EM 2012: Spanien und Italien siegen im Halbfinale

Für Portugal und Deutschland ist der EM-Traum geplatzt

Teil 4 von 5

von Björn Pawlak - 29.06.2012

Das große Finale der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und in der Ukraine steht unmittelbar bevor. Qualifiziert haben sich die Nationalmannschaften Spaniens und Italiens, die am Sonntag (1. Juli 2012) in Kiew aufeinandertreffen werden. Titelverteidiger Spanien tat sich in seinem Halbfinale gegen Portugal schwer und siegte erst im Elfmeterschießen. Italien hingegen zeigte im zweiten Halbfinale gegen Deutschland erneut ein starke Leistung und setzte sich dank zweier Tore von Stürmer Mario Balotelli mit 2:1 durch.

Das Olympiastadion in Kiew: Hier findet am Sonntag das Finale statt. (Quelle: Football.ua || Wikipedia)

Spanien hat nun eine historische Chance auf den "Titelhattrick": Europameister 2008, Weltmeister 2010 und möglicherweise erneut Europameister 2012 - das wären drei große Titel hintereinander! Bisher hat dies noch nie ein Team geschafft. Spanien war auch im Jahr 1964 Europameister, hat insgesamt bisher also drei große Titel gewonnen.

Italien hingegen wurde nur einmal Europameister (1968), dafür aber bereits vier Mal Weltmeister (1934, 1938, 1982 und 2006). Wie vor sechs Jahren bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland besiegte Italien auch dieses Jahr im Halbfinale das deutsche Team. Dabei hatte man den Italienern vor diesem Turnier nicht allzu viel zugetraut, anders als den Deutschen. Besonders die Art und Weise, mit der Italien sich durchsetzte, war im positiven Sinne überraschend. Denn entgegen seines Rufs als "Spielzerstörer" spielte Italien schönen und kreativen Fußball nach vorne.

Anders Spanien: Obwohl die Nationalmannschaft wieder im Finale steht, gibt es kritische Stimmen. Spanien wirkte bei diesem Turnier nicht allzu zielstrebig. Fast sah es so aus, als ob ein wenig die Leidenschaft fehle. Zudem wählte Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque auch im Halbfinale gegen Portugal eine defensive Taktik ohne echten Stürmer. Im Halbfinale wirkte Gegner Portugal gefährlicher als das spanische Team, doch im Elfmeterschießen behielten die spanischen Spieler die Nerven.

Wer ist nun also Favorit für das Finale? Oft sind es nur Kleinigkeiten, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Es keinen wirklichen Favoriten, noch immer ist Spanien unglaublich schwer zu besiegen. Das Zeug dazu hat Italien, das hat der Sieg gegen Deutschland gezeigt. Vielleicht spricht diesmal sogar vieles für ein Elfmeterschießen im Finale.

1. Halbfinale: Portugal ärgert Spanien, verliert aber trotzdem

Spaniens Iker Casillas und Sergio Busquets: Gelingt der historische "Titel-Hattrick"? (Quelle: Steindy (talk) || Wikipedia)

Portugal begann die Partie angriffslustig und brachte Spanien in den ersten Minuten bereits in Verlegenheit. Spanien hatte zeitweise dennoch ein Übergewicht im dicht gestaffelten Mittelfeld. So kontrollierte der Europameister mit vielen Kurzpässen den Ball, spielte sich aber kaum einmal eine Chance heraus. Portugal hingegen versuchte, das Spiel mit seinen schnellen Außenstürmern Cristiano Ronaldo und Nani überfallartig aufzubauen.

Echte Torchancen waren Mangelware. Lediglich Andres Iniesta näherte sich dem portugiesischen Tor nach ungefähr einer halben Stunde mit einem Schuss aus der zweiten Reihe um Haaresbreite. Auf der anderen Seite verpasste Cristiano Ronaldo mit einem Schussversuch knapp.

Auch in der zweiten Halbzeit spielte sich fast alles Geschehen außerhalb der Strafräume ab. Beide Mannschaften rieben sich in Zweikämpfen auf, Spanien konnte sich nach wie vor keine Chancen erspielen. Cristiano Ronaldo scheiterte mehrmals mit Freistößen aus aussichtsreicher Position. Nach 90 Minuten war von einer Entscheidung in diesem Spiel noch nichts zu spüren.

In der Verlängerung drehte sich das Spiel zugunsten Spaniens. Möglicherweise machte sich das kräftezehrende und laufintensive Spiel der Portugiesen nun bemerkbar. Möglicherweise schaltete Spanien aber auch einfach einen Gang hoch. Portugals Torhüter Rui Patricio verhinderte mit einer Glanzparade gegen Iniesta das Tor für Spanien (104. Minute). In der zweiten Halbzeit der Verlängerung rettete er noch einmal stark gegen Jesus Navas.

