Deutschland zittert sich ins EM-Finale

Türkei über weite Strecken das bessere Team

Teil 2 von 4

26.06.2008

Mit einem denkbar knappen 3:2-Sieg über ein überraschend starkes türkisches Team hat die deutsche Nationalmannschaft das Endspiel der Europameisterschaft erreicht. In der 90. Spielminute wurde Phillip Lahm mit einem beherzten Schuss zum Matchwinner der Partie. Kurz zuvor hatte der Bayern-Spieler den Ausgleichstreffer der Türken zum 2:2 durch eine misslungene Abwehraktion mitverschuldet - und mit dem Siegtor seinen Patzer vergessen gemacht. Der Sieg ist mehr als glücklich für die deutsche Mannschaft, denn über weite Strecken bestimmte das türkische Team das Spiel und erarbeitete sich zahlreiche gute Tormöglichkeiten.

Hamit Altintop war erneut einer der besten Spieler auf Seiten der Türken. (Quelle: FC Bayern München)

Obwohl die deutschen Spieler einen Tag länger Pause hatten, als die Türken, wirkte das Team von Fatih Terim von Anfang an frischer und entschlossener. Und so hätte es nach 13 Minuten bereits 1:0 für die Türkei stehen können, als Kazim Kazim den Ball aus kurzer Entfernung gegen die Latte des deutschen Tors hämmerte. Doch dies war nicht der von vielen erhoffte Weckruf für "Jogis Jungs", sondern trug eher noch zur allgemeinen Verunsicherung der deutschen Spieler bei. Die Türkei lies nicht nach und ging in der 22. Minute völlig verdient durch Ugur Boral in Führung. Bei dem Tor sah sowohl die gesamte deutsche Abwehr als auch Torhüter Jens Lehmann schlecht aus.

Doch bereits vier Minuten nach dem Gegentreffer gelang Bastian Schweinsteiger nach guter Vorarbeit von Lukas Podolski der Ausgleich - die erste gelungene Aktion des deutschen Teams wurde gleich mit einem Tor belohnt. Die Entstehung des Treffers erinnerte stark an das Tor zum 1:0 im Viertelfinale gegen Portugal. Auch hier konnte Schweinsteiger eine gute Flanke seines Vereinskollegen beim FC Bayern Lukas Podolski verwerten. Die Türken zeigten sich aber wenig beeindruckt von dem zu diesem Zeitpunkt völlig unerwarteten Gegentreffer und waren weiterhin das überlegene Team. Allein ihre Chancenauswertung lies zu wünschen übrig und so rettete die deutsche Elf das 1:1 in die Halbzeitpause.

Türken dominierten auch die 2. Halbzeit

Philipp Lahm bereitete ein Tor vor und schoss eines selbst. (Quelle: FC Bayern München)

Auch nach der Pause war keine Leistungssteigerung der Deutschen Nationalmannschaft zu erkennen. Immer wieder tauchten die spielstarken Türken gefährlich vor dem Tor von Jens Lehmann auf und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie den Vorsprung wiederherstellten. Doch dann kam es erneut anders: Phillip Lahm flankte in der der 78. Spielminute den Ball hoch in den Strafraum der Türken, Torwart Rüstü verschätzte sich beim Rauslaufen und Miroslav Klose köpfte ins leere Tor - 2:1 für Deutschland.

Doch wer den Weg der Türkei in dieses Halbfinale verfolgt hat, der wusste, dass dies noch lange nicht die Vorentscheidung war. In jedem Spiel dieser EM lag die Türkei zunächst zurück und kämpfte sich dann wieder ins Spiel. So auch bei diesem packenden Halbfinale, das zwar nicht höchste Fußballkunst zu bieten hatte, aber an Spannung kaum zu toppen war. Zum vierten Mal in Folge bei dieser EM gelang den Türken ein "Last-Minute-Tor" (also ein Tor in letzter Minute): Semih Sentürk traf in der 86. Minute zum 2:2-Ausgleich. Zwar machte Lehmann erneut keine gute Figur, doch vorausgegangen war dem Treffer ein grober Abwehrfehler von Philipp Lahm.

Vorfreude auf das Finale

Über 500.000 Besucher verfolgten das Spiel auf der Berliner Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. (Quelle: Wikipedia)

Und eben dieser wurde kurz vor Schluss doch noch zum Matchwinner: In der 90. Minute, als sich alle schon auf eine Verlängerung eingestellt hatten, erzielte Philipp Lahm nach einem Doppelpass mit Thomas Hitzelsperger den 3:2 Siegtreffer und schoss damit Deutschland ins Finale und die Türkei aus dem Turnier. Nach dem Spiel sagte Lahm überglücklich: "Das ist einer der schönsten Momente meiner Karriere. Die Türken haben uns das Leben schwer gemacht. Beim 2:2 habe ich einen Fehler gemacht, aber ich bin froh, dass ich dann noch der Mannschaft helfen konnte. Es ist klar, dass wir den Titel holen wollen."

In zahlreichen Städten Deutschlands wurde der Einzug der deutschen Nationalelf ins Finale bejubelt. Allein in Berlin sahen etwa eine halbe Million Menschen das Spiel auf einer Großbildleinwand am Brandenburger Tor - der größten deutschen "Fanmeile". Trotz der Enttäuschung über das Ausscheiden feierten vielerorts Türken gemeinsam mit Deutschen. Das Finale wird am Sonntag um 20:45 Uhr in Wien angepfiffen. Der Gegner der Deutschen wird heute im zweiten Halbfinale zwischen Spanien und Russland ermittelt.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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