Am 1. Dezember 1955 geschah etwas, das den Anfang von wichtigen Veränderungen markierte: Eine Afroamerikanerin namens Rosa Parks wurde in der Stadt Montgomery im US-Staat Alabama festgenommen, weil sie sich während einer Busfahrt weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Fahrgast aufzugeben. Die Festnahme der Rosa Parks erregte im ganzen Land viel Aufsehen und bewegte zunächst die schwarzen Bewohner der Stadt, später schwarze Bürger im ganzen Land zu friedlichen Protesten gegen die Politik der Rassentrennung.
Für viele für uns ist es heute nur noch schwer vorstellbar, aber die Zeiten der Rassentrennung in den USA sind noch nicht lange her. Im Jahr 1865 wurde zwar die Sklaverei abgeschafft, doch an der Situation der schwarzen Bevölkerung änderte sich in den Südstaaten zunächst nur wenig. Schwarze US-Bürger wurden unterdrückt, weiterhin als schlecht bezahlte Farmarbeiter beschäftigt und auch beim Wahlrecht gab es Unterschiede.
Ab 1876 traten in mehreren Staaten (vor allem im Süden der USA) Gesetze in Kraft, die schwarze und weiße Bürger in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern oder öffentlichen Verkehrsmitteln voneinander fern halten sollten. Der Fall Rosa Parks gab fast 80 Jahre nach Verabschiedung der ersten Rassentrennungsgesetze schließlich den entscheidenden Anstoß dazu, dass sich afroamerikanische Bürger im ganzen Land gegen die Ausgrenzung auflehnten.
Rassentrennung in den USA
"Separate but equal", also "getrennt aber gleichwertig", sollten die Einrichtungen für Schwarze und Weiße sein. So sah es das Gesetz vor, doch kontrolliert wurde diese Voraussetzung nicht. Viele Einrichtungen für schwarze Bürger hatten eine schlechtere Qualität als Einrichtungen, die von weißen Bürgern aufgesucht wurden. Das galt auch für Bildungseinrichtungen: Schulen, die von schwarzen Kindern besucht wurden, erhielten zum Beispiel weniger Geld vom Staat, waren demnach schlechter ausgestattet und hatten oft weniger gut ausgebildetes Lehrpersonal. Das gleiche war auch bei Universitäten und Krankenhäusern der Fall.
An Orten, an denen sich Weiße und Schwarze gemeinsam aufhielten, gab es oft getrennte Toiletten für Weiße und Schwarzen oder auch getrennte Wasserspender. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln gab es vielerorts eine strikte Trennung zwischen schwarzen und weißen Mitfahrern. In Zügen gab es spezielle Waggons nur für schwarze Bürger, in Bussen durften Schwarze nur in bestimmten Sitzreihen Platz nehmen. Meist waren die im hinteren Teil eines Busses gelegen, so dass die schwarzen Fahrgäste vorne beim Fahrer ihr Ticket lösen, aussteigen und im hinteren Bereich wieder einsteigen mussten. Nicht selten fuhr ein Bus zu früh ab und ließ die schwarzen Fahrgäste stehen.
Als Rosa Parks sitzen blieb
In Montgomery, wo Rosa Parks lebte, wurde das Prinzip der Rassentrennung streng eingehalten. Es gab separate Schulen für Schwarze, sogar getrennte Parkbänke und Aufzüge. Wie in vielen anderen Städten waren in den Bussen der Stadt Montgomery die hinteren, meist überfüllten Sitzreihen für schwarze Fahrgäste reserviert. Die vorderen Sitzreihen waren für weiße Fahrgäste vorgesehen und durften unter keinen Umständen von Schwarzen benutzt werden. In der Mitte des Busses gab es aber einen Bereich, der schwarzen Mitfahrern zwar offen stand, aber wenn auch nur ein weißer Fahrgast sich dorthin setzen wollte, mussten die schwarzen Passagiere die gesamte Sitzreihe räumen.
Und so war es auch im Fall von Rosa Parks. Ein weißer Fahrgast wollte sich auf einen Sitzplatz dieser "Grauzone" setzen und verlangte von den schwarzen Fahrgästen, die Sitzreihe freizugeben. Alle Passagiere fügten sich - nur Rosa Parks nicht. Sie war müde von einem langen und harten Arbeitstag und weigerte sich einfach, die restliche Fahrzeit über zu stehen. Der Busfahrer alarmierte daraufhin die Polizei. Die 42-jährige Frau wurde wegen Störung der öffentlichen Ruhe verhaftet und angeklagt. Verurteilt wurde Rosa Parks kurz darauf zu einer Strafe von zehn Dollar zuzüglich vier Dollar Gerichtskosten.
