Faszination Fleischfressende Pflanzen

Teil 1

Teil 1 von 2

von Britta Pawlak


Heute zählen wir fast 600 verschiedene Arten von Fleischfressenden Pflanzen, den "Grünzeug-Jägern". Fasziniert und verwundert betrachten wir sie und fragen uns, was passiert in ihr - und vor allem, was widerfährt dem Tier, das sich in ihr verfangen hat?! Für viele ist es fast unglaublich, dass eine Pflanze sich von Tieren ernährt, wo wir es im Allgemeinen doch genau umgekehrt gewohnt sind. Wie fangen die verschiedenen Pflanzen ihre Opfer, und welche Tierarten fressen sie überhaupt?


Gemeines Fettkraut. Die Blätter der Pflanze sind klebrig. Sobald ein Beutetier festgeklebt ist, rollen sich die Blätter zusammen. (Quelle: Denis Barthel)

Zu früheren Zeiten war dies noch unglaublicher, die Erkenntnis nicht akzeptabel - die Menschen konnten sich einfach nicht vorstellen, dass es Pflanzen gab, die sich von Fleisch ernähren. Damalige Wissenschaftler waren abhängig von der christlichen Kirche - und diese war von der Vorstellung, es gäbe Fleischfressende Pflanzen, nicht sehr angetan. Da die Kirche bestimmte, was wahr und was falsch ist, wurden Wissenschaftler der Gotteslästerung angeklagt und bestraft, die mit ihren Forschungen dem vorgegebenen Bild widersprachen.

Heute sind die Wissenschaftler weitestgehend unabhängig - sie können neue Erkenntnisse also öffentlich machen. Die erste schriftlich festgehaltene Geschichte der Fleischfressenden Pflanzen beginnt erst im 12. Jahrhundert. Aber auch für uns scheint es noch merkwürdig, dass eine Pflanze ein Tier "auffressen" kann. Wobei Auffressen nicht ganz die richtige Bezeichnung ist, vielmehr wird das Tier von den Verdauungssäften der Pflanzen oder Bakterien zersetzt und das gewonnene Sekret von der Pflanze aufgenommen. Fleischfressende Pflanzen werden in der Fachsprache als "Karnivoren" bezeichnet (Fleisch heißt im Lateinischen "carnis").

Insgesamt gibt es fast 600 Arten, viele davon sind durch die erheblichen Eingriffe in die Natur bedroht. Bei uns gibt es etwa 15 verschiedene Arten - vor allem aus der Gattung der Sonnentaugewächse. Karnivoren wachsen überwiegend in Feuchtzonen - dort, wo wenig oder keine anderen Pflanzen vorkommen, weil es für sie zu wenig Nährstoffe gibt. Woanders würden sie schnell von anderen Arten verdrängt werden. Fleischfressende Pflanzen ernähren sich nicht ausschließlich von Tieren, sondern nehmen auch durch das Sonnenlicht Energie und über die Wurzeln Nährstoffe aus dem Boden auf. Sie brauchen genügend Licht und Wasser, um - wie auch andere Pflanzen - Photosynthese betreiben zu können. Dennoch benötigen sie zusätzlich lebendige Beute, um zu überleben.

Wie gelangt das Tier in die Falle - und welche Tiere werden gefressen?

Die Klappfallen, bereit um zuzuschnappen. (Quelle: Photocase)

Meist handelt es sich um Insekten oder Spinnen, die Fleischfressenden Pflanzen zum Opfer fallen. Karnivoren, die im Wasser leben, ernähren sich von kleinen Schwimmtieren. Einige Arten fangen aber auch Säugetiere oder Amphibien, beispielsweise Fröschen. Große Kannenpflanzen "fressen" sogar Mäuse und Ratten. Gelegentlich verdauen sie auch den Kot von Vögeln, der von oben herabfällt. Kleinere Arten von Fleischfressenden Pflanzen dagegen verspeisen ausschließlich Insektentiere.

Wenn man eine Fleischfressende Pflanze bei sich zuhause hält und sie nicht ausreichend Insekten fangen kann, ist es sogar möglich, sie mit kleinen Stückchen Fleisch zu "füttern". Allerdings reicht bei vielen Arten ein spezieller Dünger, um sie zu versorgen. Die Pflanze braucht viel Licht und Wasser. Am besten stellt man den Blumentopf in ein Gefäß voll Wasser. Außerdem ist es ratsam, die Pflanze mit Regenwasser oder anderem kalkfreien Wasser zu gießen.

Die Pflanzen locken ihre Beute mit verschiedenen Duftstoffen an, die sowohl angenehm nach süßem Nektar als auch auch nach Aas riechen können. Durch Farben und/ oder Gerüche täuscht die Pflanze ihre Beute - und lässt sie in die Falle tappen. Es gibt insgesamt fünf verschiedene Arten von Fallentypen. Die bekannteste ist die Klappfalle, sie kommt aber am seltensten vor. Es gibt davon nur zwei Pflanzenarten: die Venusfliegenfalle und die Wasserfalle.

Die Klappfalle

Das Tier im Inneren hat keine Chance zu entkommen, wenn sich die Klappen schließen. (Quelle: Denis Barthel)

Die beiden Klappen, die auf den ersten Blick wie ein Blatt erscheinen, stehen in einem Winkel von 50 Grad zueinander. Den äußeren Rand bilden kleine Dornen, die man gut und gerne als Fangzähne bezeichnen kann, da sie durchaus zum Fangen dienen. Ist eine Fliege erst einmal auf einer der Klappen gelandet, löst sie durch Berühren spezieller Härchen auf dem Klappeninneren einen Reflex aus. Die beiden Klappen der Pflanze schließen sich blitzschnell, sodass die Fliege dazwischen gefangen wird.

Nun kommen die "Fangzähne" zum Einsatz. Sie verhindern ein Entkommen, da sie am äußeren, offenen Rand eine Art Gitter bilden. Dann beginnt die Pflanze damit, den Verdauungssaft zu bilden, und nach und nach wird ihr Opfer zersetzt. Nach ungefähr acht Tagen öffnen sich die Klappen wieder, und zurück bleiben nur die unverdaulichen Reste des Tieres.

Diesen Vorgang kann eine Klappe einige Male wiederholen, dann hat sie ausgedient und beginnt zu verwelken. Deshalb sollte man eine Klappenfalle nicht grundlos auslösen, da die Pflanze davon eingehen kann.

Erfahre auch mehr über Reusen-, Saug-, Klebe- und Gleitfallen, mit denen die faszinierenden Pflanzen ihre Beute fangen. Klicke dazu auf den Weiter-Pfeil rechts unten, um zum zweiten Teil des Artikels zu gelangen.

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letzte Aktualisierung: 17.03.2010

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