Im Elfmeterschießen ging es für Portugal gut los: Rui Patricio parierte den ersten Schuss des Spaniers Xabi Alonso, der im Viertelfinale gegen Frankreich noch Doppeltorschütze gewesen war. Doch Spaniens Torhüter und Kapitän Iker Casillas wiederholte dieses Kunststück augenblicklich gegen Portugals ersten Schützen Joao Moutinho .

Portugals sicherster Schütze Cristiano Ronaldo wollte als letzter schießen, doch dies erwies sich als Fehler. Alle spanischen Schützen verwandelten von nun an. Portugals Innenverteidiger Bruno Alves hingegen, der vorletzte Schütze Portugals, scheiterte an der Innenkante der Latte. Anschließend besiegelte Cesc Fabregas Spaniens Sieg - er traf die Innenkante des linken Pfostens und von dort ins Tor. Cristiano Ronaldo konnte seinen Elfmeter also gar nicht mehr ausführen, da die Niederlage schon feststand.

2. Halbfinale: Deutschland unterliegt Angstgegner Italien

Maria Balotelli, Italiener mit ghanaischen Wurzeln: Gegen Deutschland gelangen ihm die entscheidenden Tore. (Quelle: Football.ua || Wikipedia)

Zum achten Mal trafen die beiden Länder bei einem großen Fußball-Turnier (Welt- und Europameisterschaften) aufeinander, noch nie konnte Deutschland Italien dabei bezwingen. Italien handelte den Deutschen mit einem 2:1-Sieg die vierte Niederlage ein (viermal endeten die Begegnungen unentschieden). Italiens Trainer Cesare Prandelli hatte seine Mannschaft taktisch hervorragend auf den Gegner eingestellt.

Ein Blick zurück in die Geschichtsbücher: 4:3 gewann Italien gegen Deutschland im "Jahrhundertspiel" bei der WM 1970 in Mexiko, 3:1 gegen Deutschland hieß das Ergebnis im Finale der WM 1982 in Spanien, bei der WM 2006 unterlag Deutschland im Halbfinale 0:2 nach Verlängerung.

Diesmal sollte alles anders werden, so zumindest der Plan der Deutschen. Bundestrainer Joachim Löw hatte im Vergleich zum erfolgreichen Viertelfinale gegen Griechenland erneut auf drei Positionen umgestellt und Toni Kroos, Lukas Podolski sowie Mario Gómez für die Startelf nominiert. Vielleicht wäre es besser gewesen, weiter auf die im Spiel zuvor so überzeugenden Spieler Marco Reus und Miroslav Klose zu setzen.

Beide Mannschaften begannen auf Augenhöhe, die erste große deutsche Chance bot sich bereits in der fünften Spielminute für Abwehrspieler Mats Hummels. Einen harten Schuss von Kroos parierte Italiens Torwart Gianluigi Buffon mit den Fäusten. Auf der Gegenseite musste der deutsche Torhüter Manuel Neuer nacheinander gegen Riccardo Montolivo und gegen Antonio Cassano Schüsse abwehren. Dann die 20. Spielminute: Cassano wurde links vom deutschen Strafraum angespielt, drehte sich geschickt mit dem Ball um Hummels und flankte maßgenau auf den Kopf des heranfliegenden Mittelstürmers Balotelli - Tor für Italien!

Deutschland verstärkte seine Angriffsbemühungen, doch Italiens Abwehr stand gut. Lediglich ein Fernschuss von Khedira per Direktabnahme zwang Buffon zu einer weiteren Parade (35. Minute). Dann die kalte Dusche für Deutschland: Montolivo fand mit einem hohen tödlichen Pass die Schnittstelle der deutschen Abwehr, so dass Balotelli allein auf Torhüter Neuer zulaufen konnte. Mit vollem Risiko jagte Italiens Stürmer den Ball in den rechten Torwinkel, Neuer war ohne Chance.

Im zweiten Durchgang, mittlerweile waren Reus und Klose im Spiel, setzte Deutschland Italien stärker unter Druck. Reus zwang Buffon per Freistoß zu einer Glanzparade mit den Fingerspitzen, der Ball landete an der Latte (61. Minute). Doch die deutsche Offensive verpuffte im Laufe der zweiten Halbzeit mehr und mehr. Im Mittelfeld Italiens zog der überragende Andrea Pirlo einmal mehr die Fäden.

Löw wechselte noch einmal offensiv aus und brachte Thomas Müller für Abwehrspieler Jerome Boateng. Hinten stellte er von der Vierer- auf eine Dreierkette um, wodurch sich für Italien Konterchancen ergaben. Gleich mehrere Italiener vergaben Großchancen zum 3:0. In der Nachspielzeit verursachte Italiens Abwehrspieler Federico Balzaretti noch einen Handelfmeter für Deutschland. Mesut Özil nutzte die sich bietende Chance, doch das Anschlusstor kam zu spät. Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Stéphanne Lannoy die Begegnung ab.

Halbfinale:

Portugal - Spanien 0:0, 2:4 im Elfmeterschießen

Deutschland - Italien 1:2

Finale:

Spanien - Italien (am 1.7. in Kiew)

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letzte Aktualisierung: 30.06.2012

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