23.08.2010
Europas größte Messe für Video- und Computerspiele, die gamescom, hat vom 19.-22. August mehr als 250.000 Besucher nach Köln gezogen. 505 Aussteller aus 33 Ländern präsentierten die neuesten Trends der Unterhaltungselektronik: Vorbei sind die Zeiten, als man beim Videospielen nur auf der Couch rumgesessen hat. Immer mehr Spiele setzen auf eine neue, aktive Art der Steuerung: Die Bewegungen des Spielers übertragen sich direkt auf die Bewegungen der Spielfigur. Begeistert durften Videospiel-Fans alle neuen Spiele ausprobieren - vorausgesetzt sie brachten Geduld mit, denn oft musste man stundenlang anstehen, um selbst dran zu kommen. Helles-Köpfchen-Reporter Christoph hat sich für euch auf der gamescom umgesehen.
Zum Auftakt der gamescom haben die großen Firmen Microsoft und Sony neue Zusatzgeräte für ihre Spielkonsolen Xbox und Playstation vorgestellt, um mit ihrem Konkurrenten Nintendo gleichzuziehen. Nintendo, der Marktführer in Sachen Spielkonsolen, hatte vor fünf Jahren mit der Einführung der Nintendo Wii Maßstäbe gesetzt: Eingebaute Sensoren in den Spielsteuergeräten erkennen die Bewegungen des Spielers. Um zum Beispiel bei einem Tennisspiel einen Schlag durchzuführen, bewegt man einfach seinen Arm, als hätte man anstelle des Steuergeräts einen echten Tennisschläger in der Hand.
Nun hoffen Microsoft und Sony mit ihren Entwicklungen Nintendo Konkurrenz machen zu können. Beide setzen dabei nicht nur auf Sensorensteuerung, sondern auch auf Kameras, um die Bewegungen des Spielers zu erfassen. Bis Ende des Jahres soll es etwa 15 Spiele für Kinect geben - so nennt Microsoft die etwa 150 Euro teure schwarze Box, die man an die Xbox anschließt. In einem Spiel schlüpft der Spieler zum Beispiel in die Rolle des verstorbenen Popstars Michael Jackson und macht dessen legendäre Tanzschritte nach. Doch auch Nintendo legt mit dem neuen Teil der Zelda-Serie nach: Mit dem Steuergerät in der Hand schwingt man das Schwert des Spielhelden und kämpft so gegen die Bösewichte.
Großer Ansturm auf die "E-Sport-Szene"
Viel los war auch in dem Bereich der Messe, wo sich E-Sport als eigenständige neue Sportart präsentierte. E-Sport bedeutet schlicht „elektronischer Sport“. Dabei treten zwei oder mehrere E-Sportler auf Computer- oder Spielkonsolen in organisierten Wettkämpfen gegeneinander an. Es gibt Ligen und Turniere, in denen sich besonders gute Video- und Computerspieler messen. Sogar eine E-Sport-Bundesliga wurde schon gegründet.
Immer mehr Spielefans interessieren sich auch für E-Sport-Veranstaltungen, bei denen Gewinner hohe Preisgelder gewinnen können. Manche deutschen E-Sportler sind sogar schon Profis, das heißt, sie verdienen ihr Geld ausschließlich mit E-Sport. In anderen Ländern, vor allem in einigen Ländern Ostasiens, sind E-Sportler mittlerweile genauso große Stars wie "normale" Sportler: Zehntausende Zuschauer verfolgen in Stadien auf riesigen Leinwänden, wie zwei auf ihren Monitor starrende Konkurrenten versuchen, sich in einem Computerspielen zu besiegen. Noch nicht ganz so viele, aber genauso gebannt verfolgten deutsche Spielefans auf der gamescom die Duelle von E-Sportlern in Spielen wie FIFA10, einer Fußball-Simulation, oder Starcraft, einem Weltraum-Strategiespiel.
Stundenlanges Warten auf fünf Minuten ballern
Noch mehr Andrang als bei den E-Sportlern war vor den "hollywoodreif" geschmückten Show-Räumen der brandneuen Spiele mit klassischer Steuerung für Computer und Konsole. Um die heiß ersehnten Neuerscheinungen für das diesjährige Weihnachtsgeschäft aber schon jetzt testen zu dürfen, mussten die Spielefans teilweise bis zur drei Stunden in Warteschlangen verbringen. Hatten sie die lange Wartezeit überstanden, durften sie wenige Minuten neue Ballerspiele wie Crysis2 "zocken" - und das war's dann schon. Ganz genau nahmen es die Veranstalter der gamescom mit den Altersbeschränkungen für die verschiedenen Spiele: Wer noch nicht 16, oder bei manchen Spielen sogar noch nicht 18 Jahre alt war, bekam gewisse Spiele nicht zu sehen.
Fragwürdig war die Art und Weise, wie manche Aussteller bestimmte neue Spiele vermarkteten. Zu ohrenbetäubendem Getöse aus riesigen Lautsprechern priesen kreischende Moderatoren neue Spiele stundenlang lautstark an und warfen massenweise Werbematerial, wie T-Shirts und Aufkleber, in die Menge der Zuschauer. Ob das neue Spiel an sich gut ist oder nicht, lässt sich mit so viel Krawall natürlich leicht überblenden.
Die Spieleentwickler setzen zunehmend auch auf Prominente, die mit ihren berühmten Namen neue Käufer anlocken sollen. Mit bekannten Gesichtern als Fans vom eigenen Spiel lässt sich viel Geld verdienen - so die Idee der Spieleentwickler. Inhaltlich brutale und kriegsverherrlichende Spieletitel werden so beworben: Der Musiker Mike Shinoda zum Beispiel, Mitglied der bekannten Rock-Band Linkin Park, trat auf einer der gamescom-Bühnen auf. Der Kalifornier warb für den neuesten Teil der "Medal of Honor"-Reihe, ein Kriegsspiel, bei dem der Spieler in die Rolle eines Soldaten schlüpft. Shinoda ballerte im Spiel alles weg und schrie dazu auf Englisch: "Do you want to be a gunfighter?" - auf Deutsch: "Wer will ein Krieger sein?"
Computer- und Videospielindustrie geht es noch immer blendend
Auf der diesjährigen gamescom gab es rund 200 Weltpremieren von neuartigen Spielen und Zubehör zu sehen - beinahe doppelt so viele wie im Vorjahr. Dies zeigt, dass es den Herstellern von Computer- und Videospielen wirtschaftlich insgesamt sehr gut geht. Zwar vermelden die Hersteller genau wie im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang der Einnahmen, doch insgesamt leidet die Computer- und Videospielindustrie wenig an den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise von 2008.
Im Vergleich zur gamescom 2009 gab es in diesem Jahr sogar noch mehr Aussteller. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben die Deutschen insgesamt etwa 630 Millionen Euro für Computer- und Videospiele ausgegeben. 2009 waren es noch vier Prozent mehr. Deutschland ist aber in Europa noch immer der zweitgrößte Markt für Computer- und Videospiele. Nur in Großbritannien wird europaweit noch mehr gezockt.
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