Faszination Fleischfressende Pflanzen - Teil 2

Teil 2 von 2

von Britta Pawlak

Die Reusenfalle

Die Haare im Inneren der Reusenfalle versperren den Weg zurück in die Freiheit. (Quelle: Kurt Stueber)

Das besondere an der Reusenfalle sind die Härchen, die ein Entkommen der Beute unmöglich machen. Diese Falle kann man sich wie eine Röhre mit nur einer Öffnung vorstellen. Ist das Beutetier erst einmal in die Reuse gelangt, gibt es kein Zurück mehr. Die Härchen lassen nur ein Vordringen ins Innere der Pflanze zu.

Denn dadurch, dass die Haare alle denselben Neigungswinkel haben, ist es nur möglich, in die Richtung zu laufen, in die die Haare wachsen. Bewegen sich die Tiere gegen die Haarrichtung, stellen sich die Härchen sofort auf, verschränken sich ineinander und werden dadurch undurchdringlich.

Die Saugfalle

Eine Saugfalle. Ihr Lebensraum befindet sich unter Wasser. (Quelle: Denis Barthel)

Die meisten Pflanzen mit Saugfallen haben ihren Lebensraum unter Wasser. Sie fangen ihre Beute durch Unterdruck. Schwimmt beispielsweise ein Wasserfloh an der Pflanze vorbei und stößt an eines der Fühlhärchen, die sich auf der Oberseite befinden, öffnet sich diese schlagartig nach innen. Dudurch entsteht ein Unterdruck und der Floh wird ins Innere der Pflanze gesaugt.

Dieser Vorgang geschieht so schnell, dass er mit bloßem Auge nicht zu sehen ist. Im Inneren produziert die Pflanze Enzyme, mit denen sie ihre Beute verdaut. Danach pumpt sie das Wasser wieder aus der Kammer und wartet auf das nächste Opfer.

Die Klebefalle

Eine Klebefalle des Sonnentaus. An ihren langen Drüsententakeln befindet sich der nach Nektar duftende Fangschleim - auf dem ein Insekt festgeklebt ist. (Quelle: Denis Barthel)

An der Klebefalle, wie der Name schon sagt, bleiben die Beutetiere haften. Ihre kleinen Drüsententakel, also Fangärmchen, produzieren ein schleimiges Sekret, auch Fangschleim genannt. Dieser Schleim duftet süßlich und lockt Beutetiere an. Sobald das Opfer die erste Drüse berührt, hängt es fest.

Die weiteren Befreiungsversuche machen es nur noch schlimmer, da es durch die Bewegung noch an weiteren Drüsen kleben bleibt, bis schließlich keine Bewegung mehr möglich ist. Es können Tage vergehen, bis die Beute verendet. Die Tentakel der Pflanze lassen das Tier immer weiter absinken und bedecken es mit dem schleimigen Sekret. Ist das Tier erst gefangen, beginnen sich Verdauungsenzyme zu bilden, die die Beute dann zersetzen.

Die Gruben- oder Gleitfalle

Diese Pflanze gehört zu den Kannenpflanzen, da ihre Trichter Ähnlichkeit mit einer Kanne haben. Sie fängt die Tiere mit einer Grubenfalle. (Quelle: Alexander Fisch)

Dann gibt es noch die Gruben- oder Gleitfallen. Diese sind meist lang und trichterförmig. Manche sehen aus wie Kannen, so genannte "Kannenfallen", die zu den Grubenfallen gehören. Meist wird die Beute durch den Nektar angelockt, den die Pflanze selbst produziert.

Vor dem "großen" Schlund der Pflanze befindet sich oft eine Stolperfalle. Durch diese wird das Insekt direkt Richtung "Magen", beziehungsweise zu den Verdauungssäften, befördert. Bei manchen Fallen ist die Haut im Inneren der Pflanze extrem glatt, sodass kein Krabbeltier mehr nach oben gelangen kann. Und was die fliegenden Insekten betrifft, gibt es natürlich auch eine Vorkehrung. Die Röhren sind so geformt, dass die Insekten, sobald sie mit den Flügeln schlagen, nach unten gezogen werden, anstatt zu fliegen. Erst einmal unten angekommen, ertrinkt das Tier und wird zersetzt.

Trotz ihrer Vorliebe für Lebendnahrung sind die Fleischfressenden Pflanzen, ebenso wie die meisten Pflanzenarten, auch auf Insekten angewiesen, wenn es um ihre Fortpflanzung geht. Deshalb befinden sich ihre Blüten, die zum Erhalt ihrer Art dienen, etwas außer Reichweite ihrer Fallen, damit die für sie nützlichen Insekten nicht versehentlich hineingeraten.

Bionik: Was der Mensch von Fleischfressenden Pflanzen lernt

Die Blüten dienen zur Fortpflanzung. Sie liegen viel höher als die klebrigen Blätter. (Quelle: Denis Barthel)

Die Gruben- und Reusenfallen haben im Inneren eine spezielle Beschichtung, auf der nichts haften bleibt. Diese Antihaftbeschichtung ist der Grund, weshalb die Tiere keine Chance haben, zu entkommen. Der Mensch versucht diese pflanzliche Art der Beschichtung ebenfalls zu nutzen.

So etwas kann zum Beispiel in Laboratorien von großem Vorteil sein, damit keine Rückstände mehr von gefährlichen Flüssigkeiten an den Instrumenten haften bleiben. Man könnte auch Backformen so beschichten, dass der fertige Kuchen einfach herausfallen würde. Ebenso wäre für die Automobilindustrie ein Lack wünschenswert, an dem kein Dreck mehr haften bleibt. Wie so oft dient für das "perfekte Produkt" die Vollkommenheit der Natur als Vorlage.

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letzte Aktualisierung: 11.12.2011

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