Rosa Parks' Widerstand und seine Folgen
Der Fall der Rosa Parks sorgte für viel Aufsehen und Empörung. Zunächst wurde ein eintägiger Boykott öffentlicher Busse für den 5. Dezember, den Tag der Gerichtsverhandlung gegen Rosa Parks, organisiert. Das bedeutet, dass die schwarze Bevölkerung dazu aufgerufen wurde, an diesem Tag nicht mit dem Bus zu fahren, sondern stattdessen zu Fuß zu gehen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Der Boykott ("Verweigerung") war ein voller Erfolg, denn fast jeder der 42.000 schwarzen Bürger der Stadt beteiligte sich daran.
Um die Aktion auszuweiten, trafen sich 50 Aktivisten der Schwarzenbewegung, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Einer von ihnen war der damals noch relativ unbekannte Martin Luther King, der in der Bürgerrechtsbewegung in Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen sollte. Er hatte bereits Erfahrung mit gewaltfreien Widerstandsaktionen, deshalb übernahm er die Führung der Boykottaktion. King hielt am Abend des 5. Dezember eine Rede vor 7.000 Zuhörern und forderte die Bürger auf, weiterhin den Busverkehr zu meiden. Außerdem verkündete er die Forderungen der schwarzen Bevölkerung: respektvoller Umgang, gleiche Rechte für alle Passagiere und die Einstellung von schwarzen Busfahrern.
Wieder stand die schwarze Bevölkerung geschlossen hinter der Aktion. Sie benutzte keine Busse mehr - für ganze 381 Tage. Obwohl die Stadt Montgomery durch die Boykottaktion sehr unter Druck geriet, lenkte sie über lange Zeit nicht ein. Doch schließlich erklärte der oberste Gerichtshof im Dezember 1956 die Rassentrennung in Bussen für verfassungswidrig - ein ganz entscheidender Sieg im Kampf gegen Rassentrennung und Diskriminierung. Dieser erfolgreiche Protest in Montgomery ermutigte die afroamerikanische Bevölkerung im ganzen Land zu friedlichen Widerstandsaktionen. Aus diesem Grund gilt der Fall Rosa Parks als Anfang der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten.
Die Person Rosa Parks
Was für eine Person steckt aber hinter dem berühmten Namen und dem Aufsehen erregenden Fall? Rosa Louise McCauley wurde am 4. Februar 1913 in Tuskegee, Alabama geboren. Für ihre Bildung war zunächst ihre Mutter verantwortlich, später besuchte die junge Rosa ausschließlich für Afroamerikaner eingerichtete Schulen. Im Alter von 19 Jahren heiratete sie den Friseur Raymond Parks, der sich in der NAACP (National Association for the Advancement of Colored People), der Wahlrechtsbewegung für Afroamerikaner, engagierte. Rosa Parks arbeitete den Großteil ihres Lebens als Schneiderin, doch ab 1943 war sie zusätzlich als Sekretärin bei der NAACP tätig.
Durch ihre mutige Tat wurde Rosa Parks zu einer Art Aushängeschild für die Bürgerrechtsbewegung. Ihr Name wurde allseits berühmt, er wurde zum Inbegriff für gewaltlosen Widerstand. Viele Menschen wurden durch Rosa Parks dazu angeregt, selbst etwas bewegen und sich in der Bürgerrechtsbewegung zu engagieren. Aber es lastete auch ein großer Druck auf ihr. Es war häufig nicht leicht, die mutige Rosa Parks zu sein. Sie und ihr Mann Raymond wurden bedroht, angefeindet und mit Telefonanrufen bombardiert. Die Situation wurde so schlimm, dass Raymond Parks sogar einen Nervenzusammenbruch erlitt. Im Jahr 1957 zog das Ehepaar schließlich nach Detroit im Bundesstaat Michigan, um im Norden der USA ein ruhigeres Leben führen zu können. Der Wegzug aus Montgomery änderte aber nichts daran, dass Rosa Parks sich weiterhin für die Bürgerrechtsbewegung stark machte, und zwar ihr ganzes Leben lang. Am 24. Oktober 2005 starb sie im Alter von 92 Jahren.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.