Lotterie an Englands Schulen?

In Brighton soll in Zukunft das Los über die Zukunft der Schüler entscheiden

von Petra Pezelj, 15 Jahre - 09.03.2007

Momentan herrscht große Aufregung bei vielen Eltern in England. In der Stadt Brighton soll ab September 2008 ein Los darüber entscheiden, welche weiterführende Schule ein Schüler besuchen darf. Damit sollen zum einen Schulen entlastet werden, die einen guten Ruf haben und deshalb völlig überlaufen sind. Zum anderen soll dadurch die Chance auf eine gute Schulbildung für Kinder aus ärmeren Familien verbessert werden. Das Vorhaben hat im ganzen Land Proteste ausgelöst. Vor allem wohlhabende Eltern wollen nicht, dass die Wahl der Schule dem Zufall überlassen wird.


In der Stadt Brighton soll in Zukunft nicht Geld sondern Glück dafür ausschlaggebend sein, welche Schule besucht werden darf.

Noch entscheidet in der Stadt an der Südküste Großbritanniens die Schulleitung, welche Schüler sie aufnimmt und welche nicht. Dabei spielt neben dem Wohnsitz oft auch das Vermögen der Eltern und die Herkunft eine entscheidende Rolle. Ein Direktor, der sich zwischen zwei gleich guten Schülern entscheiden muss, gibt zumeist demjenigen den Vorzug, der aus einem reicheren Familienhaus kommt.

Nach dem Willen der Kommunalpolitiker von Brighton soll sich dies ab September 2008 ändern. Ein Losverfahren soll die Chancen der gesellschaftlichen "Unterschicht" - also den ärmeren Familien - auf eine gute Ausbildung erhöhen. Bisher werden die besten staatlichen Ausbildungsstätten überwiegend von Kindern aus der Mittel- und Oberschicht besucht, während Kinder aus Einwanderer- oder Arbeiterfamilien mit schlechteren Schulen vorlieb nehmen müssen. Hinzu kommt, dass die Schulen mit einem besseren Ruf einen viel größeren Zulauf haben, als die "einfacheren". Auch dies soll sich durch die "Schul-Lotterie" ändern.

Wann soll ein Losverfahren entscheiden?

Obwohl bisher nur in Brighton eine solche Reform beschlossen wurde, löste sie in ganz England heftige Debatten aus.

Ein Losverfahren soll immer dann eingesetzt werden, wenn in der Schule mehr Anmeldungen eingehen, als Plätze vorhanden sind. Jeder Schüler soll sich in Zukunft nur noch an Schulen bewerben dürfen, die sich in seinem Stadtteil befinden. Bisher dürfen sich Eltern die weiterführende Schule für ihre Kinder in ganz England frei auswählen.

Durch die geplante Reform fühlen sich viele Eltern übergangen, die teilweise sogar beabsichtigt in teurere Wohngegenden gezogen sind, um ihren Kinder auf eine bestimmte Schule zu schicken und ihnen dadurch die bestmögliche Schulausbildung zu ermöglichen. Der Staat macht ihnen nun einen Strich durch ihre Planungen, denn nun müssen sie die weitere Schulbildung dem Zufall überlassen. Obwohl bisher nur in Brighton eine solche Reform beschlossen wurde, kam es in ganz England zu heftigen Debatten und Demonstrationen. Die Eltern der höheren Schichten wollen sich damit nicht zufrieden geben und versuchen die Reform notfalls auch mit rechtlichen Mitteln zu verhindern..

Die Elite bleibt gerne unter sich

Schulexperten fordern, mehr Geld für bessere Schulen auszugeben. (Quelle: Photocase)

Einige Kritiker der geplanten "Schul-Lotterie" befürchten, dass sich dadurch noch größere Spaltungen zwischen arm und reich in der Gesellschaft bilden, da die Menschen noch mehr darauf achten, in welche Bezirke sie ziehen. Außerdem möchten viele Zugehörige der Ober- und Mittelschicht verhindern, dass ihr Nachwuchs die Schulbank mit Kindern aus der Unterschicht teilt.

Schulexperten sind sich darüber einig, dass der Staat mehr Geld für Bildungssysteme ausgeben muss. Durch eine Reform der Schulplatzvergabe könne zwar die Chancengleichheit der verschiedenen Gesellschaftsschichten auf eine gute Bildung erhöht werden, jedoch würden dadurch nicht automatisch bessere Schulen geschaffen.

Jetzt bist du gefragt: Wie findest du die Idee, eine "Schul-Lotterie" einzuführen, um die Chancengleichheit der sozialen Unterschicht auf eine gute Bildung zu erhöhen? Mischt sich der Staat daduch zu sehr in die Angelegenheiten der Familien ein? Oder ist es eine sinnvolle Maßnahme für mehr soziale Gerechtigkeit? In unserem Forum kannst du mit anderen Lesern darüber diskutieren... )!

Hallo liebe Leserinnen und Leser von Helles Köpfchen,

ich heiße Petra und bin 15 Jahre alt. In der Redaktion von Helles Köpfchen habe ich ein zweiwöchiges Schülerpraktikum absolviert. Zurzeit besuche ich die Jahrgangsstufe 9 eines Gymnasiums in Wiesbaden (Hessen). In meiner Freizeit schwimme, tanze und lache ich am liebsten. Ich hoffe, dass ich euch in meinen beiden Artikeln "Alkoholverbot für Jugendliche unter 18 Jahren?" und "Schülerlotterie an Englands Schulen?" (unten verlinkt)

gut und objektiv über die Themen informiert habe. Ich freue mich auf eure Bewertungen und auf interessante Diskussionen im Forum!

Viele Grüße, eure Petra

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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