, wird dir nicht so schnell schwindlig. Die Reaktion auf schwindelerregende Tiefe kann bei Gewöhnung bis zu einem gewissen Grad abtrainiert werden. Dennoch könnte nicht jeder den Beruf eines Dachdeckers oder Fensterreinigers von Wolkenkratzern ausüben.

Es kommt zum Höhenschwindel, wenn der nächste sichtbare Gegenstand weit entfernt ist. (Quelle: Pascal Reusch/ Wikimedia Commons)

Nicht alle Menschen leiden gleichermaßen unter Höhenschwindel. Auch Veranlagung spielt eine Rolle dafür, wie empfindlich man reagiert. Diese Empfindung ist jedoch eine gewöhnliche Körperreaktion, die im Grunde jeder Mensch kennt. Kleinkinder und auch viele Tiere sind oft von Natur aus vorsichtig und meiden größere Tiefen. Hat man einmal ein unangenehmes Erlebnis gehabt - wie etwa ein schwerer Sturz oder das Feststecken in einer Gondel -, kann das schwindelerregende Gefühl, das von Angst begleitet wird, noch verstärkt werden. Seelische Empfindungen wie Panikzustände spielen zwar eine Rolle, der eigentliche "Höhenschwindel" hat aber körperliche Ursachen.

Wie kommt es zum Höhenschwindel?

Nicht jeder könnte die Tätigkeit eines Fensterputzers von Hochhäusern ausüben. (Quelle: Luca Marzano)

Körperlich wird diese Reaktion ausgelöst, weil das Auge stets nach festen Gegenständen sucht. Blickt man in weite Ferne, beginnt der Kopf dabei unmerklich zu schwanken, weil es nicht möglich ist, seinen Blick auf etwas zu fixieren. Man versucht also, ein bestimmtes Objekt scharf zu sehen. Das führt zu Irritationen und löst ein Schwindelgefühl aus. Verantwortlich dafür ist die äußere Netzhaut des Auges.

Auch bewegte Objekte - wie vorbeiziehende Wolken am Himmel - können eine solche Empfindung auslösen. Der Körper ist durch das Schwankgefühl in Alarmbereitschaft, da er die Gefahr wittert, in die Tiefe zu fallen. Durch diese automatische Bewegung des Körpers kann mitunter tatsächlich eine erhöhte Sturzgefahr bestehen. Unwillkürlich wird man einen Schritt nach hinten machen, um sich "in Sicherheit zu bringen". Höhenschwindel ist auch eine Vorsichts- und Schutzfunktion des Körpers.

Höhenangst - Panik vor Kontrollverlust

Bei Höhenangst kommt große Panik vor Kontrollverlust hinzu. (Quelle: Pixelio.de, Fotograf: viocat)

Höhneschwindel und Höhenangst sind nicht dasselbe. Letzteres steht mit dem normalen Höhenschwindel in Verbindung, es spielen aber vor allem seelische Faktoren eine Rolle. Einige Menschen haben eine ausgeprägte Angst vor Kontrollverlust - also davor, in die Tiefe fallen zu können. Dies kann noch verstärkt werden, wenn man einmal negative Erfahrungen gemacht hat. Manche Menschen leiden also zusätzlich zu körperlichem Schwindel unter starken Panikzuständen, wenn sie in die Tiefe blicken.

Selbst wenn sie genau wissen, dass keine Gefahr besteht und sie nicht stürzen könnten, empfinden viele Menschen dabei ein großes Angstgefühl. Zum Beispiel, wenn sie sich in einem gläsernen Aufzug befinden und in die Tiefe blicken. Die Höhenangst kann bis zu einem gewissen Grad behandelt werden. Betroffene sollten sich dabei ihrer Angst stellen, anstatt Höhen - wie zum Beispiel Gebirge oder hohe Brücken - zu meiden.

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letzte Aktualisierung: 22.11.2009

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